Wenn der Pfarrer Sherlock Holmes spielt

Erstellt am 15.09.2023

Werner Vedder hat Aufzeichnungen über das Leben der Busch-Pfarrer übersetzt

Ein Faible für altdeutsche Schrift: Werner Vedder hat jetzt mühevoll die Aufzeichnungen von Pfarrer Marpe über seinen Urgroßvater und seinen Großvater übersetzt. Foto: Hans-Albert Limbrock

 

Von Hans-Albert Limbrock

Dinker. Wenn Pfarrer zu Detektiven werden, dann meist in etwas kauzigen Krimis, wo sie der Polizei bei der Verbrechersuche unter die Arme greifen. Werner Vedder ist zwar keinen Verbrechern auf der Spur, aber das, was er in den letzten Monaten an detektivischer Arbeit geleistet, kann sich durchaus mit der Spürnase eines Sherlock Holmes messen lassen.

Anfang des Jahres ist der einstige Pfarrer der Niederbörde in den Ruhestand gegangen und hat bereits kurze Zeit später ein Projekt begonnen, das ihn das gesamte Frühjahr bis weit in den Sommer hinein beschäftigt hat: Die Übersetzung einer Niederschrift mit dem bedeutungsschwangeren Titel „Mitteilung aus dem Leben meines Urgroßvaters und meines Großvaters des Pfarrers Paul Christian Busch und des Pfarrers und Konstistorial Rat Carl Busch zusammengestellt durch Eduard Marpe, Pfarrer emeritus Superintendent a. D. Frankfurt 1909/10“.

Das sind 69 eng beschriebene Seiten in altdeutscher Schrift, die nur sehr schwer zu entziffern sind. „Carl Busch ist eine absolut faszinierende Persönlichkeit“, beschreibt Vedder den Pfarrer, der eine ganze Periode in Dinker geprägt hat. „Der war von 1788 bis 1848 fast 60 Jahre Pfarrer in Dinker. Das muss ihm erst einmal jemand nachmachen.“

Für das Transkribieren lag Vedder nur eine Kopie vor, die Kreisheimatpfleger Fritz Otto Peters einst aufgetan hat. Trotz seines Spürsinns hat Vedder das Original bisher nicht auffinden können. „Ich habe alle einschlägigen Möglichkeiten überprüft. Aber weder im Dinkeraner Kirchenarchiv noch beim Kreis oder Stadt bin ich fündig geworden, auch nicht beim Kirchenkreis oder bei der Landeskirche in Bielefeld.“

Beim Übersetzen ist Vedder tief in die Familiengeschichte und auch in die damalige Historie von Dinker eingestiegen: „Auch wenn das eine kniffelige und manchmal sehr anstrengende Arbeit war, so war es doch vor allem auch extrem spannend.“ Knapp zwei Stunden hat er im Schnitt pro Seite gebraucht. „Da sind ja auch eine Menge Wörter dabei, die ich gar nicht in meinem Sprachgebrauch habe. Manches habe ich mir auch buchstäblich zurecht legen müssen.“

Dass Vedder die alte Schrift Sütterlin so gut beherrscht und daher auch übersetzen kann, kommt nicht von ungefähr. „Ich habe in der Volksschule in Dinker noch ganz klassisch Schönschrift gelernt. Später habe ich mich dann in alten Kirchenbüchern immer wieder damit beschäftigt. Das war und ist eine gute Grundlage. Dadurch kann ich in viele alte Geheimnisse eindringen; das können ja nicht mehr ganz viele; das wird ja heute in der Schule nicht mehr gelernt.“

An diesen Geheimnissen will Vedder auch die breite Öffentlichkeit teilhaben lassen. Für den Herbst ist ein Vortrag über die Aufzeichnungen über das Leben von Carl Busch geplant.

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