Soest/Arnsberg. Hans-Albert Limbrock ist einer von zwei Koordinatoren der Flüchtlingshilfe im Kirchenkreis Soest-Arnsberg und Mitorganisator der Veranstaltungsreihe „Gewalt –überwinden - Vielfalt fairbindet“. Im Gespräch mit der UK erklärt er, wie sehr sich die Arbeit der Ehrenamtlichen seit 2015 verändert hat.
Inwieweit hat sich die Unterstützung der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe in den letzten Monaten geändert?
Die Qualität der Arbeit und Hilfe ist eine ganz andere geworden. Ging es 2015 und auch 2016 in erster Linie darum, recht niederschwellige Unterstützung der Geflüchteten zum Beispiel beim Einkauf, bei Fahrten zu Ärzten und Behörden von den Ehrenamtlichen zu organisieren, so ist die Situation mittlerweile um ein Vielfaches komplexer.
Wie äußert sich das konkret?
Häufig sind es schwierige juristische Probleme, mit denen die Ehrenamtlichen konfrontiert werden, zum Beispiel, wenn ein von ihnen Betreuter abgeschoben werden soll. Die vergangenen Monate haben in dieser Beziehung zu einer deutlichen Verschärfung geführt. Inzwischen wird zunehmend nach dem so genannten Dublin-II-Verfahren geurteilt, was bedeutet, dass Geflüchtete in das Land zurücksollen, wo sie zuerst in Europa registriert worden sind. Häufig sind das zutiefst inhumane Entscheidungen.
Haben Sie dafür ein Beispiel?
Eine junge Frau ist in Eritrea mehrfach vergewaltigt worden, wurde anschließend von der Familie verstoßen und ist schließlich nach Libyen geflohen. Dort herrscht ein weitgehend rechtsfreier Raum. Frauen sind dort buchstäblich Freiwild. Von Libyen aus ist sie nach Italien geflohen, wo es praktisch keine Fürsorge für Geflüchtete gibt. Auch hier hat sie schlimmste Gewalterfahrungen machen müssen. Erst in Deutschland ist die stark traumatisierte Frau in Sicherheit gewesen. Zumindest für kurze Zeit, denn die Behörden haben verfügt, dass sie nach Italien zurück soll. Man braucht, glaube ich, nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, was so etwas mit einem Menschen macht
Wie kann die Kirche da helfen?
Mit einem Kirchenasyl, was wir in diesem Fall auch getan haben. Aktuell gibt es im Kirchenkreis so viele Kirchenasyle wie nie zuvor und der Bedarf ist damit bei weitem noch nicht gedeckt. Die Kirchengemeinden, die sich dazu bereit erklären, leisten Unglaubliches.