Musik im Zeichen von Irrungen und Wirrungen

Erstellt am 23.11.2023

Romantische Chormusik in der Liebfrauenkirche – Stiftung Kirchenmusik hatte zum Konzert geladen

Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar hatte jetzt zur „Chormusik der Romantik“ in die Arnsberger Liebfrauenkirche geladen. Mitglieder aus insgesamt drei Chören und dem Vokalensemble gestalteten ein eindrucksvolles Konzert. Fotos: Frank Albrecht

Von Frank Albrecht

Arnsberg/Meschede. „Chormusik der Romantik“ – das war jetzt der Titel der jüngsten Konzertveranstaltung der Stiftung Kirchenmusik im Sauerland. Diese hatte die Freunde romantischer Chormusik in die Arnsberger Liebfrauenkirche geladen, um dort in den Genuss eines von insgesamt zwei Gesangsvorträgen am selben Tagen unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar und seinen Chorprojekten aus dem Sauerland zu kommen. Die Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Josef Gabriel Rheinberger und Max Reger wurden an diesem Tag gleich zweimal vorgetragen, sodass sie auch in der Abtei Königsmünster in Meschede zu hören waren.

In Eigenregie hatten sich die Sängerinnen und Sänger des Projektchores des Kirchenkreises Soest-Arnsberg, des Oratorienchors Arnsberg sowie aus dem Vokalensemble „Die Protachoristen“ auf den Nachmittag in der Arnsberger Liebfrauenkirche vorbereitet, in der auch das erste der geplanten Konzerte statt fand. „Das Konzert findet im Zeichen von Irrungen und Wirrungen statt“, hieß es von Chormitgliedern zur Begrüßung; man wolle für das von vielen ersehnte Bedürfnis nach Ruhe mit Chorgesang den passenden Rahmen bieten.

Um diesen zu erlangen, trugen Mitglieder aus dem Chor zunächst zum Leben und Wirken des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy vor. So erfuhren die Gäste noch vor dem ersten Gesang von den persönlichen Kontakten des Komponisten zum Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe sowie von seiner Lust am reisen. Und obwohl Felix Mendelssohn-Bartholdy bereits mit 38 Jahren verstarb, sei er doch nicht nur auf dem Gebiet der Musik unterwegs gewesen, sondern habe sich auch noch der Malerei zugewandt.

Kurz und präzise war die Schilderung seiner Lebensumstände, bevor alle Sängerinnen und Sänger schließlich den historischen Schilderungen lebendige Töne folgen ließen. Schon mit dem Psalm „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ durften sich die Konzertbesucher:innen über exzellent einstudierten mehrstimmigen Gesang der über fünfzig Mitwirkenden im Altarraum der Liebfrauenkirche freuen. Mit der Möglichkeit, aus dem kompletten Gesang auch noch die einzelnen Stimmen herauszuhören, dürften die Chöre die Erwartungen ihrer Gäste gleich vom ersten Moment an erfüllt haben.

Stückweise wurde jeweils zwischen den Liedvorträgen aus der zeitgenössischen Geschichte der anderen Komponisten erzählt. Und so begleiteten auch zahlreiche interessante Informationen den Hörgenuss auf der musikalischen Reise von Felix Mendelssohn-Bartholdy über Josef Gabriel Rheinberger bis zu Max Reger und wieder zurück.

In der Konzertabfolge umrahmt von allen Chormitgliedern und den Werken von Mendelssohn-Bartholdy, hatte das Vokalensemble „Die Protachoristen“ seinen Auftritt auf der Treppe zum Altarraum. Mit Gerd Weimar als Teil des von einigen krankheitsbedingten Ausfällen des zehnköpfigen gebeutelten Ensembles und der „Missa in Es“ von Rheinberger sowie den geistlichen Gesängen von Max Reger wurde es in der Kirche noch einmal ruhiger und intensiver. Ausdrücklich bedankte sich Weimar für den spontanen Einsatz anderer Sängerinnen und Sänger als den eingeplanten, die ihren Teil zum Konzerterlebnis ohne qualitative Abstriche ermöglicht hatten.

Eine verdiente kleine Pause gab es für die Mitwirkenden, als Weimar für das „Gloria in excelsis“ von Max Reger die Orgel-Bühne der Liebfrauenkirche erklomm. Die „Königin der Instrumente“ war unter seinen Händen gefordert und lieferte ausdrucksstark ab. Das Publikum dankte für die musikalische Abwechslung mit entsprechendem Beifall.

Noch einmal alle Sängerinnen und Sänger nahmen zum Abschluss des insgesamt rund 90-minütigen Konzertes ihre Plätze im Altarraum ein, um mit einem eindrucksvollen Teil aus dem Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu brillieren. Natürlich nicht ohne entsprechende Informationen zum Werk: Abermals erfuhren die Gäste vor dem Gesang die Hintergründe der Entstehung des Stückes, das den Kampf um die Seelen der Menschen beschreibt. Ohne direkte aktuelle Bezüge zu den Konflikten auf der Welt rückten die Krisenlagen in den Blick. Und der Aufruf „Tragt den Segen Gottes in diese Nacht“ passte stimmig zum Gesang „Auf dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“.

Nach stehenden Ovationen der Gäste in einer gut gefüllten Liebfrauenkirche und dem Dank von Chorleiter Gerd Weimar an alle Mitwirkenden auf und hinter „der Bühne“ entlockte das Publikum den Sängerinnen und Sängern noch eine Zugabe. „Ein kleiner Rheinberger“ wie Gerd Weimar bemerkte, entließ ein entspanntes Konzertpublikum schließlich gestärkt und innerlich gewärmt in den Abend.

Das Vokalensemble „Die Protachoristen“ bot ausgewählte Werke von Josef Gabriel Rheinberger und Max Reger für das begeisterte Publikum dar.

KMD Weimar in seinem Element.