Kirchenkabarett mit Ingmar Maybach

Erstellt am 16.09.2022

Kirchenkabarettist Ingmar Maybach ist auf der Bühne in seinem Element Bild Dorothea Richter

 

Von Dorothea Richter

Warstein. Zum dritten Mal in Folge konnte Pfarrer Uwe Müller den bekannten Kabarettisten, Soziologen und Theologen Ingmar Maybach in der Warsteiner Martin-Luther-Kirche begrüßen. In diesem Jahr gastierte der Allrounder mit seinem neuen Programm „Wort-zum Sonntag-Show“ anlässlich des Gemeindejubiläums „175 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Warstein“. Mit großem Hallo stürmte ein gut gelaunter Maybach, fröhlich lachend und dabei nach rechts und links gestikulierend, durch das Kirchenschiff auf den mit Silber-Lametta in Szene gesetzten Altar zu. Wie ein alter Bekannter, der eben mal vorbeikommt um die evangelischen Christen  an „mehr Mut zum Personenkult“ zu erinnern, wenn sie der katholischen Kirche nacheifern wollten. „Wir tun uns schwer, weil wir ja sozusagen alle Papst sind und das Priestertum aller Gläubigen vertreten, Volkskirche eben.“

Augenzwinkernd führte der „Spaßmacher Gottes“ mit Gitarre und  in gewohnt geistreicher Weise vor, das Kirche und Kabarett durchaus zusammenpassen und gewährte tiefe Einblicke in den Alltag eines Pfarrers. Man musste nicht bibelfest sein, um über die Mühen einer Predigtvorbereitung lachen zu können, wenn am Sonntagmorgen um vier  gerade mal „Liebe Gemeinde“ und „Amen“ auf dem weißen Blatt stehen. Ein anderes Kapitel, als Pastor mit schwierigen Menschen umzugehen, und das auf realem Hintergrund basierte, brachte der Verwandlungskünstler Ingmar Maybach als bürgerliches Drama „Hochzeit“ in drei Akten auf die Bühne. Zur Freude des Publikums karikierte Maybach die hyperaktive Braut -  eine Mischung aus Heidi Klum und Duracell-Häschen in Weiß - und stellte seine musikalischen Fähigkeiten unter Beweis. Der „schönste Tag des Lebens“, an dem nichts dem Zufall überlassen bleiben soll, aber leider einen Haken hat: Das Braukleid passt nicht zur Kirche!!

Der humorvolle Pfarrer mit dem langen Pferdeschwanz, „so wird man am Altar nicht gleich als Pastor erkannt“, streifte eine große Palette gesellschaftlicher und politischer Themen. In der „Sixtinischen Madonna“ der Dresdner Kunstsammlung meinte er Angela Merkel, „die ewige Pfarrerstochter“ zu erkennen. „Sie ist die Madonna der Protestanten“. Und für den Großriesen „IKEA“ hatte er den Vorschlag parat, Bestattungsmöbel zum Eigenbau anzubieten. „Wenn man seinen Sarg mit Vornamen kennt, dient das dem Beziehungsaufbau und schafft eine Diesseits-Jenseits-Kontinuität.“ Apropos Beerdigung, meinte Maybach: „Woran erkennt man einen Pastor am Strand? Richtig, an der Art Sand zu schaufeln... Erde zu Erde.“ Wobei eine Bestattung in einer Urnenwand schon irritierend sei, wenn man es wörtlich nehme: „Metall zu Beton, klingt irgendwie komisch.“ Der Komiker hatte die Lacher auf seiner Seite, denn auch in einer Kirche dürfe herzhaft gelacht werden, ist er überzeugt. Und dass er auch „ernst“ kann, verdeutlichte er mit seinem eingängigen Reformationslied: „Reformation ist immer, Reformation ist hier. Wenn sich etwas ändern soll, bist du selbst gefragt. Nagel deine Thesen an die Tür, das hat auch Martin Luther schon gesagt.“ 

Mit viel Wortwitz und musikalischer Akrobatik „balancierte“ Ingmar Maybach, durch seine 90-minütige Unterhaltungsshow und machte sich auch einen Reim auf die entbehrungsreiche  Coronazeit, mit ihren absurdesten Verschwörungstheorien. Das neue Sprachphänomen Jugendlicher, nähme er gern in einer überaus „priorisierenden“  Predigt über den Turmbau von Babel auf, hört sich dann etwa so an: Gott so: „Reicht“. Turm so: Kippt.

Am Ende seiner Show  präsentierte Maybach mit wallendem Haar den „Gemeindeströmungsfilm“ al la Claudia Kleinert als Wetterfee und erntete  langanhaltenden und begeisterten Applaus. Mit seiner Zugabe „Ich woll't unsern Benny taufen lassen“, gab der Künstler einen ironischen  Einblick in die Bürokratie von „Kirchens“ und verabschiedete sich endgültig von der Warsteiner Bühne.