Wenn Blumen als Seife erblühen

Erstellt am 23.05.2024

Ukrainerin Nataliia Boichuk hat in Körbecke eine neue Heimat gefunden

Nataliia Boichuk ist vordem Krieg in ihrer Heimat nach Deutschland geflohen. In Körbecke hat sie eine neue Heimat gefunden und stellt kleine Kunstwerke aus Seife her. Fotos: Thomas Brüggestraße

Von Thomas Brüggestraße

Körbecke. „Vielleicht ist das in Deutschland noch nicht so bekannt, dass man aus Seife auch kunstvolle Dinge machen kann", sagt Nataliia Boichuk. „Bei uns in der Ukraine, da lieben es die Menschen, es hat Tradition, es ist schon fast ein Stück Kultur." Nataliia Boichuk schmilzt Rohseife in der Mikrowelle, gießt die flüssige Seife nach Zugabe von Farbe und Duftstoffen anschließend in Silikonformen und macht die erkalteten Einzelstücke zu einzelnen Hinguckern, die auch gut riechen, oder zu interessanten Arrangements, die nicht nur das Auge erfreuen sollen. Klingt einfach, ist es aber nicht.

Kombinieren oder später weiter anmalen kann man die erkaltete Seife auch. „Da probiere ich noch und lerne laufend dazu", sagt Boichuk, die vor dem russischen Angriffskrieg geflohen ist, zusammen mit einer erwachsenen Tochter. Die ist wieder zurück, als es etwas ruhiger wurde in der Region um Riwne, die 250.000 Einwohner zählende Großstadt in der Westukraine. Heimweh. Nataliia Boichuk ist geblieben: Sie büffelt Deutsch. Sie hat sich verliebt in Körbecke, und in ihren Heinz. Eine Liebe, die mit dem Herzen funktioniert. Das Reden ist noch nicht ganz einfach: Gut, dass es diese Übersetzungsprogramme fürs Handy gibt: Reinsprechen, warten. Es gibt Text zum Zeigen. Oder man lässt das Handy laut vorlesen.

Nataliia und ihr Heinz wollen heiraten, irgendwann in diesem Jahr. Vor allem aber möchte sich Nataliia Boichuk zum Job in einer Reinigung und Wäscherei ein Standbein aufbauen mit ihren Blumenbouquets aus Seife, mit ihren putzigen Tierfiguren und vielen weiteren filigranen, meist floralen Objekten. Kunst oder Kitsch, diese Frage ist für sie völlig zweitrangig: „Es soll einfach nur gefallen. Man soll Freude daran haben."

Einen Flyer hat sie schon entworfen, wirbt für „Nataliias Blumenpracht". Und für individuelle Arrangements: „Mich kann man ansprechen und Ideen äußern. Ich schaue dann, welche Formen ich bekommen kann, dann wird gegossen und eventuell auch bemalt. Ergänzt wird mit Blättern, Tannenzweigen, mit allem was passt, und daraus entstehen ganz persönliche, einzigartige Dinge." Ihrem Partner Heinz, dem habe sie zum Jahreswechsel etwas mit Drachen zusammengestellt, zeigt sie – 2024 sei schließlich das Jahr des Drachen.

Was braucht es für derlei Arbeiten? Nataliia Boichuk: „Eine Mikrowelle, farblose, geruchslose Rohseife, Formen zum Hineingießen. Ruhe und ein wenig Geduld. Pinsel und Farben zum Malen und Einfärben. Duftstoffe. Dekomaterial je nach Geschmack und Aufgabe. Eine ruhige Hand, denn ab und zu sind Korrekturen nötig an den Seifeobjekten."

Wer sich für Nataliias Seifenpracht interessiert, schickt am besten eine E-Mail an nataliia.boichukdontospamme@gowaway.gmail.com.