Die Lust auf Veränderung - Alexander Tschense hat im vergangenen Jahr ehrenamtlich den Vorsitz im Lippstädter Presbyterium übernommen

Erstellt am 28.08.2019

Von Hans-Albert Limbrock

Auch das gehört zu den Aufgaben des Presbyteriumsvorsitzenden Alexander Tschense: Rechnungen zu kontrollieren, abzuzeichnen und die tägliche Korrespondenz zu pflegen. Foto: Hans-Albert Limbrock

LIPPSTADT. Wenn jemand sagt, dass er ein unheimlich spannendes Jahr hinter sich hat, dann lässt das viel Raum zum Spekulieren und Interpretieren. Das ist auch bei Alexander Tschense, der im vergangenen Jahr  ehrenamtlich den Vorsitz im Presbyterium Lippstadt übernommen hat, nicht anders. Aber bei ihm weiß man, dass er unter „spannend“ vor allem positive Entwicklungen meint.

Und die hat es in der Tat reichlich gegeben, wie er jetzt in einem Sommergespräch bilanzieren konnte. Als er 2018 angetreten ist, da hat er gleich ein wenig provokant formuliert, dass die anderen im Presbyterium ihn und seine Art werden aushalten müssen. Gemeint war damit seine ergebnisorientierte, seine zupackende Art.

Das kommt von seiner verantwortungsvollen Position beim größten Lippstädter Arbeitgeber, der Hella. Dort leitet er ein international besetztes Team. Entscheidungen und Entwicklungen werden zwar auch dort gerne diskutiert, aber am Ende des Tages muss Tschense sagen, was Sache ist; wohin der Weg führen soll.

Im Lippstädter Presbyterium hat er sich von Beginn an einer Fülle von Themen gegenübergesehen, die teilweise schon seit Jahren auf dem Tisch lagen, immer wieder mal diskutiert, bisweilen auch nur andiskutiert wurden, um dann bei passender oder auch unpassender Gelegenheit erneut auf die Tagesordnung gespült zu werden.

Beispiel Renovierung der Marienkirche. Alles wissen, dass da was gemacht werden muss. Ein Konzept, was gemacht werden soll, was das kostet und woher das Geld dafür kommt, gab es bisher nicht. Das ist nun anders. Seit ein paar Wochen steht fest, wie der Fahrplan aussehen kann, damit das Gotteshaus im Jahr 2022, wenn an die Weihe vor 800 Jahren im Jahr 1222 erinnert werden soll, in neuem Glanz erstrahlt.

„Da sind wir jetzt ein gutes Stück vorangekommen“, freut sich Tschense, dass nun endlich Bewegung in die Sache kommt. Förderanträge können nun gestellt werden, so dass man dann entscheiden kann, was mit Unterstützung des sehr engagierten Fördervereins, mit eigenen Mitteln sowie weiterer Spendengelder und Zuschüsse von Bund und Land alles machbar ist. Im Vorgriff darauf wurde bereits eine neue Lautsprecheranlage installiert. „Die“, so Tschense, „sorgt dafür, dass wir endlich im gesamten Kirchenraum eine gute Akustik haben. Das macht unsere Kirche zu einem ganz anderen Erlebnis.“

Aber es wird in Lippstadt nicht nur in Steine und Technik, sondern auch in Menschen investiert. Kantor Roger Bretthauer war zuletzt gefährlich nahe an der Grenze der Belastbarkeit. Ihm hat man jetzt mit Vitold Baczkowski, der künftig den Posaunenchor leitet, und Hannah Fricke, die sich um die beliebte Reihe „30 Minuten Orgelmusik“ kümmert, entlastende Begleiter zur Seite gestellt.

Auch in der Verwaltung wurde aufgestockt. Kathrin Stall und Ella Funkner sind nun im Gemeindebüro Ansprechpartnerinnen. Ein neuer Counter, der dem Gemeindehaus einen Touch von einem Empfang in einem modernen Hotel gibt, ist neuer Anlaufpunkt für Besucher mit ihren Anliegen. Tschense: „Hier herrscht echte Aufbruchsstimmung.“

Über personelle Aufstockung freut man sich auch im Jugendzentrum „Shalom“. Dort hat es zwei neue Stellen in der Mädchenarbeit und für die Betreuung junger männlicher Migranten gegeben. „Ich glaube“, so Tschense, „dass wir damit das ganz wichtige Signal geben: Wir ziehen uns an dieser Stelle nicht zurück.“

Eine weitere Fachkraft aus dem Bereich Gemeindepädagogik wird noch gesucht, denn das Projekt „Vorne anfangen“, mit dem man sich schon ganz früh um Familien mit ihren Kleinkindern kümmern möchte, steht in den Startlöchern. „Damit wagen wir einen richtig großen Schritt“, ist Alexander Tschense selbst ein wenig gespannt, ob damit die ehrgeizigen Ziele, junge Familien mit ihren Kindern für die Kirchengemeinde und den evangelischen Glauben zu begeistern, erreicht werden können.

Das alles hat natürlich seinen Preis. Es muss nicht nur Geld in die Hand genommen werden, sondern es ist in den vergangenen Monaten – wie allerdings auch schon  in der „Vor-Tschense-Zeit“ – unendlich viel getagt und diskutiert worden. Seine Stunden, die ihm das ehrenamtliche Engagement beschert hat, will er lieber nicht zählen, aber der Presbyteriums-Vorsitzende gibt zu: „Ich habe die Anzahl der Sitzungen unterschätzt.“

Dennoch sieht er sich und seine 24 Mitstreiter im Presbyterium auf einem guten Weg. Ob dieser Weg so gut ist, dass er im kommenden Jahr, wenn neue Presbyterien gewählt werden, wieder antritt, will er noch nicht verraten. Gut möglich scheint das allerdings schon, denn Alexander Tschense hat das Gefühl: „Ich spüre bei den anderen die Lust, etwas zu verändern und die Dinge voranzubringen.“ Und ihn auszuhalten – das haben sie längst gelernt.