Christen sind Salz und Licht

Erstellt am 08.12.2023

Nachdenkliche Worte beim traditionellen Neukirchenjahrsempfang der Evangelischen Kirche Warstein

Fanden nachdenkliche, aber auch ermutigende Worte (von links:) Pfarrerin Jutta Schorstein Pfarrer Uwe Müller, Gerd Flaig, Autor "Jenseits vom Tellerrand", Beatrix Krüper, stellvertretende Bürgermeisterin Rüthen, Dr. Thomas Schöne, Bürgermeister Warstein Markus Gudermann, Pastoraler Verbund Warstein. Fotos: Dorothea Richter

Von Dorothea Richter

Soest. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“: Unter diesem Motto stand der Beginn des neuen Kirchenjahres in der Evangelischen Kirche Warstein. Zu den Klängen von  Posaunenchor und Orgel konnten sich die Kirchenbesucher- und besucherinnen auf die Adventszeit einstimmen. Nach dem Gottesdienst lud Pfarrerin Jutta Schorstein zu einem anschließenden Neukirchenjahrsempfang in das Philipp-Melanchton-Haus ein, um mit allen das neue Kirchenjahr zu begrüßen.

Herzliche Worte zur Begrüßung richtete auch Pfarrer Uwe Müller an die Gemeindeglieder, die den Weg trotz Schnee und Eis auf sich genommen hatten. Allerdings blieben, vermutlich auch aufgrund der Wetterlage, zahlreiche Plätze leer. „Möge Gott das neue Jahr segnen, was immer auch kommen mag. Danke an alle, die das hier so schön vorbereitet haben“, wandte sich Müller an das Team der freiwilligen Helferinnen und Helfer. In seinem Rückblick ging er zunächst auf die weltweiten Krisen ein und meinte sichtlich bewegt „ich habe das Gefühl, alles ist so traurig“. Bei den Themen Ukrainekrieg, Klimawandel, und Krieg im Nahen Osten könnte einem schon „angst und bange“ werden. Im Hinblick auf die aktuelle Situation in Israel würde der „Weltgebetstag der Frauen“ im März 2024 in einer anderen Form, anders als geplant, stattfinden.  

Aber auch die interne Situation der Evangelischen Kirche in Warstein zeige Risse: „Schmerzhaft war für uns die Entwidmung der Markuskirche in Sichtigvor und mit der Aufgabe der Erlöserkirche in Kallenhardt haben wir damit wieder einen Raum weniger - aber es entstehen auch neue Räume.“ Das wären zum Beispiel Räume, die über die eigenen Gemeindegrenzen hinausgingen und mit der „WAGE-Region“ neue Möglichkeiten böten. „Wir wachsen zusammen“, blickte Uwe Müller optimistisch in die Zukunft  - und betonte im Rahmen dieser guten Zusammenarbeit mit Regionalpfarrerin Rebecca Basse -  unter vielen anderen die gelungenen  Projekte „eines gemeinsamen Gottesdienstplanes und der Sommerkirche in der Urlaubszeit“.

Die Übertragung der Gottesdienste per Livestream wären Dank der Unterstützung von Gerd Flaig ein weiteres Plus für die Kirchengemeinde, wie auch das von ihm verfasste  Buch „Jenseits vom Tellerrand“, dessen Erlös für die Erneuerung der Friedhofsmauer angedacht sei.

Allerdings bereite ihm die Personalplanung nach wie vor Kopfschmerzen, gestand Uwe Müller und meinte fast etwas trotzig: „Die Gemeinde wird es überleben. Je mehr Menschen sich einbringen, desto eher werden wir zusammenwachsen, um uns den Herausforderungen zu stellen. Wir müssen einander tragen und versuchen, den Weg in die Zukunft mit Gott zu gehen.“

Dass in schwierigen Zeiten Menschen sich nach Frieden sehnen und den Wunsch auf eine hoffnungsvolle Zukunft hätten, machte auch die stellvertretende Bürgermeisterin von Rüthen Beatrix Krüper in ihren Begrüßungsworten deutlich und meinte: „Jetzt ist die Zeit, sich den Krisen zu stellen und Nächstenliebe zu leben. Wir freuen uns auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit zwischen Warstein und Rüthen.“

Er käme immer sehr gern zu dem schönen Fest des Neukirchenjahres, versicherte Warsteins Bürgermeister Dr. Thomas Schöne und übermittelte zahlreiche Glückwünsche der Stadt. Kirche sei ja eigentlich nicht das Aufgabenfeld eines Bürgermeisters, erklärte er. „Mir ist es nicht egal, wenn ich mir so die Entwicklung der Kirchen und die Zahlen ansehe. Im letzten Jahr habe ich an dieser Stelle gesagt, dass die Christenheit in Deutschland in der Minderheit ist. Jetzt komme ich leider zu der Feststellung, dass achtzig Prozent der Kirchenmitglieder mit Kirche nichts am Hut haben. Aber Kirche ist mehr als nur ein Gebäude. Wer übernimmt die  Aufgaben und die wichtigen  Werke, die aus ihr hervorgehen?“ Er sehe „in diesen schweren, verrückten Zeiten“ aber auch eine Chance: „Mit Blick auf die großen Probleme und Krisen in der Welt und im eigenen Land müssen wir deshalb vor Ort gut sein in allen Bereichen, und damit ein Gegenpol sein.“

Den Reigen der Überbringer zahlreicher Gratulationen schloss  Pfarrer Markus Gudermann von der Katholischen Kirche aus dem pastoralen Raum Warstein. Er könne nur seinen Vorrednern zustimmen: „Wir müssen uns mit den Weltthemen befassen.“ Traurig mache ihn auch, so Gudermann, die Entwicklung in seiner Kirche mit dem deutlichen Rückgang von Gemeindegliedern, der Verkleinerung des pastoralen Teams und der viel zu geringen Nachfrage beim Priesterberuf. „Zur Zeit haben wir über 400 Priester in der Diözese Paderborn, im Jahre 2035 werden es nur noch 150 sein, das ist schon erschreckend.“ Für die Zukunft sei es deshalb wichtig, Kräfte zu bündeln und den Glauben „stille aber auffällig zu leben“. „Christen sind Salz und Licht“. Selbst aus einem kleinen Baumstumpf könne was Großes entstehen, machte Markus Gudermann Hoffnung auf eine gute Zukunft und verheißungsvolle ökumenische Zusammenarbeit.