Urlaubsfreuden in der Johanneskirche

Erstellt am 18.08.2023

Umnutzung des Gotteshauses durch private Investoren nimmt Formen an

Noch ist alles eine Baustelle; aber man kann bereits erahnen, welches Schmuckkästchen Sandra Glados und Reimund Köster aus der Johanneskirche machen werden. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

Meschede. Dort, wo Pfarrerin Karin Neumann-Arnoldi und Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer einst gepredigt haben, wird künftig gekocht. Aus der Orgel-Empore wird eine gemütliche Lounge, in die einstige Sakristei kommen der Sanitär- und Badbereich, und mitten im Kirchenschiff steht bereits der dreißig Quadratmeter große Kubus mit seinen zwei Schlafzimmern und zwei Kojen. Keine Frage: Die Umnutzung und damit Neuausrichtung der Johanneskirche nimmt Formen an und es lässt sich erahnen, wie aus dem Gotteshaus an der Von-Westphalen-Straße ein Ferienhaus der etwas anderen Art werden wird.

Vor drei Jahren haben Sandra Glados und Reimund Köster das Anfang der 60er Jahre gebaute Objekt, das seit acht Jahren unter Denkmalschutz steht, von der Kirchengemeinde Meschede gekauft. Die hatte bereits 2012 beschlossen, sich von der Kirche zu trennen. Aufgrund des in der Nähe gelegenen gemeinsamen Kirchenzentrums im Kastanienweg, gab es keinen Bedarf mehr. Die Entwidmung im Jahr 2018 und der Verkauf waren die logische Konsequenz.

„Wir sind das von Beginn an sehr gelassen angegangen und haben uns keinen Druck gemacht. Dass das kein einfaches Projekt werden würde, war uns klar, denn wir haben uns das Gebäude sehr genau angesehen und wussten daher ziemlich genau, was auf uns zukommen wird“, erklärt Reimund Köster. Da seine Frau als Architektin und er als Bauingenieur beide quasi vom Fach sind, waren sie auf die Tücken, die ein solcher Umbau in der Regel immer mit sich bringt, bestens vorbereitet; wenngleich der Umbau einer Kirche natürlich buchstäblich noch einmal eine ganz andere Hausnummer ist.

Das wurde spätestens klar, als es an die Dacharbeiten ging. „Da“, so Köster haben wir eine böse Überraschung erlebt.“ Der Dachaufbau entpuppte sich als die große Unbekannte. Das Alu-Falzdach war an einigen Stellen nicht mehr mit der darunter liegenden Konstruktion verbunden. Dadurch waren Lecks entstanden und das gesamte Dach nicht mehr sicher. Schnell war klar, das muss komplett neu gemacht werden; eine reine Reparatur würde buchstäblich nur Flickwerk sein können. „Wir haben diese Chance dann auch genutzt, um das Dach energetisch mit einer neuen Dämmung zu optimieren. Dazu gehört auch die Solaranlage, die wir haben anbringen lassen“, macht der Bauingenieur deutlich, dass man sich von diesem Rückschlag nicht hat umwerfen lassen, sondern zur zukunftsweisenden Optimierung genutzt hat.

Da das handwerklich begabte Ehepaar die meisten Arbeiten selbst ausführt, braucht das Projekt bis zur Fertigstellung deutlich mehr Zeit als zu Beginn angenommen. „Aber wir haben nie daran gezweifelt, dass das was wird, und zwar so, wie wir uns das vorgestellt haben“, verweist Sandra Glados darauf, dass sich das Ehepaar von Beginn an auf eine lange Wegstrecke eingestellt hatte. Der Innenraum der Kirche ist aktuell noch eine (Groß)Baustelle. Noch bis zum kommenden Frühjahr (mindestens) wird es dauern, bis aus der Johanneskirche dann ein Ferienhaus geworden ist, das im weiten Umfeld seines gleichen sucht (und vermutlich nicht finden wird). Ab Sommer 2024 soll gebucht werden können.

Achtzig Prozent der handwerklichen Arbeiten verantwortet das Ehepaar selbst. „Wir sind ein erprobtes Team und harmonieren bei der Arbeit“, sagt Reimund Köster. Für schwierige Gewerke wie Heizungsbau, Elektrik oder Sanitär setzt man auf heimische Handwerker. Geheizt wird das Gebäude künftig mit der Solarenergie vom Dach sowie einer Hybridheizung – eine Kombination aus Luft-Wärme-Pumpe und Gasbrennwert-Technik. Damit wird die Fußbodenheizung, über die ein Sicht-Estrichboden verlegt ist, gespeist.

Ein Highlight wird ein Kamin, der im Wohnbereich gebaut wird. Sandra Glados: „Dadurch wird es besonders gemütlich.“ Natürlich ist die gesamte Wohnung, die von bis zu sechs Menschen genutzt werden kann, barrierefrei. Reimund Köster: „Darauf haben wir großen Wert gelegt. Das beginnt im Eingangsbereich und setzt sich über Wohn- und Schlafbereich bis zur Dusche fort.“ Alle Arbeiten wurden in enger Absprache mit den Denkmalbehörden ausgeführt; seit kurzer Zeit hängt auch das Emailleschild „Denkmal“ rechts neben der mächtigen Flügeltür aus Aluminium.

Dass die Investoren behutsam vorgehen und den Kirchenraum auch in Zukunft in seinem Grundcharakter erlebbar machen, ist natürlich ganz im Sinne der Verantwortlichen in der Kirchengemeinde. „Mit dem jetzigen Konzept können wir sehr gut leben“, hat Pfarrer Bäumer nach dem Verkauf gelobt und ergänzt. „Ich freue mich schon auf das Ergebnis. Das wird mit Sicherheit eine Bereicherung für Meschede und die Region.“

 

 

Das zuvor marode Dach hat es möglich gemacht, mit der Erneuerung kamen auch Solarkollektoren auf das Gebäude.