Eine Stele, die glücklich macht

Erstellt am 22.10.2021

Paulus-Kirche in Ense ist nach siebzig Jahren endlich optisch wahrnehmbar

Von Hans-Albert Limbrock

Ense-Bremen. Eine Kirche ohne Kirchturm – das ist wie Soest ohne Allerheiligenkirmes. Geht, ist aber nicht wirklich schön. Das Gotteshaus in Bremen hat zwar einen Kirchturm, aber das ist eher ein Türmchen und dadurch praktisch nicht wahrnehmbar. „Die Paulus-Kirche der Kirchengemeinde Ense war bisher für viele Gläubige und Besucher schwer zu finden. Stets haben wir beschrieben, dass sie sich, gegenüber von Raiffeisen‘ befindet“, kennt auch Kirchmeisterin Johanna Dülberg die Problematik.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass das Gebäude ursprünglich gar keine Kirche war. Pfarrerin Christine Dinter: „Das war ursprünglich mal ein Gemüselager.“ 1951 hat die Kirchengemeinde das Haus erworben. In Folge von Flucht und Vertreibung waren viele Menschen evangelischen Glaubens aus den Ostgebieten nach Ense gekommen. Der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus ebnete dann den Weg zum Kauf; für einen kompletten Neubau und auch für einen stattlichen Kirchturm fehlte schlichtweg das Geld.

Für Pfarrerin Dinter ist solch ein steinernes Symbol allerdings ohnehin keine Notwendigkeit: „Es kann nicht jeder einen Kölner Dom haben, wichtiger sind die Inhalte.“ Und dennoch sollte eine Kirche auch optisch wahrnehmbar bar sein, erst recht an einer vielbefahrenen Straße wie der B 516. Deshalb hat es bereits vor einigen Jahren erste Überlegungen gegeben, wie dieses Ziel erreicht werden kann.

In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Dortmund haben Studentinnen und Studenten des Studiengangs Design 2018 Entwürfe für eine bessere optische Präsenz entwickelt. Dinter: „Da waren vielversprechende Ansätze dabei, die uns die Augen dafür geöffnet haben, was alles denkbar ist.“ Auch ohne Kirchturm.

Letztendlich hat man sich für eine zweiteilige, farbenfrohe Glasstele entschieden, die nun schon von weitem sichtbar ist, sodass in Zukunft die Erklärung „gegenüber von Raiffeisen“ nicht mehr nötig sein wird.

Gestaltet worden ist sie von dem französischen Künstler Malel. Dessen Arbeiten hatte sich eine Delegation der Gemeinde bei „Glas Peters“ (Paderborn) angesehen und war gleich begeistert von seinen farbintensiven Interpretationen. Auch der Entwurf für die eigene Kirchengemeinde mit ihren fast 2000 Gemeindegliedern fand große Zustimmung.

Die beiden drei Meter hohen Stelen sind in einem leichten Winkel zueinander aufgestellt. Während auf der linken der Schriftzug Paulus steht, ist rechts Kirche zu lesen. Auf der linken ist zudem ein Boot mit Menschen (ein Flüchtlingsboot?) zu sehen, rechts ist ein großes Kreuz und Menschen, die auf dem Weg sind. „Das“, so Dinter, „passt einfach ganz hervorragend zu uns. Diese kräftigen Farben. Damit bin ich echt glücklich.“

Ein besonderes Lob hat die Pfarrerin in diesem Zusammenhang noch parat: „Ohne Kirchmeisterin Johanna Dülberg hätten wir das nicht so rasch umsetzen können. Vor allem bei den behördlichen Genehmigungen hat sie Unglaubliches geleistet. Und auch die Unterstützung durch Dirk Pieper, Architekt beim Kreiskirchenamt in Soest, sowie die Enser Architektin Luzia Fleißig war sehr hilfreich.“

Am Sonntag, 31. Oktober, wird um 17 Uhr ein Gottesdienst gefeiert. Johanna Dülberg: „Damit wollen wir diesen tollen Hinweis einweihen und unsere Kirche sichtbar zu machen.“

Laden zur Einweihung der neuen Glasstele an der Paulus-Kirche ein: Pfarrerin Christine Dinter und Kirchmeisterin Johanna Dülberg. Foto: Hans-Albert Limbrock