Ein Zuhause für den Glauben

Erstellt am 09.09.2022

175 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Warstein

175 Jahre Evangelische Kirchengemeinde – das feierten auch (vorne v. li.): Dietmar Lange, Ortsvorsteher Warstein, Pfarrerin Jutta Schorstei, wald Wenge, stellvertr. Bürgermeister Stadt Rüthen, Dr. Thomas Schöne, Bürgermeister Stadt Warstein, hinten, von li: Pfarrer Uwe Müller und Thomas Hartmann Synodalassessor, Lippstadt. Fotos: Dorothea Richter

 

Von Dorothea Richter

Warstein.  Am letzten Sonntag im August feierten die evangelischen Christen in Warstein ein ganz besonderes Jubiläum: „175 Jahre Evangelische Kirchengemeinde“. Die Feierlichkeiten fanden bei strahlendem Sonnenschein draußen und drinnen rund um die Martin-Luther-Kirche und dem Philipp-Melanchton-Haus statt.

Den Auftakt mit musikalischer Begleitung des Posaunenchores bildete ein Gottesdienst mit Festprediger Thomas Hartmann, Synodalassessor aus Lippstadt: „Das schöne Leitbild und Motto 'Dem Glauben ein Zuhause' zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Warsteiner Kirchengemeinde.“ Bei seiner Spurensuche sei er auf ein kleines Gemeindebuch aus dem Jahre 1951 gestoßen, dessen Niederschriften von den  Anfängen des evangelischen Glaubens in Warstein und im Kreis Soest  berichteten.

„In der römisch-katholischen Umgebung hatten zugezogene evangelische Christen kein leichtes Dasein“, erörterte Thomas Hartmann die Situation der damaligen Zeit. „1829 taten sich hier vor Ort ein paar Männer zusammen und gründeten einen eigenen kirchlichen Verein. Unter schwierigsten Bedingungen - die katholische Kirche behielt trotz Reformation ihren großen Einfluss - wuchs die Versammlung der Protestanten bald auf 275 Seelen heran.“

Bis zur Errichtung der ersten evangelischen Kirche im Jahre 1857, die heutige Martin-Luther-Kirche, seien die Gottesdienste in der Kreuzkapelle Meschede, oder in einer Kapelle der katholischen Kirche in Warstein  abgehalten worden. Thomas Hartmann erinnerte in seinen Worten daran, dass der Begriff „Dem Glauben ein Zuhause“ bis heute gültig ist. „Die evangelische Kirchengemeinde Warstein hat Suchenden immer einen Ort geschenkt, wo sie Orientierung, Halt und Geborgenheit finden, und Zuflucht in Kummer - und Krisenzeiten. Die Gemeinde hat erkannt, Menschen Wege aufzuzeigen, ihren Glauben zu gestalten und wie sie sich im Namen Jesu in den Dienst nehmen lassen, am Reich Gottes mitzubauen. Das ist die Frohbotschaft, das ist Evangelium.“

Die Warsteiner Gemeinde, die im Laufe der Jahre auf 5100 Glieder angewachsen und sich längst zur Ökumene herausgebildet habe, sei bis heute eine Kirche der Zugezogenen. Gemeinde sei nicht perfekt, immer wieder hieße es, sich gegenseitig zu ermutigen, aber auch zu ermahnen und zu vergeben. „Dazu wünsche ich  allen Gottes guten Segen“, rief  Thomas Hartmann den Gläubigen zu und überreichte Pfarrer Uwe Müller im Namen der Synode einen Umschlag mit Karte und Geldgeschenk.

Glückwünsche gab es auch von Bürgermeister Dr. Thomas Schöne, welcher zwei Gedanken voranstellte: „Vor Ort erleben wir hier beste ökumenische Gemeinschaft, deren Schulterschluss ganz bewusst gesucht wird. In Zeiten zunehmender Individualisierung ist das überaus wichtig und kann ein gutes Beispiel für die weltliche Gemeinde sein.“ Gemeinsam mit Ortsvorsteher Dietmar Lange, der im Vorfeld einen informativen Vortrag zum Jubiläum im Haus Kupferhammer hielt, schenkte er der Gemeinde eine Linde, die an den ersten Pfarrer in Warstein, Carl Geck, erinnern soll.

Aus Rüthen brachte der stellvertretende Bürgermeister Ewald Wenge ebenfalls Glückwünsche mit und erwähnte „einige Veränderungen im Laufe der Gemeindegeschichte, mit dem Verkauf der Apostelkirche und dem Umbau des Gemeindehauses“.

Nach dem offiziellen Teil dankte Pfarrer Uwe Müller allen Beteiligten und Helfern, die zum Gelingen des Gemeindefestes beigetragen hätten. „Ein besonderer Dank geht vor allem an unsere Gemeindesekretärin Karola Haverbeck, die ununterbrochen im Einsatz war. Sie hat gefühlt im Gemeindebüro geschlafen.“

Das sich anschließende bunte Programm für Groß und Klein bot reichlich Abwechslung: Von einem Bibelquiz mit dem Buch der Bücher, einer interessanten Ausstellung zur Geschichte der evangelischen Kirche in Warstein, über die Präsentation der unterschiedlichen Gruppen, bis hin zu  Kinderbelustigung mit Schminken und der beliebten Schokokuss- Weitwurfmaschine. Ein offenes Ohr besonders bei den Frauen, fand das offene Singen in der Martin-Luther-Kirche mit Gitarrenbegleitung von Bianca Sina. 

Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt, Grillwurst, Salate, Kaffee und Kuchen fanden reichlich Zuspruch. So manche lustige, aber auch nachdenkliche Anekdote gab Uwe Müller in seinem Vortrag aus der Chronik des ersten Pfarrers Carl Geck zum Besten. Hier noch ein paar historische Daten: 10. August 1856 - Grundsteinlegung der Kirche in Warstein. 25. Oktober 1857 -  Einweihung. 1893 - Pensionierung des  Pfarrers Carl Geck. Den Abschluss des gelungenen Jubiläumsfestes bildeten die „Gospel Spontan“-Musiker um Volkert Bahrenberg mit einem kleinen Konzert. 

Der Posaunenchor unter der Leitung von Semyon Mitschke sorgte für musikalische Unterhaltung

Beim offenen Singen in der Martin-Luther-Kirche.

Die Kirchengemeinde Warstein gehört inzwischen zur Region Wage.