Niemals geht man so ganz

Erstellt am 08.12.2023

Pfarrer-Ehepaar Peters geht in Ruhestand, bleibt der Gemeinde aber eng verbunden

Verstehen sich nicht nur beim gemeinsamen Musizieren: Lilo und Christoph Peters. Das Pfarrer-Ehepaar geht nach 28 Jahren Dienst in der Kirchengemeinde Lippstadt in den Ruhestand. Foto: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

Lippstadt. Die große deutsche Schauspielerin Trude Herr († 1991) – die Älteren werden sich erinnern – hat einst gesungen: „Niemals geht man so ganz“. Ein Lied, das über dreißig Jahre später wie maßgeschneidert für das Pfarrer-Ehepaar Peters zu sein scheint. Denn auch wenn für Lilo und Christoph Peters mit dem Monat Dezember der Dienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Lippstadt nach 28 Jahren offiziell endet, so werden sie den Menschen dort auch nach ihrer Entpflichtung verbunden bleiben und sich weiter engagieren.

„Es schließt sich ein Kreis“, sagt Lilo Peters. „Back to the roots“, ergänzt ihr Ehemann. Was sie damit meinen: In jungen Jahren haben sich beide stark in der Friedensinitiative engagiert, haben mit 300.000 anderen Menschen 1981 gegen den so genannten Nato-Doppelbeschluss im Bonner Hofgarten demonstriert. In diesen unruhigen Zeiten, wo die Kriege in der Ukraine und in Gaza die Menschen auch hierzulade belasten und verunsichern, besinnen sie sich nun wieder stärker auf ihre politischen Anfänge und Aktivitäten während des Theologie-Studiums und wollen sich wieder verstärkt einbringen in Friedensaktivitäten.

Wenn ein Pfarrer und eine Pfarrerin 28 Jahre in einer Kirchengemeinde tätig sind, dann funktioniert das nur, wenn man sich auf gegenseitiges Verständnis verlassen und auf eine Grund-Zuneigung bauen kann. Dass beide so lange in Lippstadt ge- und ja es manchmal auch ausgehalten haben, hat auch daran gelegen, dass sie sich als „Pfarrer-Ehepaar“ Schwerpunkte suchen konnten und dort ihre jeweiligen Stärken eingebracht haben.

Bei Christoph Peters war das zum Beispiel die Musik – die moderne Kirchenmusik, mit Gründung von Exoduschor, Band Exodus und vielem mehr. Oder sein gesellschaftspolitisches Engagement. Das Friedensgebet der Religionen hat Christoph Peters als einen „ökumenischen Leuchtturm“ erlebt, den Arbeitskreis „Willkommen – kulturelle Vielfalt in Lippstadt gestalten“ aktiv begleitet. Was auch für den Treffpunkt KIA (Keiner ist allein) in der Cappelstraße gilt.

Lilo Peters konnte ihr Steckenpferd – das Theater – in vielfältiger Art und Weise erleben und ausleben. Einige hundert Stücke hat sie in diesen 28 Jahren geschrieben oder bekannte Vorlage umgeschrieben bzw. adaptiert. Vieles davon war Basis in den Kindergottesdiensten. Und es war vor allem diese enge Beziehung und die intensive Zusammenarbeit mit und zu den Gemeindegliedern, die sie über all die Jahre getragen hat: „Mein Herz hat immer für die Gemeindearbeit gebrannt.“

Wenn sie nun kürzer treten und ein Stück weit auch ihren Ruhestand genießen wollen, so verkennen sie nicht, dass ihre Kirche mit Problemen und Schwierigkeiten zu kämpfen hat und sich vielfältigen Herausforderungen stellen muss, die beim Beginn ihres Studiums nicht einmal erahnbar waren.  „Natürlich“, sagt Christoph Peters tut das weh, „wenn Kirchen geschlossen und aufgegeben werden müssen

Und Lilo Peters ergänzt: „Das macht ja auch was mit den Menschen, die ihnen nahestehen.“  Dass die Gottesdienst leerer werden und viele aus der Kirche austreten, ist für sie allerdings nicht nur ein Problem der Kirche: „Es ist eine Verarmung des Menschen an sich. Wir werden egoistisch, perspektivlos, geistlich arm, wenn wir immer nur das in den Blick nehmen, was uns unmittelbar nützt.“  Für sie steht daher fest: „Wir brauchen Gott, wir brauchen eine Perspektive, um menschlicher, verantwortungsbewusster, solidarischer, demütiger, hoffnungsvoller zu werden.“

Auch deshalb ist für die beiden Lippstädter der Ruhestand eben nicht ein völliger Wendepunkt, wo sie sich komplett von ihrem Engagement und ihrem Arbeitsleben verabschieden werden; auch deshalb werden sie sich weiterhin einbringen und ein Bestandteil einer Gemeinde bleiben, in der man froh ist, in diesen schwierigen Zeiten des Umbruchs und Aufbruchs auf die Erfahrung zweier so verdienter Theologen bauen zu können. Lilo Peters: „Wir sind beide ja noch vom alten Schlag. Kirche, wie wir sie kennen und wie wir sie gelebt und geliebt haben, wird es in Zukunft so vielleicht nicht mehr geben. Aber gleichzeitig bin ich überzeugt, dass der Glaube nicht untergeht; dass wir dieses kleine Licht der Hoffnung und Zuversicht auch in Zukunft hüten werden.“