Raus aus der Gewaltspirale

Erstellt am 05.04.2024

Bestehende Betreuung im Frauenhaus ergänzt

Kinder leiden besonders unter häuslicher Gewalt. Im Frauenhaus Soest befinden sie sich in einem geschützten Raum und können wieder zur Ruhe kommen.

Kreis Soest. Die Mehrzahl der Bewohner und Bewohnerinnen des Frauenhauses Soest sind Kinder. Die Schutzeinrichtung ist für sie eine wichtige Chance, die Gewaltspirale, in der sie bisher lebten, zu durchbrechen und ihnen Entwicklungs-Chancen zu eröffnen. Seit November 2023 wird die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen verstärkt. „Durch die Förderung durch das Land und die Kommune konnte eine sozialpädagogische Stelle für die im Haus lebenden Kinder und Jugendliche eingerichtet werden“, erklärt Pfarrerin Birgit Reiche, Geschäftsführerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW), Trägerin des Frauenhauses.

Auf die bis zu acht Plätze für Frauen bietet das Frauenhaus elf Plätze für Kinder, die ihre Mütter begleiten. Die Stelle, die sich zwei Fachkräfte teilen, ergänzt die bestehende Betreuungsstruktur im Haus. Damit kommen die Kinder und Jugendlichen in besonderer Weise in den Fokus: Der eine Schwerpunkt liegt darin, eine individuelle Infrastruktur aufzubauen.

„Die Flucht in ein Frauenhaus, bedeutet für die Kinder und Jugendlichen meistens auch, dass sie ihr soziales Netzwerk verlassen“, erläutert Pfarrerin Anne Heckel. Die Geschäftsfeldleiterin der Anti-Gewalt-Arbeit der EFHiW kennt die Hürden: „Eine neue Schule und ein neuer Kindergarten müssen nicht nur gefunden werden, sondern die Kinder und Jugendlichen müssen sich dort neu einleben. Sie müssen inhaltlich und sozial Anschluss finden.“

Bei diesem Prozess werden sie durch die Fachkräfte begleitet und unterstützt. Zudem konnten die besonderen Herausforderungen der Kinder und Jugendlichen nicht ausreichend wahrgenommen werden vor dem Einzug ins Frauenhaus, da dies die familiäre Situation oftmals nicht zuließ. Zusammen mit den Müttern und deren Kindern werden bei Bedarf Kontakte aufgebaut unter anderem zu Jugendämtern, Sozialpädiatrischen Zentren, Ärzt*innen, Sportvereinen und Therapeut*innen.

Der andere Schwerpunkt in der Betreuungsstruktur im Frauenhaus ist, kindgerecht erlebte Gewalt zu thematisieren und die Beziehung zwischen Kindern und Müttern zu stärken. „Im Frauenhaus erfahren die Kinder und Jugendlichen, dass das Leben nicht durch Gewalt geprägt sein muss“, stellt Pfarrerin Heckel fest.

So werden sie in der Zeit darin begleitet, eine Sprache zu finden, mit der sie altersentsprechend ihre bisherigen Erfahrungen ausdrücken können. In einer angstfreien Umgebung verändere sich nach und nach, wie Mütter und Kinder miteinander umgehen. „Zarte Pflänzchen der Leichtigkeit blühen auf“, beschreibt es die Geschäftsfeldleitung. Damit diese Pflänzchen wachsen und gestärkt werden, werden sie von den Sozialpädagoginnen unterstützt.

HINTERGRUND

Das Frauenhaus Soest der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen verfügt über neunzehn Plätze für Frauen und ihre Kinder. Konkret heißt dies: für acht Frauen mit bis zu elf Kindern. Es bietet Frauen und ihren Kindern, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, eine geschützte, anonyme Wohnmöglichkeit, Beratung und Begleitung während des Veränderungsprozesses. Weiteres unter www.frauenhaus-soest.de

In jedem Fall von häuslicher und/oder sexualisierter Gewalt ist die Beratung über www.frauenberatung-soest.de oder über www.hilfetelefon und 08000 116016 erreichbar. Die „Kreiskooperationsrunde gegen häusliche Gewalt und für Kinderschutz im Kreis Soest“ hat unter www.kreis-soest.de/aktiongegengewalt Flyer und Informationen über alle Beratungseinrichtungen im Kreis. Unter www.frauen-info-netz.de sind freie Plätze der Frauenhäuser landesweit ersichtlich. Seit letztem Jahr ist neu eine bundesweit eingerichtete Suchmaske unter www.frauenhaus-suche.de