Mit Licht das Leben in Szenen setzen

Erstellt am 07.01.2019

Von Kathrin Koppe-Bäumer

Soest/Arnsberg. Vom Urknall bis zur Auferstehung – der neue Evangelische Kirchenkreis Soest-Arnsberg hat  mit einer beeindruckenden, farbenfrohen Klang-Licht-und Musik-Inszenierung in der Wiesenkirche einen beeindruckenden Auftakt vor den Gründungsgottesdienst gesetzt, der einen Tag später, am Epiphaniastag, am selben Ort gefeiert wurde.

1000 Besucher und Besucherinnen sahen und hörten, wie Leben in all seinen Facetten im Lichte Gottes gedeutet wurde. Die Veranstalter, kreative und einfallsreiche Fachkräfte der drei Jugendkirchen und einige Pfarrer und Pfarrerinnen aus beiden Kirchenkreisen, freuten sich, dass sie so viel Menschen mit ihren Ideen ansprechen konnten.

700 Jahre Geschichte haben sich zwischen den Wänden, unter den Gewölben, gespiegelt von den farbenfrohen Fenstern der Wiesenkirche, abgespielt. Einiges davon leuchtete an diesem Abend auf, erklang in Worten und Musik. Digitale Lichtkunst stand dabei im Vordergrund. Die Menschen in den Bänken hoben ihre Köpfe, verfolgten die Lichtbilder und versuchten, flüchtige Momente fotografisch festzuhalten.

Die Farben des Regenbogens im gotischen Kirchraum. Mehr als 70 Scheinwerfer waren in allen Ecken, unter vielen Säulen, vor den Altären und Kunstwerken aufgebaut. Violette, blaue, grüne, rote, orange und gelbe Strahlen wanderten über die Wände, das Deckengewölbe und den Steinboden.

Die Lichtbilder lagen, standen auf, bündelten und verzweigten sich, strahlten wie Buchstaben, wie Regentropfen, wie Wasserfluten oder einzelne Blüten von oben herab. Mancher sah zum ersten Mal in diesem Licht die Schönheit eines Fensterrahmens, die feinen Gesichtszüge eines Engels, den goldbesetzten Hauptaltar oder den Christus, der vom Seitenaltar segnend die Arme hebt.

Knappe und knisternde Worte hatte das Team für 14 Lebensstationen gefunden: Der todbringenden Finsternis setzt Gott lebensnotwendiges Licht entgegen und die Welt bekommt ein grünes Kleid. Der Mensch wächst auf: behütet als Säugling, entdeckend als Krabbler - im Zwiespalt mit sich selbst in der Pubertät. „Ohne Liebe geht gar nichts“, heißt es mehrmals. Sie wird verstanden als Grund für den Urknall: „Eine oder Einer oder Beide in einem haben sich in eine Idee verknallt und die erste Zutat war die Liebe.“

Weiße Laserstrahlen zerschnitten  wie Degen die Luft:  Abel tritt auf, der Kain erschlägt und im Toten sich selbst erkennt. Die biblische Geschichte in neuem Licht zeigt, dass nicht nur der Täter schuldig sein muss, sondern auch in seinem Opfer Schuldfähigkeit angelegt sein kann. In Licht der Auferstehung scheinen am Ende Alter und Tod auf: Geliebte wiedertreffen in einer Welt ohne Hierarchien, dem Licht entgegen gehen, das birgt und erleuchtet.

Die Stimme von Pfarrerin Lilo Peters aus Lippstadt erklang im Wechsel mit Rainer Müllers Bass. Biblische, poetische und selbst verfasste Texte interpretierten sich gegenseitig, ergänzten und durchdrangen sich.

Der Sänger Rabih Lahoud und die Klarinettistin Tara Bouman ließen spontan ihre Musik aus den Gängen, von hinten und von vorne erklingen. Reagierten auf die Worte und das Licht: Glucksendes Säuglingsgebrabbel, Instrument und Stimme im Dialog, Jubeln, Klagen, Stöhnen, wütendes Aufbegehren. Orientalisch anmutende Melodien, die in Halbtonschritten bergauf –und bergab, in Kreisen und Wellen durch die Kirche fluteten, flüsterten und schrien. Aufgefangen, unterbaut, im Wettstreit und versöhnt mit den vielfältigen Klängen aus hohen und tiefen Klarinetten.

Eine große Veranstaltung. „Zu recht“, befand eine Frau aus Arnsberg: „Es ist ja auch etwas Großes, wenn zwei Kirchenkreise sich vereinigen“.  Die Veranstaltung ist gelungen, weil Menschen aus beiden Kirchenkreisen ihre Gaben einbrachten, mit Fachkräften aus der Musik und der Lichttechnik zusammenarbeiteten und sich auf einen offenen Prozess einließen. Ein Zukunft eröffnendes  Modell für die künftige Arbeit im Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg.