Soest. „Einfach köstlich, dieses Kürbiskernöl aus Slowenien…“, findet Maria aus Paderborn, eine Teilnehmerin von einer der fünf Werkstätten, in denen die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen (EFhiW) das Weltgebetstagsland 2019 vorstellte. Dann tunkt sie ihr Brotstück in Öl und Salz aus den Salinenfeldern Sloweniens.
Dies war nicht der letzte sinnliche Eindruck, den sie und viele andere der mehr als 120 Teilnehmerinnen in Soest nach der Begrüßung „Dober dan!“ über Slowenien vermittelt bekam. Viele weitere Ideen wurden angeboten: Informationen über Land und Leute, geographische Besonderheiten, die lange Zeit der Unabhängigkeit unter verschiedenen Regimen und Herrschaftshäusern.
„Jedes Jahr lassen wir uns begeistern von der Stärke der beteiligten Frauen, nehmen Anteil an ihren Sorgen und finden Ermutigung im Glauben“, fasst Claudia Montanus, WGT-Beauftragte der EFhiW, die Faszination in der WGT-Basisbewegung zusammen. Jährlich feiern Christinnen und Christen am ersten Freitag im März in über 120 Ländern der Welt den ökumenischen Gottesdienst zum WGT. Allein in Deutschland werden wieder Hundertausende Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder die Gottesdienste und Veranstaltungen besuchen.
In Westfalen führt die EFhiW in einem ökumenisch zusammengesetzten Team jährlich mehrere mehrtägige Tagungen zur Vorbereitung durch. Zudem gibt es mindestens eine Frauenreise verantwortet von der EFhiW ins Land. Unzählige Tagesveranstaltungen vor Ort erreichen fast 400 Frauen. Als regionale Versandstelle des WGT bearbeitet der Frauenverband in Soest jährlich ca. 800 Bestellungen. Fast 550 Gottesdienste mit mehr als 55.000 Kindern, Männer und Frauen und einer Kollektenhöhe von ca. 250.000 Euro sind dem Verband allein für Westfalen bekannt.
Das kleine Land Slowenien mit nur etwa 2 Mio. Menschen ist geprägt von vielerlei Einflüssen durch die benachbarten Länder Italien, Ungarn, Österreich und Kroatien. Viele Völker zogen hindurch und hinterließen Spuren – und so spielt Gastfreundschaft bis heute eine große Rolle.
Die Multiplikatorinnen, die in ökumenischen Teams die Gottesdienste vor Ort gestalten, lernen begeistert die Lieder und die ein oder andere Polka. Denn auch Volksmusik zeichnet Slowenien von jeher aus.
Auch ernste Töne waren zu hören: In der Bibelarbeit, die das Gastmahl aus Lukas 14 zum Inhalt hat, wurde intensiv und selbstkritisch diskutiert: Wer nimmt an unseren Festen teil? Wir kann es durch unser Mittun gelingen, dass jede einen Platz am Tisch der Erde hat? Wie können wir gastfreundliches Land, gastfreundliche Stadt und Kirche werden?
„Ganz ehrlich“, meinte Sylvia aus Arnsberg nachdenklich: „ich finde es gar nicht so leicht, mit Fremden umzugehen…“ Frederike aus Minden erwidert: „Dann versuch‘s doch einfach mal. Jesus hat genau das moniert: dass alle unter sich bleiben und die, die auch Hunger haben an Leib und Seele, außen vor bleiben.“
Mit den WGT-Werkstätten stellt sich die EFhiW mit ihren ökumenischen Teilnehmerinnen an die Seite der Frauen in Slowenien und ihre Themen: die Einsamkeit und Armut im Alter, die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das Ausgegrenztwerden von Roma und Sinti und die schwierige Situation der Kirchen.
Das gemeinsame Nachdenken in kreativen Arbeitsformen, im Gestalten der roten Nelke, die die Nationalblume Sloweniens ist, das Gestalten und Feiern des Gottesdienstes – all das sind Beiträge, um Nächstenliebe konkret zu leben. Sie singen einander zu: „Odprimo srce! – Wir öffnen unser Herz.“ Und sie lassen den Worten Taten folgen – auch durch die Kollekte, mit denen der Deutsche Weltgebetstag über 150 Projekten jährlich unterstützt.