750 Bürgerinnen und Bürger demonstrierten auf dem Marktplatz gegen die Gefahr durch Rechts.
Von Toni Nitsche
Wickede. Die beiden Wickeder Kirchengemeinden hatten unter dem Motto „33 Minuten für die Demokratie – In Vielfalt verbunden“ zur Demonstration gegen Rechtsextremismus aufgerufen. 750 Bürgerinnen und Bürger setzten dabei ein klares Zeichen und folgten dem Aufruf zum Marktplatz. Die politischen Wickeder Gremien unterstützen die Initiative der Evangelischen und Katholischen Kirchen, um ein deutliches Signal für de Demokratie zu bekunden. Vertreter der Kirchengemeinden, des Rathauses und der Bevölkerung bezogen Stellunggegen den wachsenden Rechtsdruck.
Pastor Thomas Metten freute sich, dass so viele dem Aufruf gefolgt waren. „Lange Zeit ist geschwiegen worden zu den rechtsextremen Stimmen und den populistischen Gesinnungen, die immer mehr Raum zu greifen scheinen. Das wollen wir heute ändern“, so Metten. Er erinnerte an die Machtergreifung von Adolf Hitler vor 91 Jahren. „So etwas darf es nie wieder geben“.
Bürgermeister Martin Michalzik macht es froh, dass Wickede eine große und bunte Gemeinschaft ist. „Nie wieder wollen wir zulassen, dass Feinde der Demokratie die Macht von Staat und Recht in die Hände bekommen und die Extremisten unser Zusammenleben vergiften und unsere Gesellschaft spalten, sodass schließlich Freiheit und Zukunft daran zugrunde gehen“. Er sprach zudem an, dass man dagegen stellen müsse, wenn Menschen wegen ihrer Religion, Herkunft oder Hautfarbe bedrängt, verfolgt, verhaftet, misshandelt oder weggesperrt werden.
Dem Bürgermeister machte es Mut, dass viele gekommen waren, um in einer kritischen Phase unseres Landes auf der richtigen Seite zu stehen. Er betonte, dass Wickede eine Gemeinde ist, wo Menschen aus 80 Nationen leben. „So ist Wickede, vielfältig und bunt“. Er gab noch eine Botschaft an die Netzwerke der Extremisten und allen Gegnern unserer Freiheit: „Wir sind die Mehrheit und wir wollen euch nicht! Wir sind stark, auch unter Druck, weil wir zusammenstehen.“
Aleta Amirtanian , sie seit mehr als 30 Jahren in Wickede lebt, machte deutlich, dass die Gemeinde ihre zweite Heimat geworden ist und sie als Sozialarbeiterin mit ihren zwei Töchtern hier lebt. „Der Weg hatte Höhen und Tiefen mit Unsicherheit sowie Erfolg.“ Sie erklärte, dass Integration Arbeit ist und ein Geben und Nehmen mit sich führt. „Wenn die Integration bis jetzt nicht überall gelingt, ist es nicht die Lösung, diese abzuschaffen, sondern Integration neu zu denken“. Amirtanian forderte, dass man sich nicht vom politischen Frust leiten lassen solle.
Pfarrer Dr. Christian Klein sprach an, dass sich beim Kollegen Thomas Metten eine Frau gemeldet habe, die wissen wollte, wo man aus der Kirche austreten könne, weil sie fände, dass das Treffen der Rechtsextremisten mit der AFD in Potsdam ein rein privat gewesen wäre und die Kirche hätte sich nicht einzumischen. „Thomas hat das gesagt, was ich ihr auch gesagt hätte: Beim Amtsgericht können sie austreten und das tun sie am besten mit ihrer Meinung auch“.
Klein erklärte, dass es viele Gründe gäbe, aus der Kirche auszutreten, aber es gäbe keinen Grund zu bleiben, wenn man sich nach diesem rechtsextremistischen Treffen in Potsdam nicht eingemischt hätte. „Denn wenn wir eins aus der jüngsten Geschichte gelernt haben, ist, dass es ein zu spät gibt. Und das es nicht genug ist, wenn nur ein paar Aufrechte dagegen sind“. Er wies ganz ausdrücklich darauf hin, dass die alten und neuen Rechten mit den alten Mitteln arbeiten. „Sie verdrehen die Wahrheit und reden Dinge schön, um ihre wahren Ansichten zu verschleiern“. Zum Abschluss sagte Dr. Christian Klein, das alle Menschen für Toleranz und Offenheit zusammenstehen sollten.
Sprachen zu den Teilnehmenden der Kundgebung (von links): Martin Michalzik, Aleta Amyrtanian, Thomas Metten und Dr. Christian Klein. Fotos: Tonis Nitsche
Das Trio Tetris sorgte zwischen den Redebeiträgen für Musik.