Wenn die großen Glocken schwingen

Erstellt am 02.12.2022

Adventssingen in der Petrikirche zaubert festliche Stimmung herbei

Kantorin Annette Arnsmeier gab den Takt und den Ton vor. Fotos: Thomas Brüggestraße

 

Von Thomas Brüggestraße

Soest. Noch ein Kanon vielleicht? Annette Arnsmeier spielt die Melodie auf der großen Holzflöte vor, zeigt wieder an, wer zu welcher Stimme gehört und gibt nacheinander den Einsatz für die Gruppen vor. „Seht, die gute Zeit ist nah“, klingt es durch die Petrikirche. Ein kleiner Stopp: „Beim Halleluja können die Männer schön tief mit der Stimme runter, das darf klingen wie große, schwingende Glocken…“

Neuer Einsatz, das Ganze von vorne. Klingt gut. Es rollt und schwingt im stimmungsvollen Schein von Kerzen, die rechts und links im Mittelgang aufgestellt sind, immer eine an jeder Bank. Neben dem Altar brennt die erste Kerze auf einem großen Kranz. Die Gedanken gehen auf Reisen. Glöckchen und Weihnachtsbaum, Lametta und Glitzerkugeln? Aal und Heringssalat oder Kartoffelsalat und Würstchen? „Kinder, Bescherung!“ Nein, noch lange nicht. Lebkuchen und jeden Tag ein Kläppchen? Ja, bald.

Weihnachtsbaum und Kerzenschein. Lebkuchen. Bumm, bamm, bumm, bamm. Die Herren sind die tiefen Glocken. Schwingen schwer und schwingen aus. Halleluja. Die Stimmen verklingen auf den Punkt. Ehrfurcht schwebt im Raum - und große Freude. Arnsmeier lächelt mit glänzenden Augen: „So tolles Mitmach-Publikum habe ich nicht oft!“ Knapp hundert Leute sitzen in den Bänken, wollen dabei sein beim ersten Adventsingen nach drei Jahren: „Was ist das schön, dass wir das endlich wieder dürfen“, das sagt Bettina Casdorff am Ende von knapp eineinhalb Stunden.

Auch sie hat dirigiert, am Flügel gespielt, mit moderiert. In den vorderen Kirchenbänken sitzen die Damen vom Frauenchor „Cecilias“ und die jungen Frauen vom Jugendchor „Puellas“. Sie singen zwischen den gemeinsamen Blöcken „What a child shall come“, „Maria durch ein Dornwald ging“ und „Come to set us free“. In Südafrika, da wären sie jetzt bei dieser Hymne sicherlich über Tische und Bänke gestiegen vor lauter Freude – nun ja, evangelisch-westfälisch ist man da doch eher zurückhaltend. Aber es klingt schön und wärmt das Herz. „Tragt in die Welt nun ein Licht“ und im Kanon „Herr, bleibe bei uns“: Nun sind wieder alle dran vorm großen Finale.

Annette Arnsmeier huscht an den Kirchenbänken vorbei Richtung Kirchturmtreppe. Bettina Casdorff sitzt am Flügel, wird die erste Strophe begleiten: „Tochter Zion“ für alle. Herzerwärmend schön. Passgenau zur zweiten Strophe sitzt Annette Arnsmeier eine Etage höher an der Orgel: Jetzt werden die Augen feucht.  Ein schöner Abschluss.

Was kommt zu Weihnachten, wenn es jetzt am ersten Advent schon so schön war? Bettina Casdorff schmunzelt: „Weihnachts-Lieder“. Vorher noch ein gemeinsames Singen? „Nein, das machen wir immer nur am ersten Advent. Das hat allen so sehr gefehlt. Das sieht man am Zuspruch, oder?“

Draußen wimmelt der Weihnachtsmarkt. Auch schön. Aber ein anderes Schön.

Wirkten auch mit: der Frauenchor „Cecilias“ und die jungen Frauen vom Jugendchor „Puellas.

Bettina Casdorff begleitete am Flügel.