Krippenspiel ist fast gerettet

Erstellt am 25.08.2023

Kirchenkreis springt als Träger ein / Mitwirkende werden noch gesucht

Haben sich die Rettung des Soester Krippenspiels in der Hohnekirche auf die Fahne geschrieben (von links): Hans-Albert Limbrock (Öffentlichkeitsarbeit Evangelischer Kirchenkreis Soest-Arnsberg), Lena Werntze (Krippenspielerin), Pfarrer Kai Hegemann (Emmaus-Gemeinde), Raynhild Hartung-Weier (musikalische Leiterin) Herbert Kanein (Stellvertretender Vorsitzender des Städtischen Musikverein Soest als Trägers der Musikschule), Nathalie David (Jugendreferentin der Jugendkirche), Ludwig Dörr (Regisseur) und Dr. Manuel Schilling (Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises). Foto: Klaus Bunte

Von Klaus Bunte

Soest. Dr. Manuel Schilling kennt das Soester Krippenspiel bislang nur vom Hören-Sagen und von älteren Videoaufzeichnungen. Live zu sehen bekommen hat er es noch nicht – kein Wunder. Zuvor als Pfarrer in Minden tätig gewesen, wurde er Anfang 2020 zum Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg gewählt – das letzte Soester Krippenspiel lag da gerade einen Monat zurück.

Die nächsten beiden Auflagen fielen der Corona-Pandemie zum Opfer. 2022 gab es auch keins, da die Probleme, mit denen die Veranstaltung seit Jahren zu kämpfen hatte, Überhand nahmen: Keine schulische Trägerschaft mehr, kaum neue Mitwirkende, die Ex-Schüler, die dem Krippenspiel weiter die Treue hielten, zum Teil nicht mehr in Soest wohnhaft – geregelte Proben, die eine Aufführung auf gewohntem Niveau garantiert hätten, waren nicht möglich, die beiden Leiter Raynhild Hartung-Weier (Musik) und Ludwig Dörr (Schauspiel) zogen wenige Wochen vor der Aufführung die Reißleine.

In diesem Jahr wird Schilling dem Krippenspiel voraussichtlich beiwohnen können. Er ist Schirmherr der Veranstaltung, der Kirchenkreis hat die Trägerschaft und somit die finanzielle Absicherung übernommen. Und er wird wohl nicht alleine zur Aufführung kommen: „Meine Eltern sind seit April ebenfalls Neu-Soester, nach 50 Jahren in Herford. Und sie sagen jetzt schon: Wir sind Soester. Das liegt an den lebendigen Traditionen in dieser Stadt. Und sie sagen, das hätten sie woanders in dieser Form noch nicht erlebt, dass das Erbe so weitergetragen und zwischen den Generationen geteilt wird. „Das ist in Soest außerordentlich – und ich kann das nur bestätigen. Und zu diesen Traditionen zählt nun eben auch das Krippenspiel.“ 

Nachdem der Anzeiger von der Absage – es wäre die 100. Auflage gewesen – berichtet hatte und davon, dass die Krippenspieler aus versicherungsrechtlichen Gründen eine neue Trägerschaft suchten, sprach Hans-Albert Limbrock, beim Kirchenkreis für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, Schilling darauf an und rannte mit der Idee offene Kirchentüren ein. Auch Pfarrer Kai Hegemann von der Emmaus-Gemeinde als Gastgeber in der Hohnekirche hielt direkt die nötigen Termine in der kleinen Kirche, der man die beste Akustik in allen Soester Gotteshäusern nachsagt, frei.

Damit war zumindest eine Kuh vom Eis. Ein zweites Problem gibt es indes noch: Denn was jetzt noch fehlt, sind Mitwirkende. Klar, die Ehemaligen stehen Gewehr bei Fuß, um einzuspringen, aber je mehr neue sich finden, desto besser. Die Emmaus-Gemeinde nutzt ihre Kanäle, spricht Konfirmanden an, mit der neuen und sehr Theater- und Musical-affinen Jugendreferentin Nathalie David steht der Kontakt zur Jugendkirche.

Ludwig Dörr, der vor 70 Jahren erstmals selber als Darsteller mitwirkte, vor wenigen Jahren wieder einstieg und in diesem Jahr „mit etwas über 80“ als Interimsregisseur einspringt, da David Selle dieses Ehrenamt aus beruflichen Gründen nicht mehr wahrnehmen kann, spinnt den Kontakt zur katholischen Kirche, zudem werden in allen Schulen Handzettel verteilt. Die Musikschule stellt auf Initiative von Herbert Kanein, stellvertretender Vorsitzender des Städtischen Musikvereins, die Musiker. 

Klar ist: Dies ist eine ökumenische Veranstaltung. Jeder und Jede kann mitmachen, nur älter als zehn Jahre sollte er oder sie sein. Einen ersten Eindruck von der Probenarbeit für das Stück, eine Mischung aus Chorgesang und Schauspiel, können alle Interessierte bei einer offenen Schnupperprobe Ende September bekommen (Siehe Infokasten).

www.soester-krippenspiel.de

E-Mail: infodontospamme@gowaway.soester-krippenspiel.de

www.instagram.com/soesterkrippenspiel/

Termine

Zu einer unverbindlichen Schnupperprobe laden die Krippenspieler am Samstag, 9. September, von 14 bis 16 Uhr in die Hohnekirche ein. „Auch diese Zeit ist nicht verbindlich, man kann in diesen beiden Stunden kommen und gehen.“ Offizieller Probenbeginn ist am 30. September, die Proben sind zweimal die Woche für je eine Stunde im Archigymnasium. Die Aufführungen sollen wie gewohnt wenige Tage vor Weihnachten am Donnerstag, 21. Dezember, um 17 und 20 Uhr über die Bühne gehen.

Das uralte Spiel: Dank des Engagements vom Kirchenkreis Soest scheint das Soester Krippenspiel gerettet. Foto: Peter Dahm