Frieden fängt beim Frühstück an

Erstellt am 10.02.2023

Heike Kehl und Okko Herlyn sorgen mit musikalisch-literarischer Revue für gefülltes Gemeindezentrum

Kirchenkabarettist Okko Herlyn und Jazzsingerin Heike Kehl stellten auf der Bühne im Evangelischen Gemeindehaus in Neheim vor großem Publikum ihr Programm „Frieden fängt beim Frühstück an“ vor. Foto: Frank Albrecht

Von Frank Albrecht

Neheim. „Frieden fängt beim Frühstück an“ – die Botschaft verheißt weder Widerspruch noch Ablehnung, aber sie lockte jetzt zahlreiche Gäste zu einem nachdenklich stimmenden Nachmittag in das Gemeindehaus der Evangelischen Kirche Neheim. Bis in den letzten Besprechungsraum standen die Stühle, die zur Überraschung von Pfarrer Dr. Udo Arnoldi und seinem Team noch eigens geholt werden mussten. Dass sich das etwas mehr als eine Stunden Zuhören und Nachdenken gelohnt hat, steht außer Frage: Mit ihrer Revue unterhielten die Akteure, die auch privat die Bühne des Lebens gemeinsam betreten, nachwirkend.

Mitten durch die Zuschauenden suchten sich die Jazzsängerin Heike Kehl und der Kirchenkabarettist Okko Herlyn nach der Begrüßung aller Gäste durch den Hausherrn ihren Weg zur Bühne, um so gleich mit dem alten Kriegslied „Maikäfer flieg!“ in das Thema einzusteigen. Vom ersten Klagen („Was ist das für ein blöder Gesang?“) bis zum Dialog über den Krieg – im Diskurs klärten Kehl und Herlyn die zeitgenössischen Fragen.

Was ist Krieg? Wo ist Krieg? Krieg sei mehr als ein loses Wort – angesichts der aktuellen Entwicklungen auf der Welt kann das nicht in Frage gestellt werden! Und die Texte wie die des Kabarettisten Hans-Dieter Hüsch sowie die Lieder von Wolf Biermann wurden dazu passend ausgesucht. Und wenn es so wäre wie mit dem Krieg im Fernsehen? Einfach abschalten – das wäre schön!

Im prall gefüllten Programm zum Titel „Frieden fängt beim Frühstück an“ sangen und texteten Kehl und Herlyn Schlag auf Schlag, so dass kaum Zeit für den Applaus der Zuhörenden blieb. Im Laufe ihre Vortrags, der nach selbstformulierter Beschreibung „Friedliches und weniger Friedliches von den Schlachtfeldern des Lebens“ zu berichten hatte, gab es für so einige Friedensaktivistinnen und -aktivisten der 1980-er Jahre ein Aufblühen. Die Lieder und Text von Kurt Tucholsky, Martin Walser, Erich Kästner oder Wolfgang Borchert waren vielen der Anwesenden sicherlich noch gut präsent und hatten angesichts der heutigen Zeit nicht viel von ihrer traurigen Aktualität verloren. Besonderen Eindruck hinterließ die gelungene Kombination aktueller Kriegsberichte aus der Welt mit den „alten“ Texten von Wolfgang Borchert.

Wie gut, dass aber nicht nur Kummer und Bedrücktheit über das Geschilderte den Nachmittag im Gemeindehaus der Evangelischen Kirche prägten: In passender Auswahl steuerten Heike Kehl und Okko Herlyn auch zahlreiche eigene Texte, Lieder und Gedanken bei. Auch die Bezüge zur Religion mussten die Gäste der Revue nicht vermissen – Textpassagen aus der Bibel und der Bergpredigt reicherten in ihrer Auswahl das Programm stimmig an

Ebenso die ausgewählten Lieder und Songs, wie „Blowing in the Wind“ vom unvergesslichen Bob Dylan. Wie andere Stücke zuvor wurden auch die des Friedensstifters vergangener Jahre in einer von den Akteuren selbst gewählten Form interpretiert und vorgetragen. Und nach über einer Stunde „Frieden“ und „Frühstück“ sowie dem zufriedenen Applaus der vielen Gäste mit anschließender Zugabe verließen Kehl und Herlyn die Bühne so wie sie gekommen waren – mitten durch die Menge.

„Vielen Dank für den zum Nachdenken anregenden Nachmittag“, blieb Pfarrer Dr. Udo Arnoldi zur Verabschiedung noch zu sagen. Verbunden mit der begründeten Hoffnung, dass dem Auftritt der beiden in Neheim noch weitere folgen werden.

 

Für den ehemaligen Professor, der an der Evangelischen Fachhochschule und der Ruhruniversität Bochum lehrte, und die Sozialarbeiterin ist „Frieden“ nicht das einzige Thema im Programm. In vielen Variationen (solo oder gemeinsam mit seiner Ehefrau) bietet Okko Herlyn Kabarett und Lyrisches zu vielen Themen aus dem Leben an.