Mehr Europa geht nicht - Dr. Peter Liese ist ein leidenschaftlicher Kämpfer für die europäische Idee

Erstellt am 22.05.2019

Von Hns-Albert Limbrock

Soest-Arnsberg.  Wenn man ihn fragt, wo er zuhause ist, dann müsste er eigentlich „Sauerland“ sagen.  Oder Meschede, wenn es ganz präzise sein soll. Bestwig würde auch noch gehen, denn da ist Dr. Peter Liese aufgewachsen. Aber mit diesen Ortsangaben wird man ihm nicht wirklich gerecht, denn der CDU-Politiker, der die hiesige Region im Europäischen Parlament  vertritt, ist vor allem eines: Ein durch und durch überzeugter Europäer.

Deshalb liegt ihm die bevorstehende Europawahl am 26. Mai ganz besonders am Herzen. Das machte Liese auch bei seinem Besuch beim Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg deutlich, wo er sich  als ein weiterer Gast in der Reihe der Politischen Gespräche zum Austausch mit Superintendent Dieter Tometten traf.

Seit fast 25 Jahren ist Liese nun schon im Europäischen Parlament und damit einer der dienstältesten und erfahrensten Politiker. Wenn am 26. Mai gewählt wird, wird der Mann aus Meschede ein weiteres Mal antreten. Und das aus tiefer Überzeugung. „Natürlich weiß ich, dass nicht alles perfekt läuft in Europa. Und trotzdem glaube ich, dass die Europäische Union alternativlos sind.“

Debatten um eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik, die Weigerung vieler Staaten, Flüchtlinge aufzunehmen und damit einen solidarischen Beitrag zu leisten, nerven auch ihn: „Das macht manchmal wirklich keinen Spaß. Aber wir müssen in diesen Fragen hartnäckig bleiben und notfalls auch Druck auf die Staaten ausüben, die sich an dieser Stelle verweigern.“

Dass immer mehr Menschen sich von der europäischen Leitidee abwenden, ist für den Mediziner, der viele Jahre als Kinderarzt gearbeitet hat, ein großes Problem, wenn es um die Zukunft von Europa geht: „Um diese Menschen müssen wir kämpfen. Sie müssen wir überzeugen, dass es nur gemeinsam geht.“

Für den  gläubigen Katholiken ist das auch so etwas wie Christenpflicht: „Wir Christen müssen über Grenzen gehen und mit anderen kommunizieren. Es ist eine Aufgabe für uns Christen, für ein gemeinsames Europa zu werben, in dem auch die anderen Religionen selbstverständlich ihren Platz haben müssen.“

In den letzten Wochen und Monaten war er daher viel unterwegs, um für den europäischen Gedanken zu werben und den Menschen deutlich zu machen, wie sehr die Entscheidungen und die Arbeit in Brüssel auch Auswirkungen auf ihre jeweilige Region haben.  „Es wird ja immer schnell der Vorwurf erhoben, wir Politiker wüssten ja gar nicht, was die Menschen bewegt. Ich versuche, das Ohr an der Basis zu haben, führe daher viele Diskussionen.“

Was ihm dabei Sorgen bereitet? „Vor allem junge Menschen bewegen sich oft nur noch in weitgehend abgeschotteten Zirkeln der sozialen Medien und holen sich nicht mehr die nötigen Informationen aus den Tageszeitungen oder den Nachrichtensendungen. Dadurch können  sie sich oft gar kein unabhängiges Meinungsbild verschaffen, sondern folgen einer vermeintlichen Mehrheitsmeinung. Das ist gefährlich. Auch deshalb brauchen wir ein starkes Europa. Und dazu muss man am 26. Mai eben auch wählen gehen, sonst funktioniert das nicht“

Setzte sich bei seinem Gespräch mit Superintendent Dieter Tometten leidenschaftlich für den europäischen Gedanken ein. Foto: Hans-Albert Limbrock