Gemeinsam mobil für das Klima

Erstellt am 10.03.2023

Beim Klimastreik in Soest forderten rund 200 Menschen Politik und Wirtschaft zum Handeln auf

Mitglieder der Christians for Future Soest stehen gemeinsam mit Pfarrerin Leona Holler (links) am Streiktag für ihre Ziele ein. Fotos: Julie Riede

Von Julie Riede

Soest. Bei frostigkaltem Spätwinterwetter trafen sich auf dem Marktplatz verschiedene Gruppen der Klimabewegung - unter anderem die Gruppen Fridays for Future und Christians & Churches for Future - sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger, um sich dem Globalen Klimastreik anzuschließen. Das Ziel: lokal, landes- und bundesweit wirksame Mobilität in den Klimaschutz zu bringen und schnelle Verbesserungen im Kampf gegen den Klimawandel zu fordern.

Den Stillstand bei der Mobilitätswende zu beenden, so lautete die Hauptforderung der örtlichen Aktivisten am Tag des globalen Klimastreiks. Die zivilgesellschaftlichen Klimaakteure von VCD, BUND, Klimanotstand und CC4F appellierten in ihrer vorausgehenden Pressemeldung an den Soester Bürgermeister Dr. Ruthemeyer: „Schließen Sie sich den Hannoveraner Forderungen nach mehr Mobilitätsmaßnahmen zum Klimaschutz öffentlich an! So kann auch Soest ein deutliches Signal an die Landes- und Bundesregierung senden.“

Der Oberbürgermeister von Hannover, Belit Onay, hat  sich mit einem Appell im Februar an den Deutschen Bundestag gewendet. Er forderte darin, verstärkt wirksame Mobilitätsmaßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen. Es bestehe, so Onay, Einigkeit darüber, dass die Klimakrise die Existenz der Menschheit ihre Gesundheit, ihre Sicherheit und ihre Ernährung akut gefährde und die Erderhitzung unbedingt auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden müsse, um diese katastrophalen Folgen abzuwenden. Er teile die Einschätzung der Wissenschaft (…), dass die aktuellen Maßnahmen nicht ausreichten, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, die nötig sind, um die existenzbedrohende Klimakrise abzuwenden.

Wirksame Mobilitätsmaßnahmen

Viele Städte arbeiten im Dialog mit der Stadtgesellschaft intensiv an einer Mobilitätswende für mehr Klimaschutz, Gesundheit und Aufenthaltsqualität. Dazu gehören autofreie Innenstädte und günstige Nahverkehrstickets. Um den öffentlichen Nahverkehr zu einer echten Alternative zum Auto weiterzuentwickeln, sind zudem höhere Investitionen in die Infrastruktur von Bus und Bahn, Rad- und Fußverkehr unerlässlich.

Laut Klimaschutzgesetz muss die Bundesregierung bis 2030 die Emissionen um 65 Prozent reduzieren. Das gilt auch für die Bundesländer wie NRW. Die stufenweise Verringerung, insbesondere bei den zu hohen Emissionen im Verkehrs- und Gebäudesektor, ist bisher nicht gelungen. Aus diesem Grund verklagt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) aktuell die Bundesregierung wegen Nichteinhaltung der im Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) festgeschriebenen Treibhausgas-Sektorziele für Verkehr und Gebäude.

Für die Eindämmung der Klimakrise muss laut Klimaforschern der CO2-Ausstoß im Verkehr bis 2030 halbiert werden. Der BUND-Verband ruft auch die Soester BürgerInnen auf: „Fordern Sie den Verkehrsminister Wissing auf, den Autobahnausbau zu stoppen, ÖPNV-Sanierung und Schienenausbau zu priorisieren sowie Natur- und Klimaschutz bei der Verkehrsplanung mitzudenken.“

In Soest stehen die Zeichen auf Veränderung

Die Christians & Churches 4 Future (CC4F) und andere Streikende riefen auf dem Soester Marktplatz auch die SoesterInnen zum Autofasten auf. Über die Fastenzeit hinaus sei es für die Gesundheit wichtig, das Auto so oft wie möglich stehen zu lassen, um zu Fuß oder mit dem Rad sein Ziel zu erreichen. Wer fit ist, fährt Rad!“, plädierte Dr. Franz-Josef Klausdeinken von den CC4F. 

Die Forderungen im Überblick:

-Mobilitätswende schnellstmöglich und sozialverträglich

- Dazu gehört auch die Klimawende

- Weg von den  fossilen Energien.

„Tomorow is too late“, so das einhellige Motto. Prof. Dr. agr. Marcus Mergenthaler von der FH Soest: „Es ist wichtig, das Thema beständig in den Nachrichten zu behalten. Kurzfristige Aktionen und Maßnahmen sind gefordert.“ Der Klimaschutz brauche aber einen langen Atem. Auch die Bildung müsse diesbezüglich einbezogen werden. An der Fachhochschule Soest seien daher neue Studiengänge dazu gekommen, die sich mit dem Thema auseinander setzten. „Eine energieeffiziente Entwicklung ist dringend erforderlich und muss weiter ausgebaut werden“, so Mergenthaler. Effektive Klimaschutzmaßnahmen würden immer noch nicht konsequent umgesetzt.

Die Gruppe Fridays for Future ging sogar einen Schritt weiter – ihre Forderung: Klima-Reparationszahlungen an Entwicklungsländer von den Industrienationen, die verantwortlich seien für die katastrophale Klimaentwicklung.

Nach einem Protestmarsch um den Stadtkern sprach auch ein Vertreter der Landwirtschaft und erntete für seine Worte viel Beifall. Landwirtevorsitzender Josef Lehmenkühler vom Landwirtschaftlichen Kreisverband Soest betonte, wie wichtig es sei, mit der Politik zu sprechen.  „Einfach Aktivismus, losrennen, ist nicht zielführend. Die Landwirtschaft leidet ebenfalls extrem unter der Klimakrise. Auch hier sind der Wille zur Veränderung, und vor allem auch die Notwendigkeit, da. Die Landwirtschaft setzt auf Regionalität und Nachhaltigkeit.“ Sein Appell: „die Gesellschaft muss an einem Strick ziehen, es muss gemeinsam gesprochen, diskutiert – und dazu gehört auch: gestritten werden. Nur so können wir das Ruder rumreißen.“

Linkliste:

aktion.bund.net/keine-neuen-autobahnen

cc4f-soest.org/autofasten-7-wochen-ohne/

https://klimanotstand-soest.info

 

Korrekturhinweis: In einer vorherigen Version des Artikes wurde Pfarrerin Leona Holler der Gruppe CC4F falsch zitiert. Wir stellen daher die originale Rede ungekürzt hier zum Nachlesen ein.  

Auch Superintendent Dr. Manuel Schilling (hier zweiter v.r. neben Dr. Franz Josef-Klausdeinken, im Vordergrund Kerstin Werner (CC4F)