Volles Haus zu besonderem Anlass

Erstellt am 08.12.2023

Stadtkirche in Brilon begeistert Besucher bei feierlicher Wiedereröffnung

Pfarrerin Antje Jäkel wurde feierlich in ihr Amt eingeführt, im Hintergrund ist die neue Sitzordnung in Stuhlreihen zu erkennen, die ohne feste Bänke jederzeit leicht anpassbar ist. Fotos: Julie Riede

Von Julie Riede

Brilon. Was lange währt, wird endlich gut – nach langer Planung ist die Renovierung der Evangelischen Stadtkirche Brilon mit den Einweihungsfeierlichkeiten und der offiziellen Amtseinführung von Pfarrerin Jäkel abgeschlossen. Komplett besetzt  war das neue/alte Gotteshaus, die Stadtkirche Brilon, am ersten Advent, auch am Eingang reihten sich noch die stehenden Besucher. „Wenn es immer so wäre, das wäre toll, aber dann bräuchten wir auch definitiv mehr Stühle “, schmunzelte Pfarrerin Antje Jäkel, die die Nachfolge von Pfarrer Rainer Müller antritt, der vor knapp einem Jahr in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Viel hat sich getan in der alten Stadtkirche. Nicht nur von außen ist sie ohne den Turm eine andere, auch innen hat sich viel verändert. Jäkel erinnert in ihrer Einführungsrede daran, dass es vormals auch andere Zeiten gab, vor dem Turm, als nämlich die Glocken sich auf dem Gotteshaus befanden, statt davor. Zeiten ändern sich, dafür ist die Stadtkirche ein Beispiel. Sie ist aber auch ein Beispiel dafür, wie wandelbar das Antlitz von Kirche in seiner Form sein kann, und wie mutig diejenigen sind, die Veränderung annehmen und Probleme in die Hand nehmen, um sie in etwas Positives zu verwandeln.

Presbyteriums-Vorsitzender Benedikt Meckel hielt die Begrüßungsrede, er zählte die Gäste auf: die Schützen, die Freiwillige Feuerwehr, Bürgermeister Christoph Bartsch, Probst Propst Dr. Reinhard Richter, Bundestagsabgeordneter Dirk Wiese, Superintendent Dr. Manuel Schilling und viele andere waren da, um die modernen Räumlichkeiten der Stadtkirche einzuweihen. Der Gemeindechor Cantamus unter der Leitung von Gerhard Eberbach und der Bläserkreis Bredelar unter der Leitung von Siegmar Paschkewitz sorgten für musikalische Unterstützung, sowie Kreiskantor Gerd Weimar an der Orgel.

Doch ganz fertig ist das Gotteshaus noch nicht: Das Kreuz und der Altar sind noch nicht so, wie sie mal sein sollen, und auch das Taufbecken muss wortwörtlich noch auf den Stand gebracht werden. Doch das waren an diesem Dezember-Sonntag nur Marginalien, denn die Umgestaltung der Kirche ist überaus gelungen. Und so bedankte sich Meckel auch bei dem Architekten, der das Ganze mit auf den Weg gebracht hat.

Momente, in denen man umgehauen wird

Und während die ersten Lieder in der Kirche wieder angestimmt wurden, hatten die Gottesdienstbesucher Zeit, sich umzuschauen. In der Stadtkirche sitzt man fortan nicht mehr in Bänken hintereinander, sondern sich gegenüber, in Reihen an den Seitenwänden. In der Mitte befindet sich eine Art Mittelgang, dort finden sich Ambo, Taufschale und Altar. Jäkel erklärte, was es damit auf sich hat. Sie erinnerte an das was war, erzählte von dem, was ist, und kommen wird. „Wie sehr hat sich diese Kirche im Laufe der Zeit verändert“, sprach die Pfarrerin aus, was viele denken mögen, „aber das ist nun mal unabänderlich“ sagte sie und führte aus: „Das Ambo am Anfang als gesprochenes Wort. Am Ende der Altar, ganz nah an Gott. In der Mitte das Taufbecken, zwischen Irdischem und Gott.“ Dort stehe man oft im Leben, auch sie, sagte Jäkel.

Es gäbe Momente, in denen man „umgehauen“ werde, in denen man hin und hergerissen sei, erzählte sie und spielte ein Lied ein, in dem es genau darum geht: O.K.O, von Michael Patrick Kelly. In dem Stück geht es um das Gefühl des Verlorenseins und des Feststeckens in einem persönlichen Kampf, bevor man Trost und Unterstützung finde. Es geht um Hoffnung, um Liebe und Stärke. Doch Umgehauen werden könne man im positiven und negativen Sinne. Selten sei das Leben ausgeglichen. Und dafür stehe auch die Stadtkirche Brilon. Für Unerschütterlichkeit in Zeiten des Wankens, für Wandel, nicht unbedingt für Neubeginn. Der Slogan, mit dem Spenden für die Kirche gesammelt wurden, war „wir bauen eine neue Kirche“. Aber eigentlich ist es keine neue Kirche, es ist nur das, was werden musste, um zu bestehen. Nun ist es möglich, die Kirche optimal zu nutzen, für Gottesdienste wie auch kulturelle Veranstaltungen.

Superintendent Dr Manuel Schilling sagte über Antje Jäkel, sie sei gebraucht worden in Brilon, aber kirchenrechtliche Regularien hätten ihren Dienst als Pfarrerin verzögert. So, wie sich auch die Renovierung der Stadtkirche in die Länge gezogen habe. Sie, die mit ihrer Familie mit der Gegend verwurzelt sei, füge sich in diese Stelle wunderbar ein, und das genau zum rechten Moment. Ihre besondere Einstellung zur Ökumene sei wichtig, denn in Brilon lebten Katholische und Evangelische beispielhaft in festem Glauben zusammen. Jäkel lebe traditionell das Christentum und sei trotzdem offen für Neues. Daher passe sie perfekt in diese alte, neue Kirche. 

Superintendent Dr. Manuel Schilling und Pfarrerin Antje Jäkel losgelöst und freudig nach der feierlichen Zeremonie, im Hintergrund Pfarrer Burkhard Krieger; allen war die Freude ins Gesicht geschrieben