„Mal gut, mehr schlecht.“- Hohe Resonanz auf Veranstaltung über Depression

Erstellt am 25.07.2019

1- V.l.n.r.: Die Fotografin K lein, Sabine Fröhlich und Moderator Jürgen Leuther während der Diskussion. Bild: privat

Brilon. »Du sitzt in deiner Wohnung, siehst die Dinge um dich herum, dann wird das Licht immer weiter heruntergedimmt, du siehst immer weniger, bis nichts mehr da ist: So ist die Depression.«
Mit dieser Überschrift wurden an einem Juniabend im evangelischen Gemeindezentrum Brilon sensible Einsichten in die Innenwelten der Depression gezeigt. Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer begrüßte die 57 Gäste, die trotz des schönen Sommerwetters den Weg in das Gemeindehaus gefunden haben. Sie betonte, dass die Depression auch ein wichtiges Thema für Christen sei. Jürgen Leuther, Mitarbeiter der Caritas Beratungsstelle in Brilon, hat die Veranstaltung aus vierfacher Sicht organisiert und moderiert. Er hat selbst depressive Erfahrungen gemacht und war Angehöriger eines depressiven Menschen. Herr Leuther hat lange als Therapeut für Depressive gearbeitet. Außerdem ist er leidenschaftlicher Hobbyfotograf.

Mit beeindruckenden Bildern der Fotografin Nora Klein aus Erfurt und Schilderungen von betroffenen Menschen wurde die Depression auf eine sehr persönliche und berührende Art vorgestellt. Die Fotos stellen Portraits der Betroffenen oder deren Rückzugsorte dar. Sabine Fröhlich las ihre eigenen Erfahrungen vor und stand in der anschließenden Diskussion als Gesprächspartnerin zur Verfügung.
Die meisten Teilnehmer beteiligten sich nach der Pause an dem sehr intensiven Austausch. Hier wurden viele Aspekte berührt, die von persönlicher Verantwortung und Schuldgefühlen bis zur Belastung der Angehörigen reichten. Auch dass nicht genügend ausgebaute Hilfesystem für depressiv erkrankte Menschen und Wartezeiten von bis zu einem Jahr auf einen ambulanten Psychotherapieplatz wurden bemängelt. Diese stellen beinahe eine unterlassene Hilfeleistung dar, die im somatischen Bereich kaum vorstellbar wäre. Es wurde betont, dass es nicht nur eine Form von Depression gibt, sondern dass jeder Mensch seinen eigenen Weg durch die Krankheit findet und durchläuft und eine individuelle Therapie benötigt. Wenn dem Einen Medikamente helfen, so ist es für den Anderen eine Psychotherapie, für einen Dritten evtl. der Sport oder ein beruflicher oder örtlicher Wechsel. Deutlich wurde auch, dass man leichte Phasen nicht mit einer schweren Episode vergleichen kann.
Noch immer stößt man häufig auf Unverständnis, was die Krankheit betrifft. Insbesondere erkranken immer mehr Jugendliche, dies wird von den Gleichaltrigen nur zum Teil verstanden. Die besondere Situation von Kindern, deren Elternteil depressiv erkrankt ist, wurde ebenso angesprochen. Die Bilder und Texte wurden in einem Bildband veröffentlicht. Die Deutsche DepressionsLiga e.V.und die BARMER unterstützen die Vortragsabende, die an vielen Orten in Deutschland stattfinden. Weitere Termine finden Sie unter www.malgutmehrschlecht.de