Endlich wieder auf sicherem Boden

Erstellt am 17.11.2023

Evangelische Gemeinde feiert ersten „schimmelfreien Gottesdienst“

Manchmal kann es auch von Vorteil sein, auf dem Trockenen zu sitzen: Presbyterin Kerstin Pasch (links) und Kirchmeisterin Johanna Dülberg. Foto: Klaus Bunte

Von Klaus Bunte

Bremen. Den frommen Wunsch, dass in einer Kirche Wasser in Wein verwandelt werden könnte, hegt wohl niemand ernsthaft. Dass sich Wasser aber stattdessen in Schimmel verwandelt, ist so ziemlich das glatte Gegenteil des frommen Wunsches. Doch genau deswegen war die Enser Paulus-Kirche ein Jahr lang nicht nutzbar. Ohne es zu ahnen, waren die Gläubigen dort lange über Wasser gegangen – das sich nach und nach im Boden angesammelt hatte, bis aus selbigem die Schimmelpilze zu schießen begannen. Ein Jahr lang saß die Gemeinde auf dem Trockenen, oder vielmehr zeitweise auf den Trocknern. Doch diese Zeit ist vorbei: Jetzt fand hier wieder ein erster Gottesdienst statt.

Wer selber schon einmal einen Wasserschaden hatte, musste sich vielleicht ein Vierteljahr einschränken – aber gleich ein ganzes? Die Sache war leider nicht so einfach. Denn da war nicht einfach ein Rohr geplatzt, war kein Keller vom Starkregen geflutet. Die Ursache war viel heimtückischer, berichtet Kirchmeisterin Johanna Dülberg: „Und wir hatten gerade erst einen Wasserschaden in der Außenwand behoben. Man roch, es war feucht und klamm, hatten jemanden beauftragt, der Schimmelsporen entdeckte und meinte, das müsste entfernt werden. Die ganze Wand wurde aufgestemmt, trockengelegt und mit einem Putz versehen, der die Feuchtigkeit durchlassen sollte. Zehn Tage später kam der Schimmel aus dem Boden und zog sich die Wände hoch.“

Der Schaden war in der Küche und zog sich bis in den Flur. Das Gemeine alleine daran: Der Kirchenraum war nicht direkt betroffen und somit die ganze Zeit voll nutzbar – eigentlich. Doch man kam dort einfach nicht hin, weil in Küche und Flut der Boden komplett ausgewechselt wurde und im benachbarten Unterrichtsraum, der einen Zugang zum Garten hat, das Inventar der Küche gelagert wurde. Außerdem sollte ja niemand die Schimmelsporen einatmen müssen.

Die Handwerker hätten lange und intensiv nach der Ursache suchen müssen: Es war ein abgeklemmtes Rohr von der Spüle, die bei einem Umbau ihre Position gewechselt hatte. Und der Blindstopfen war porös geworden, schlug das Wasser aber nicht in großen Mengen ab, sondern Tröpfchen für Tröpfchen, „heimlich, still und leise. Das muss über Jahre so gegangen sein.“ Presbyterin Kerstin Pasch ergänzt: „Es roch nämlich immer so, als hätte man schlecht gelüftet, aber man sah nie etwas. Bis dahin.“

Und dann kam eben der ganze Boden raus, für ihn kamen dann erst die Trockner rein, bis ein neuer Bodenbelag verlegt werden konnte. Alles musste gereinigt werden, Vorhänge, Stühle, Sitzkissen, alle Oberflächen. Um die nicht ganz ungefährlichen Schimmelsporen loszuwerden, „denn vor denen mussten wir die Besucher schließlich schützen“, betont Pasch. Die vollen Terminkalender der Handwerksbetriebe sorgten für weitere Verzögerungen. Immerhin: Die Kosten „im niedrigen fünfstelligen Bereich“ übernahm die Versicherung.

Glück im Unglück, der Fall entwickelte sich zum Paradebeispiel für gelebte Ökumene: „Als wir die katholische Gemeinde gefragt haben, ob wir auf die Anna-Kapelle ausweichen dürfen, bekamen wir von Pfarrer Scheunemann sofort und völlig unkompliziert eine Zusage, und auch unser Frühstückstreffen konnten wir im Katholischen Gemeindehaus abhalten“.