Soest-Arnsberg. Am Tag, als der SPD-Landtagspolitiker Norbert Römer zum Gedankenaustausch in den Kirchenkreis Soest kommen wollte, musste er selber noch auf die Schnelle als Betreuer einspringen, weshalb sich sein Besuch im Kreiskirchenamt um eine Stunde verschieben musste: „Ich musste auf mein Enkelkind aufpassen“, entschuldigte sich der Sozialdemokrat. Römer weiß also nur zu gut, wie wichtig eine vernünftige und zuverlässige Betreuung von Kindern in diesem Lande ist.
Wohl auch deshalb standen die Themen Kinderbetreuung und Kindertagesstätten im Mittelpunkt der angeregten Diskussion, mit der Superintendent Dieter Tometten die von ihm angeregte Reihe der politischen Gespräche auf Ebene des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg fortsetzte.
Kindergarten-Fachberaterin Charlotte Bierkamp und Susanne Klose-Rudnick, Leiterin Kita-Verbund Nord, verdeutlichten in dem Gespräch noch einmal die aktuelle Situation und formulierten auch Forderungen und Wünsche, die sie an die Landes- und auch Bundespolitik haben. „Die Landschaft hat sich in den vergangenen Jahren enorm verändert“, erklärte Bierkamp. „Ein ganz großes Thema in unseren Kindertagesstätten ist Integration. Das geht nur mit einem deutlich erhöhten pädagogischen Mehraufwand.“ Und das kostet.
Eine weitere Belastung in der täglichen Arbeit ist der Mangel an Fachkräften. „Hier klaffen Wunsch und Realität weit auseinander“, so Klose-Rudnick. Norbert Römer ist davon überzeugt, dass die Probleme unter den aktuellen Rahmenbedingungen und auch mit den Plänen der Landesregierung bestehen bleiben werden: „Was wir brauchen, ist eine grundständig andere Finanzierung. Da helfen keine Sockelfinanzierung und auch keine Pauschalen. Die reichen schon lange nicht mehr aus. Ziel muss es sein, alle – auch die U3-Bereiche – zu entlasten. Denn, was Kitas und damit auch die Eltern brauchen, sind Qualität, Flexibilität und größtmögliche Sicherheit.“
Hier sieht der heimische Abgeordnete einen großen Finanzierungsbedarf. Dem konnte Charlotte Bierkamp nur beipflichten: „Flexibilität ist für die Kitas in der Tat ein ganz wichtiges Thema. Oft sieht es in der Praxis aber ganz anders aus. Die Folge ist, dass Frauen beruflich zurückschrauben müssen, weil es an der Betreuung der Kinder scheitert. Das ist etwas, was eigentlich nicht mehr sein darf.“ Dies gehe vor allem auch zu Lasten derjenigen, die sich eine andere Art der Betreuung nicht leisten können: „Und gerade die haben die Unterstützung oft nötiger als andere.“
Ein weiteres Thema beim Römer-Besuch war die Sanierung und der Erhalt kirchlicher Gebäude. Römer weiß nur zu gut, welchen Stellenwert in dieser Beziehung zum Beispiel die Wiesenkirche hat: „Die Wiesenkirche hat als ein solch herausragendes Baudenkmal natürlich eine ganz besondere Problematik.“ Auch nach dem für den Sommer angekündigten Abschied von Dombaumeister Jürgen Prigl müsse die Arbeit unvermindert fortgesetzt werden. Pieper: „Ich hoffe, dass die Bauhütte noch lange bleibt und deren Finanzierung auch in Zukunft gesichert bleibt. “
Dirk Pieper, Architekt im Kirchenkreis Soest, verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass der alte Kirchenkreis Soest der denkmalreichste Kreis auf Ebene der Landeskirche sei und unter dieser Last natürlich gewaltig ächze. Umso wichtiger sei auch die zukünftige Förderung aus Düsseldorf.
Superintendent Dieter Tometten ist überzeugt, dass man bei diesem Thema auch über andere Konzepte nachdenken muss: „Das ist ein großes Problem für die Zukunft. Wir können die nachfolgenden Generationen damit nicht allein lassen und auch wir Kirchen können es dauerhaft nicht alleine stemmen.“ Das sieht auch Römer so: „Wenn einem ein Kulturgut am Herzen liegt, dann ist dessen Erhalt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“