Fotos ohne Kamera

Erstellt am 13.05.2022

Fotokünstler Ralf Litera stellt aktuell in der Neheimer Christuskirche aus

Stellt zurzeit seine Bilder aus der Werkreihe „Pflanzen traurig“ in Neheim aus: der Fotokünstler Ralf Litera aus Sundern. Foto: Hans-Albert Limbrock

 

Neheim. Fotografieren ohne Kamera, Malen ohne Pinsel und Farben. Ralf Litera aus Sundern ist nicht etwa ein Zauberkünstler, sondern hat für sich eine Form der Kunst entdeckt, die fast schon so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal ist. Aktuell zeigt er einen Ausschnitt seiner umfangreichen Werke in der Neheimer Christuskirche. Noch bis Ende Juli wird die Ausstellung zu den üblichen Öffnungszeiten der Kirche zu besichtigen sein.

Die ausgestellten Bilder stammen aus der Serie „Pflanzen traurig“. Entgegen einer sonst oft gezeigten inszenierten Blumenästhetik wirken die Bilder des Sunderaners eher verstörend, bizarr und irritierend. „Der Rückgang der biologischen Vielfalt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch beschleunigt, was hauptsächlich auf die Aktivitäten des Menschen zurückzuführen ist. Landnutzungsänderung, Verschmutzung, genetische Eingriffe und nicht zuletzt der Klimawandel bedrohen die Biodiversität der Erde“, begründet Litera, warum er Pflanzen in den Blickpunkt rückt.

Als freier Fotograf steht Litera, der in Bielefeld Psychologie studiert hat, für vielfältige Projekte hinter der Kamera. Doch fasziniert ihn ebenso sehr eine Seite der Fotografie, die sich dem analogen Entstehen der Bilder widmet: das Belichten von Fotopapier, die physikalischen und chemischen Abläufe beim Entwickeln, die verwendeten Substanzen und Materialien – wie zum Beispiel Pflanzen.

Litera: „Mein besonderes Interesse gilt dabei einem Urphänomen der Fotografie: dem Fotogramm.“ Hierbei werden Objekte auf lichtempfindliches Fotopapier gelegt und dann belichtet. Im Gegensatz zur herkömmlichen Fotografie wird dabei keine Kamera benutzt.

Für die Reihe „Pflanzen traurig“ verweilen Pflanzen zum Teil wochenlang bei Wind und Wetter auf Fotopapier, bis das Papier sich aufzulösen  beginnt. Der Künstler aus Sundern verknüpft dieses alte Herstellungsverfahren mit aktuellen digitalen Aufnahmetechniken, wie zum Beispiel einem handelsüblichen Dokumentenscanner, welcher heute in jedem Büro und in vielen privaten Haushalten benutzt wird.

Litera: „Diese Geräte erlauben eine schnelle Übertragung der gescannten Papiere in eine digitale Form.“ Anschließend werden diese Fotos ausgedruckt. „Mit diesem Verfahren“, so der 56-Jährige, „unterwandere ich mit meinen Bildern den Anspruch an die Fotografie als Abbild der Umwelt zu fungieren.“ (Lim)