Klassistisches Gotteshaus im Fokus

Erstellt am 29.09.2023

Denkmal-Tag an der Arnsberger Auferstehungskirche mit Gottesdienst und Programm gefeiert

Zum Denkmal-Tag bot die Arnsberger Auferstehungskirche den Gästen der Veranstaltungen viele ungekannte Einblicke.

Von Frank Albrecht

Arnsberg. Weniger als zwei Jahre vor dem offiziellen 200. Geburtstag der Arnsberger Auferstehungskirche stand diese jetzt im Mittelpunkt am „Tag des Denkmals“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Im Fokus steht das klassizistische Gotteshaus am Neumarkt in Arnsberg zwar allezeit, der Denkmal-Tag mit Gottesdienst und abwechslungsreichem Programm konnte allen Gästen in und an der Kirche das Zentrum der evangelischen Kirchengemeinde Arnsberg aber noch einmal ein Stück näher bringen. Groß und Klein waren somit eingeladen, sich von der „alten“ Kirche in ihren Bann ziehen zu lassen.

Gut besucht war schon früh morgens der überhaupt erste zweite Laiengottesdienst in der Gemeinde, der von Heike Selhorst und Friedhelm Walter aus der Gemeinde gehalten wurde. Vor der Gemeinde riefen beide nicht nur die Schönheit und das Alter des Gotteshauses als Ort der Versammlung in Erinnerung – sie verbanden in ihrer Predigt auch das Denkmal mit dem denk-mal. „Denk mal, wie das eigene Leben bisher verlaufen ist“, fragten Selhorst und Walter in Richtung der Gemeinde und wiesen auf die Höhen und Tiefen in jedem persönlichen Leben hin. Schließlich – so hieße es ihn ihrer Predigt – je weiter man auf seinem Lebensweg vorangeschritten sei, umso mehr Erfahrungen habe man schon machen können. Erfahrungen, die sich an bekannten Sprüchen und Weisheiten wie „Die Bäume wachsen nicht in den Himmel“ oder „Da war ich zur rechten Zeit am rechten Ort“ verbinden ließen.

Die beiden Laienprediger erinnerten aber auch daran, bei allem Schönen im Leben die Dankbarkeit dafür nicht zu vergessen. „Demut“ sei zwar ein Wort, das aus der Mode gekommen sei, sagten Selhorst und Walter, aber das Wort bedeute den Menschen, dass eben nicht alles selbstverständlich sei. Und verbunden mit dem Denkmal-Tag riefen sie die Anwesenden auf, Glaube und Dankbarkeit als eine wichtige Verbindung zu sehen, die das Leben gestalten und weiter bereichern könne. Bei einem anschließenden Frühstück war die Gemeinde schließlich eingeladen, die Gedanken aus der Predigt zu vertiefen und ihre Aussagen im Gespräch wirken zu lassen.

Eine von Pfarrerin Claudia Schäfer angebotene Führung durch die Auferstehungskirche fand im Laufe des Tages weitere interessierte Gäste im Gotteshaus. Ihnen erklärte sie den Aufbau der Kirche, der durch die so genannten acht dorischen Säulen wie in einem griechischen Tempel sowie durch den Aufbau als gleichschenkeliges Kreuz von einem Schüler des Architekten Schinkel geprägt worden sei. Die Säulen, welche mit ihren Verzierungen die Verbindung vom Himmel zur Erde darstellen sowie die Standorte und Ausgestaltung von Altar und Orgelbühne wurden dabei genau beschrieben. „Das Altarbild hat ein Künstler gestaltet und soll Ewigkeit wie Unvergänglichkeit darstellen“, beschrieb Claudia Schäfer.

Erst vor zwei Jahren war die denkmalgeschützte Kirche noch eine große Baustelle, auf der der Weg zum neuen Gemeindezentrum für die Evangelische Kirche in Arnsberg geebnet wurde. Während die Ansicht der Kirche zum Neumarkt aus Denkmalschutzgründen unverändert blieb, wurde der Haupteingang zum Gotteshaus und den neu gewonnenen Räumen für Besucher und die Kirchenjugend auf die Rückseite der Kirche verlegt.

So erfuhren die Gäste beim Rundgang auch, dass im Gotteshaus, das 1825 fertig gestellt wurde, die Orgelbühne samt der Technik der Orgel einige Meter nach vorne verlegt wurde, um neue Raumkapazitäten zu schaffen. Bereits vor Jahren hatte sich die Gemeinde von ihrer zweiten Kirche getrennt, die sich nach der Entwidmung nun in Privatbesetzt befindet. Allen Gästen zur Verfügung stand und steht auch ein neuer Flyer zur Auferstehungskirche, der von Pfarrerin Claudia Schäfer, Adelheit Phillips und Ingrid Fürstenberg zusammengestellt wurde.

Nach so viel Baugeschichte um das altehrwürdige Gebäude war eine Lesung von Presbyterin Heike Selhorst, die einen weiteren kulturellen Punkt zum Denkmaltag auf dem Neumarkt beitrug. Selhorst las einige Texte von Martin Luther, der im Jahr 1517 seine Thesen an der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen und damit den Weg der Reformation ins Rollen gebracht hatte.

Seine Lebensgeschichte und vor allem die entspannt im Kirchenraum vorgetragenen Zitate Luthers über Frauen, sein Verhältnis zum Glauben sowie diverse Ehevorschläge ließen die Zuhörenden schmunzeln oder gar laut lachen. Die Botschaft Luthers als Erinnerung daran, wie alles (evangelische) angefangen hatte, war in der Kirche angekommen. „Wir können froh sein, dass es Martin Luther gab“, befand Heike Selhorst zum Abschluss, „sonst wären wir nicht hier!“

Pfarrerin Claudia Schäfer (li.) übernahm zum Denkmal-Tag im September persönlich die Führung durch „ihre“ Kirche und begeisterte dabei ein interessiertes Publikum. Fotos: Frank Albrecht

Heike Selhorst aus der evangelischen Kirchengemeinde Arnsberg übernahm mit Friedhelm Walter nicht nur die Laienpredigt, sondern überzeugte auch bei der Lesung von Texten aus der Hand Martin Luthers.