Flüchtlingsarbeit mit langer Tradition

Erstellt am 06.04.2023

Ökumenischer Förderverein für Flüchtlinge in Arnsberg durch Kooperation weiter erfolgreich

Die Arbeit des Ökumenischen Fördervereins für Flüchtlinge in der Stadt Arnsberg steht dank der Kooperation mit vielen Akteuren auf sicheren Füßen: Angelika Becker und Sigrid Becker vom Internationalen Arbeitskreis, die Beraterinnen Gabi Röhrig und Shahin Kiumarssi, Wolfgang Faber als Vorsitzender und Claudia Fischer von der Katholischen Kirche als seine Stellvertreterin sowie Albert Pfitzer als Kassierer des Fördervereins schultern die Herausforderungen dabei gemeinsam.

Von Frank Albrecht

Arnsberg. Die Unterstützung geflüchteter Menschen in Arnsberg hat in der Evangelischen Kirche bereits eine lange Tradition: Schon im Jahr 2004 hat der Ökumenische Förderverein für Flüchtlinge hier seine Arbeit aufgenommen. Die erste Beratungsstelle gab es im Stadtteil Neheim noch an der Pauluskirche, nach ihrer Entweihung heute Standort einer Seniorenwohnanlage. Jetzt traf sich der Förderverein zu seiner Jahresversammlung in der aktuellen Beratungsstelle am Berliner Platz in Hüsten, um Rückschau auf die geleistete Arbeit im letzten Jahr zu halten.

„Eine gelungene Kooperation macht unsere Arbeit besonders effektiv“, erklärte der Vorsitzende des Fördervereins und Mitglied der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim, Wolfgang Faber. Die Arbeit des Fördervereins zeigt sich dabei vor allem in der Unterhaltung der Beratungsstelle, die seit ihrem Bestehen weiter gewachsen ist. Insgesamt 789 Beratungen fanden 2022 hier statt – ein Teil von ihnen direkt in der Beratungsstelle, ein anderer Teil durch die aufsuchende Arbeit der Beraterinnen, Shahin Kiumarssi und Gabi Röhrig. Kiumarssi ist inzwischen mit einer Teilzeitstelle, finanziert auch durch externe Unterstützung, fest angestellt in der Beratung tätig, Gabi Röhrig wird vom Kooperationspartner Sozialdienst katholische Frauen (SkF) stundenweise zur Unterstützung in die Beratungsstelle entsandt.

Der Ökumenische Förderverein für Flüchtlinge in der Stadt Arnsberg – das ist die seit Jahren erprobte Zusammenarbeit der Evangelischen und der Katholischen Kirche zusammen mit dem Internationalen Arbeitskreis (IAK) in Arnsberg sowie mit der Stadt Arnsberg. Die dadurch mögliche Beratungsstelle ist ein beständiges Ergebnis der Kooperation: Neben der Unterstützung geflüchteter Menschen in der Stadt Arnsberg über die Beratungsstelle spielen auch ihre direkte (finanzielle) Unterstützung sowie die Arbeit in der Öffentlichkeit eine wichtige Rolle. Dabei hilft der IAK finanziell, das Personal für die Beratungsstelle zu stellen. Die Räume direkt in der Beratung am Berliner Platz werden von der Stadt Arnsberg zur Verfügung gestellt. Seit rund einem Jahr kann sich der Förderverein zudem über weitere Förderung für seine Arbeit freuen: SkF und mehrere Service-Clubs aus Arnsberg (Lions-Club, Rotarier sowie die Ursel-Steinberg-Stiftung) greifen mittels Spenden mit ins Rad.

„Die Beratungsstelle direkt in der Unterkunft bringt einen großen Nutzen für die Geflüchteten und ist eine wichtige Unterstützung für die Stadt“, bringt es Stefan Wulf, Leiter des Fachdienstes Integration und Zuwanderung, auf den Punkt. Direkt am Ort, da wo die Menschen zunächst leben, lasse sich so ein wichtiges Vertrauensverhältnis für die Arbeit mit den Geflüchteten aufbauen, weiß Wulf. Die Beratung könne damit auf einer anderen persönlichen Ebene durchgeführt werden.

Und dass diese Arbeit stetig weiter gebraucht wird, zeigen allein schon wieder die ersten Zahlen aus diesem Jahr. „Alleine an den Montagen hatten wir in den ersten Monaten des Jahres 2023 durchschnittlich zwanzig Beratungen hier im Büro“, erklärt Shahin Kiumarssi. Sie ist selbst vor 25 Jahren als Geflüchtete nach Arnsberg gekommen und kann sich in die Schwierigkeiten der heute geflüchteten Menschen gut hineinversetzen – so wie auch Gabi Röhrig, die u.a. über Fachwissen auch aus der Gesetzlichen Betreuung verfügt. „Wir erleben oft völlig verunsicherte Menschen“, beschreibt Beraterin Röhrig, „sie kommen nach Arnsberg und starten hier bei Null.“ Die Beratung ist für alle ein erstes Grundbedürfnis, um die neue Lebenssituation in Arnsberg mit aktiver Unterstützung meistern zu können.

Dabei sind die Schwierigkeiten für die Geflüchteten vielfältig: Schon mit der Verständigung in einer für sie neuen Sprache und Kultur beginnen die vielfältigen Herausforderungen. Im Ausfüllen von Anträgen für die offizielle Unterstützung oder dem Antrag auf einen Kindergartenplatz in Arnsberg geht es weiter. „Wir beraten in allen Lebensfragen – außerhalb einer Rechtsberatung“, so Röhrig und Kiumarssi. Aber gerade das schaffe eine Vertrauensbasis wie sie bei allem Engagement ,von Amts wegen‘ nicht entstehen könne. Und natürlich bleibt es nicht bei dem einem Besuch in der Beratung. „Die Menschen, die zu uns kommen, werden schnell zu Stamm-Besuchern“, beschreibt Kiumarssi. Es gäbe unendlich vielfältige Bereiche des neuen Lebens, die für sie zu begreifen und zu klären gelte.

Dass der Förderverein und mit ihm auch die Beratungsstelle eine aktive Unterstützung durch die Stadt Arnsberg erfährt, ist den Beraterinnen ein großes Lob wert. Es gebe eine enge und gute Zusammenarbeit mit der Stadt. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, entlang der gesetzlich gegebenen  Möglichkeiten das Potential der Geflüchteten bestmöglich in Arnsberg zu nutzen“, sagt Stefan Wulf. Von der Einreise bis zur Einbürgerung könne deshalb die Unterstützung der Geflüchteten auch in einer Hand verbleiben. Stark nachgefragt sind somit auch die sprachliche Arbeit mit den Geflüchteten sowie die Bearbeitung von Anträgen und Unterlagen.

Die Situation in den letzten Jahren hat es auch nicht leichter gemacht: Durch die Corona-Pandemie hätten viele der Geflüchteten ihre Jobs verloren, seit einem Jahr beeinflusse auch der Krieg in der Ukraine mit allen Folgen auf das Leben aller Menschen die Arbeit in der Beratungsstelle. „Zu unserem Glück wird die Arbeit des Vereins und der Beratungsstelle von vielen Menschen und Institutionen unterstützt“, freut sich Vorsitzender Wolfgang Faber. Und zumindest bis Ende des kommenden Jahres kann die Arbeit dank Spenden und Förderung weiter ohne größere Sorgen fortgeführt werden.

Sie sind die Gesichter der Beratungsstelle am Berliner Platz in Hüsten: Gabi Röhrig und Shahin Kiumarssi helfen auch außerhalb der festen Beratungszeiten. Fotos: Frank Albrecht