Blumen und stehender Beifall für die drei Vortragenden (von links): Thomas Strauß, Margot Käßmann und Hans-Jürgen Hufeisen.
Von Thomas Brüggestraße
Soest. „Es begab sich zu dieser Zeit..." Wie war das noch gleich vor mehr als zweitausend Jahren? Da hatte dieser Augustus befohlen, dass seine Untertanen alle gezählt werden sollen – dann weiß man als Kaiser, was man hat, wem man Steuern abknöpfen kann, wen man fürs Militär ranholen kann.
Auch Josef, ein einfacher Zimmermann, der muss sich auf den Weg machen von Nazareth nach Bethlehem, die Frau muss mit. Hochschwanger ist sie und Josef hat doch noch keinen blassen Schimmer davon, wie das so wird, wenn ein Kind geboren wird. Also ab auf den Weg vom schönen Nazareth nach Bethlehem. Der Ort platzt aus allen Nähten vor lauter Leuten, die schon gezählt oder noch zu zählen sind. Es ist ein Gedränge, ein Lärm, ein Durcheinander. Ein Platz für die Nacht für zwei einfache Menschen?
Fehlanzeige. Was für ein Drama! Ein Stall muss es tun zur Not, schließlich kann es jeden Moment so weit sein mit der Geburt....
Dramatisch dürfte es gewesen sein, überhaupt nicht heimelig und romantisch, wie man vielleicht aus dem Text vom Evangelisten Lukas herauslesen könnte, findet Margot Käßmann. Die bekannte Theologin, langjährige Landesbischöfin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland sprach in Neu-Sankt Thomä. Etwa 150 Interessierte wollten Käßmann sehen und hören – laut Ankündigung zur Veranstaltung zählt die Theologin zu den glaubwürdigsten und prominentesten Frauen Deutschlands.
„Die Botschaft der Engel: Frieden auf Erden“, so war die Konzertmeditation überschrieben: Käßmann erzählt die Weihnachtsgeschichte, ordnet ein, hinterfragt und schlägt dabei immer wieder den Bogen in die Gegenwart: Was kann es den Menschen heute bedeuten und sagen, wenn da in der Erzählung von Lukas Engel bei den Hirten auf dem Felde sind, bei ganzen Hirten-Familien sogar, wenn diese Engel verkünden: „Fürchtet Euch nicht! Friede soll wachsen auf Erden!“
Diese Nacht in Bethlehem, sie war, ist und bleibt der Wendepunkt für alle Welt, unterstreicht die Theologin, „Frieden auf Erden“ das bleibe die stärkste aller Botschaften und ein großes, verlässliches Versprechen. Auch in schwierigen Zeiten. Auch wenn man das mit Blick auf die aktuellen Nachrichten manchmal nicht glauben mag: Überall weinen Mütter um ihre Kinder so wie Maria unter dem Kreuz. Weil Mächtige Kriege angezettelt haben. Zu den Mächtigen sind die Engel nicht gekommen. Sie waren bei den einfachen Menschen. Auch das ist die Botschaft.
Zwischen den Betrachtungen: Macht hoch die Tür, viele weitere bekannte Melodien für Advent und Weihnachtstage, Variationen. Großartige Musik vom Chorraum aus. Einige Lieder zum Mitsingen für alle. Hans-Jürgen Hufeisen brilliert auf der Blockflöte, spielt zwischendurch sogar auf zwei Flöten zeitgleich, bleibt selbst dann zu hören, wenn er Töne nur anhaucht. So leise ist es in der Kirche, man könnte eine Feder auf den Steinboden schweben hören. Organist Thomas Strauß begleitet am Klavier.
Etwas mehr als eine Stunde später sitzt Margot Käßmann dann am Büchertisch, gibt Autogramme, unterhält sich kurz mit Leuten aus dem Publikum. Je eine Rose gab es wenige Augenblicke zuvor für Margot Käßmann, Hans-Jürgen Hufeisen und Thomas Strauß. Im Stehen wurden sie alle drei mit langem Applaus gefeiert. Soest war eine Station von mehreren der Meditations-Tour. „Botschaft der Engel: Frieden auf Erden", diese „Weihnachtsgeschichte zum Lesen und Staunen“ von Margot Käßmann ist als Buch zu haben.
Eindringlich: Margot Käßmann interpretierte die über 2000 Jahre alte Weihnachtsgeschichte auf neue Art. Fotos: Thomas Brüggestraße