In ihrer Jahreshauptversammlung ließen sich die Mitglieder des Westfälischen Dombauvereins über den Stand der Sanierungsarbeiten informieren. Foto: Klaus Fischer
Von Klaus Fischer
Soest. „Wir haben in diesem Jahr richtig rangeklotzt.“ Markus Schulze, Bauhüttenmeister an der Wiesenkirche, zeigte den Mitgliedern des Westfälischen Dombauvereins während der Jahreshauptversammlung im Sitzungssaal der Bauhütte sehr anschaulich, was in diesem Jahr an der Turmbaustelle des Nordturms geschafft worden ist. Und Alt-Dombaumeister Jürgen Prigl ergänzte in der ihm eigenen Art: „Da ist Geschichte geschrieben worden.“
Üblicherweise haben die Steinmetze der Dombauhütte in einer Saison die Basis von zwei der acht Giebeldreiecke am Nordturm versetzt. In diesem Jahr aber waren es drei, also 50 Prozent mehr. Zum einen, so erfuhren die Mitglieder, dulde die Verwitterung am Turm keinen weiteren Aufschub. So zeigt Schulze Fotos von Steinen der inneren Mauerwerksschale nach deren Freilegung, die ebenfalls schon stark geschädigt sind.
Zum anderen kann man den massiven kräftigen Ringanker aus Edelstahl rund um den Turm nur schließen, wenn man drei der acht Seiten auf einen Schlag einbauen kann. Der Ringanker ist ein neues Element rund um den Turm, um ihn weiter statisch zu ertüchtigen, eine Art Korsett. Insgesamt haben die Bauhüttenleute im Laufe der Sanierung an jedem der beiden Türme je drei solcher Ringanker in verschiedenen Höhenlagen eingebaut, dazu noch diverse Anker und weitere Elemente aus massivem Edelstahl, um die Standsicherheit weiter zu erhöhen.
Im Laufe des Jahres wurde, wie berichtet, der letzte Grünsandstein der äußeren Mauerschale am Turm ausgebaut, für Prigl ein historischer Augenblick. Dieser Stein war schon so marode, dass er bei seinem Ausbau zerbröselte. Und es wurden die letzten neuen Steine aus Obernkirchener Sandstein eingebaut, die mit der inneren Turmwand verbunden sind. In den kommenden beiden Jahren werden dann die acht frei stehenden Giebeldreiecksspitzen sowie die kleinen dazwischen stehenden Fialen versetzt, so dass 2026 parallel zum Versetzen des letzten kleinen Zirerrats mit dem Abbau des Turmgerüsts begonnen werden kann.
2027 soll der Nordturm wieder frei vom Baugerüst sein bis auf die unterste Etage mit dem Fahrstuhl. Dieser wird noch für die Sanierungsarbeiten rund um die Traufe des Gotteshauses benötigt sowie für die Arbeiten an einem neuen Dach. Am Reformationstag 2027 soll dann die Vollendung der Sanierungsarbeiten an den Wiese-Türmen mit einem großen Fest gefeiert werden. Viel Beifall gab es dafür von der Versammlung.
Trockener fiel naturgemäß der Bericht des Kassierers Volker Kaiser aus. Immerhin berichtete er davon, dass es 2022 und 2023 bisher keine außerordentlichen finanziellen Belastungen gegeben habe, so dass das finanzielle Polster des Vereins wieder etwas angewachsen sei. „Wir haben jetzt wieder etwas Spielraum für außerordentliche finanzielle Belastungen.“ Da die Kassenprüfung keine Beanstandungen hatte, gab es einstimmige Entlastung für den Kassierer und den Vorstand.
Vorsitzende Dr. Birgitta Ringbeck, seit gut einem Jahr im Amt, lobte die hervorragende Arbeit der Bauhütte. Sie kündigte an, dass im kommenden Jahr die Fahrt des Vereins im Sommer nach Corvey zum UNESCO-Welterbe gehe, dem karolingischen Westwerk der Klosterkirche, nachdem in diesem Jahr weit über 60 Mitglieder den Kölner Dom besucht hatten.