Rückschlag für Kirche in Welver

Erstellt am 09.09.2022

Holz in der Dachkonstruktion ist morsch / Kirchraum wirkt nach Renovierung erheblich heller

Betretene Gesichter: Werner Lücke vom Ingenieurbüro Rohrberg, Presbyteriumsvorsitzender Friedrich Schulze zur Wiesch und Kirchenkreis-Architekt Dirk Pieper mussten den Rückschlag erst einmal verdauen. Fotos: Hans-Albert Limbrock

 

Von Hans-Albert Limbrock

Welver. Bekanntlich steckt der Teufel oft im Detail. Manchmal aber auch in dicken Hölzern. So etwa bei der Kirche St. Cyriacus & Albanus, die aktuell für einige hunderttausend Euro aufwendig renoviert wird. Aber als ob das noch nicht reichen würde, sind nun auch noch morsche Sparren und Balken in der Deckenkonstruktion in den Querhäusern entdeckt worden. „Bei der Dachöffnung sind erhebliche Schäden sichtbar geworden. Das bereitet nun einige Probleme“, erläutert Dirk Pieper, Architekt  des Evangelischen Kirchenkreises. Fußpunkte müssen nun ebenso wie Teile der Decke erneuert werden. Pieper: „Das ist leider unvermeidbar. Einige Balken sind komplett durch.“ Vermutlich ist über viele Jahrzehnte neben der Wand des Hauptschiffs Wasser eingedrungen und hat den Fäulnisprozess im Holz ausgelöst.

Eine Schätzung, was das an Mehrkosten bei dem 370.000 Euro teure Projekt ausmacht, will der Fachmann nicht abgeben: „Aber das wird natürlich schnell fünfstellig, und das nicht unbedingt im niedrigen Bereich.“ Fördergelder wird es dafür nicht geben; die Summe wird die Kirchengemeinde allein stemmen müssen – wieder einmal.

In jedem Fall ein Rückschlag – mehr aber auch nicht. Denn die bisherige Renovierung läuft trotz der allseits bekannten Probleme mit steigenden Materialkosten und Handwerkermangel weitgehend nach Plan, sodass die Wiederöffnung passend zum Herbst und damit auch rechtzeitig zu Weihnachten ein realistisches Ziel zu bleiben scheint – auch wenn das sehr sportlich werden dürfte. Pieper: „Dazu gibt es zu viele Unwägbarkeiten; eine seriöse Aussage ist da nicht möglich.“

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass der Kirchraum durch die baulichen Eingriffe ganz erheblich gewinnen wird. Er wirkt lichter, heller  und aufgeräumter. Um insgesamt 2,70 Meter ist die Brüstung zurückversetzt worden. Der dunkle und gedrängte Eindruck im hinteren Teil der Kirche ist nun Vergangenheit. Friedrich Schulze zur Wiesch, Vorsitzender des Presbyteriums Kirchengemeinde Niederbörde: „Zuvor war das ein dunkles Loch, in das praktisch kein Licht eingefallen ist. Die Gottesdienstbesucher haben dort wie im Keller gesessen.“

Vor fast vierzig Jahren wurde die zwei Tonnen schwere Orgel, die aus dem Jahr 1733 stammt und von Johann Patroclus Möller gebaut wurde, aus dem Altarraum auf die Empore versetzt. Dafür wurde der balkonartig Überbau verlängert. „Das“, so Pieper, „war dem Zeitgeist der 80er Jahre geschuldet.“ Das dadurch diese ganz spezielle Dunkelkammer im Kirchenraum entstand, wurde billigend in Kauf genommen.

Im Zuge der jetzt erfolgten Maßnahme, wurde der Unterbau der Orgel, die bisher auf einer Spanplatte stand, durch Stahlträger verstärkt und dadurch erheblich optimiert. Holger Engelhardt, staatlich geprüfter Techniker der Baudenkmalpflege Werl hatte die Orgel und die Empore zuvor gecheckt und dabei feststellt, dass beim Spielen die gesamte Konstruktion in Bewegung war: „Das war ein Gefühl, als ob die komplette Orgel schwankt.“

Zudem wurde nun für ausreichend Belüftung und großzügigen Lichteinfall gesorgt. Licht fällt nun aus dem westlichen Fenster hinter der Orgel ein. Pieper: „Vor allem die schlechte Belüftung war problematisch; sie hat immer wieder für Schimmelbildung gesorgt.“

Auch im übrigen Kirchenraum hat sich inzwischen einiges getan. Der Putz wurde erneuert, der Sockel hat einen neuen Anstrich erhalten. Bis zum Spätherbst soll dann auch das neure Beleuchtungskonzept fertig sein, das wieder der auf Kirchenbeleuchtung spezialisierte Maximilian Piltz aus Soest konzipiert hat.

Die Putzarbeiten im Innenraum sind nahezu abgeschlossen.

In die Dachkonstruktion der beiden seitlichen Anbauten sind Feuchtigkeit und Nässe eingedrungen und lassen das Holz faulen.

Ein Foto von einer frühen Besprechung: Die historische Orgel kann inzwischen besser belüftet werden und steht nun dank eingezogener Stahlträger erschütterungsfrei.