„Der Herr ist meine Zuflucht, mein Gott, dem ich vertraue“ - Even-Song in der Evangelischen Stadtkirche – Gelungene Zusammenarbeit mit Benediktinern

Erstellt am 25.04.2019

Von Kathrin Koppe-Bäumer

Brilon. Gesungene Psalmen – das kennt man im Hochsauerlandkreis aus den Klöstern in Bestwig und Meschede. Hier singen die Mönche und da die Nonnen. Vikarin Antje Jäkel aus Brilon hört besonders gerne die Mönche Psalmen singen. Während ihrer Vikariatsausbildung im Predigerseminar in Wuppertal schließt sie die anstrengenden Arbeitstage mit einigen Kollegen und Kolleginnen gern mit der gesungenen Komplet, dem Nachtgebet in benediktinischer Tradition, ab.

„Hier im Sauerland finde ich es wichtig, ökumenische Angebote zu machen, sagt die Vikarin. Ihre Liebe zum Psalmengesang hat sie angeregt, Mönche aus Meschede zu fragen, ob sie mit ihr zusammen den besonderen Gottesdienst im März als gesungenes Gebet am Abend gestalten wollen.

„Die Zusammenarbeit mit den Mönchen war super. Ich habe sofort eine Zusage bekommen und wir haben gute Absprachen getroffen. Es war wirklich ein gemeinsamer Gottesdienst, weil wir die Aufgaben gleichmäßig unter uns verteilt haben“. Die Mönche war zuständig für den Gesang und das Fürbittgebet, die Vikarin für die Predigt. Den Segen am Ende des Gottesdienstes spendeten sie und Bruder Vincent zusammen.

Bruder Benjamin von der Abtei Königsmünster war ebenfalls angetan von der Zusammenarbeit. Bei der Umsetzung am Abend in der Stadtkirche hat er dann gemerkt, dass das gemeinsame Projekt sehr anspruchsvoll sei. Ihm und seinen drei Brüdern waren die Psalmenmelodien richtig vertraut. Sie übernahmen die Vorsängerverse und leiteten auch die Gemeinde an, wenn diese an der Reihe war. „Uns war wichtig, die Texte der Psalmen aus der evangelischen Übersetzung zu singen. Da war manches Wort anders, als ich es gewohnt bin. Das war gar nicht so einfach“, gab der erfahrene Mönch zu.

Die Stadtkirche war gut besucht. „Unsere 20 gedruckten Programme reichten nicht. Mehr als das Doppelte mussten wir nachdrucken“, schmunzelt Antje Jäkel. Die Mönche halfen ihr, die Wartezeit am Anfang des Gottesdienstes zu überbrücken. Sie übten mit der Gemeinde die Melodien. „Da fiel dann auch die Spannung von mir ab“.

In der Vorbereitung hatten die Vikarin und die Mönche sich entschieden, eine Mischung aus Vesper (Abendgebet) und Komplet (Nachtgebet) zu einem Even-Song (Abendgottesdienst aus der anglikanischen Tradition) zusammenzubauen. Die Gemeinde reagierte erfreut. Katholische und evangelische Briloner sangen gemeinsam die Lieder „Mein schönste Zier“ und „Bleib bei mir Herr“ und gaben sich Mühe, die Psalmen mitzusingen.

Sehr meditativ war die Stimmung, eindrucksvoll die Andacht, mit der die Psalmenverse und die dazugehörigen Leiters erklangen. „Beim Ausgang habe ich nur Gutes gehört“, berichtet die Vikarin. Gern würde sie solch ein Abendgebet noch einmal gestalten. „Nächstes Mal aber mit mehr Liedheften“.

Dass das Psalmensingen eine gemeinsame Tradition evangelischer und katholischer Kirche ist, machen die „Psalmen zum Singen“ unter den Nummern 783-794 im Evangelischen Gesangbuch deutlich. 

Br. Vincent Grunwald OSB, Br. Benjamin Altemeier OSB, Jakob Heimbach (Kloster auf Zeit), Franz Ellendorff haben die Briloner Gemeinde ins Psalmsingen eingeführt. Foto: Guido Hügen