Eine Kirche im rechten Licht

Erstellt am 02.12.2022

Renovierung in der Evangelischen Kirchengemeinde Niederbörde vor dem Abschluss

Mit einer milden Seifenlauge werden die Kirchenbänke gereinigt, wo die Farbe im Laufe der Jahre abgeplatzt ist wird nachgebessert. Fotos: Josef Holthoff

 

Von Josef Holthoff

Welver. Ein großes buntes Zelt steht derzeit vor der Evangelischen St.-Albanus-und-Cyriakus Kirche im historischen Ortskern von Kirchwelver, auch das an der Kirche aufgebaute Gerüst gibt dem Beobachter Rätsel auf. Die Lösung ist recht einfach, umfangreiche Renovierungsarbeiten finden in und auf der Kirche statt. Begonnen hatte es vor rund drei Jahren, nachdem ein Gutachter festgestellt hatte, warum die historische Möller-Orgel sich immer wieder verstellte. Durch die Verlängerung der Empore bei der letzten Renovierung vor rund vieerzig Jahren um rund 3,5 Meter ins Kirchenschiff hinein kam es zu Schwingungen der Empore. Außerdem gab es einen gesundheitlich bedenklichen Schimmelbefall im hinteren Teil des Kirchenschiffs.

Zunächst wurden für die Instandsetzung rund 360 000 Euro veranschlagt, Fördermittel konnten in Höhe von 50 000 Euro beantragt werden. Da im gleichen Atemzug auch eine neue Lichtinstallation erfolgen sollte, plante die Kirchengemeinde Niederbörde Laufstege auf dem Dachboden zur Verlegung der Kabel, der aber zunächst entrümpelt werden musste. Dabei wurden dann massive Schäden an den sogenannten Fußpunkten des Dachstuhls festgestellt. Dies sind die Stellen, an denen die Sparren des Hauptdachs an den Ringbalken angeschlossen sind. „Zusammen mit den Kosten der Querhausdächer summiert sich der Betrag auf rund 110 000 Euro ungeplante Mehrausgaben“, rechnet der Vorsitzende des Presbyteriums, Friedrich Schulze zur Wiesch, die Verteuerung vor.

Handwerker im Dauereinsatz

Seit Mitte April sind die Handwerker in der Kirche aktiv, um die Schäden zu beheben. Nach der Einhausung der Orgel und des Altars zum Schutz vor Staub wurde zunächst die Empore um die 3,5 Meter zurückgebaut. Ein großer, offener Lichtschacht im hinteren Bereich unter der Empore in Verbindung mit Fenstern, die geöffnet werden können, soll durch eine gute Hinterlüftung das Schimmelproblem beheben.

Zeitgleich erfolgten die Dacharbeiten, die bisher noch nicht abgeschlossen sind. Um mit den Arbeiten im Kirchenschiff erst einmal zu beginnen, mussten die schweren Kirchenbänke aus der Kirche geschafft werden; in einem angemieteten Lagerraum fanden sie ihr zeitweiliges Domizil. Mittlerweile stehen die Arbeiten in der Kirche vor dem Abschluss, einige Gerüste werden im Kirchenschiff und den Querschiffen aber noch benötigt. Diplom-Restauratorin Annecke Horstmann von der Firma Böddecker und Schlichting ist dort mit filigranen Arbeiten beschäftigt, unter abgeplatzte Lackstellen wird Klebstoff mit einer Spritze injiziert, wo der Lack fehlt, wird im richtigen Farbton neu angemischt und ausgebessert. Eine Arbeit, die viel Geduld und Fingerspitzengefühl erfordert.

Wo es möglich ist, werden die zu restaurierenden Teile abgebaut, wie es bei der Bekronung der Kanzel gemacht wurde, viele Arbeiten müssen aber vom Gerüst in luftiger Höhe ausgeführt werden. Auch die alten Grabplatten an der hinteren Wand des Kirchenschiffs werden restauriert und erstrahlen bereits wieder in altem Glanz. Die Wände und die Decke, die bisher schmutzig-grau waren, leuchten wieder in einem matten Weiß. Der dunkle Raum unter der Empore ist verschwunden, durch den offenen Lichtschacht fällt das Licht durch die bunten Fenster in die gesamte Kirche.

Nach und nach werden auch die Kirchenbänke wieder hervorgeholt und gereinigt, im Zelt vor der Kirche warten immer einige Bänke auf ihre Reinigung in der Kirche. Dort werden dann auch Lackstellen ausgebessert, die Haken für Handtaschen, die ohnehin größtenteils abgebrochen waren, werden entfernt und überstrichen. Da die Fußbodenheizung in der Kirche sehr schwerfällig reagiert, werden die Bänke mit einer sparsamen Sitzpolsterheizung ausgerüstet, die die Wärme dorthin leiten, wo sie am besten spürbar ist. Der Architekt des Ingenieurbüro Rohrberg aus Lippstadt, Werner Lücke, überwacht und koordiniert pedantisch die gerade anfallenden Arbeiten der verschiedenen Gewerken.

Am 4. Advent, so hofft zur Wiesch, kann dann im Gotteshaus die erste Messe dort wieder gefeiert werden. Auch der Förderverein hat sich an den Kosten beteiligt, 8100 Euro flossen in die Finanzierung ein, weitere Spenden in Höhe von 5450 Euro kamen hinzu und sind weiterhin willkommen.

Diplom-Restauratorin Annecke Horstmann beseitigt die Spuren der Jahrhunderte behutsam mit Pinsel und Staubsauger.

Das Zelt vor der Kirche ist nicht für eine Feier errichtet, die Kirchenbänke werden hier bis zum Transport in die Kirche aufbewahrt.