„Wertschätzung hat Auswirkungen auf Körper und Seele“ 40 Jahre TelefonSeelsorge Hochsauerland: Gut besuchter Festakt mit Vortrag und Podiumsgespräch

Erstellt am 25.10.2019

ARNSBERG/SOEST.  (drh) – Einsamkeit und Ängste, depressive Stimmungen und psychische Krankheiten sind häufige Gründe, warum Menschen die Nummer der TelefonSeelsorge Hochsauerland wählen. Manchmal ist die Verzweiflung der Anrufenden so groß, dass sie suizidgefährdet sind.

Das Angebot der Diakonie Ruhr-Hellweg hat für Menschen in höchster seelischer Not ein offenes Ohr – und das nun schon seit 40 Jahren. Das besondere Jubiläum ist jetzt mit einem Festakt in der Abtei Königsmünster gewürdigt worden. Das Thema Wertschätzung stand im Mittelpunkt der Veranstaltung, die vom Förderverein der TelefonSeelsorge organisiert worden war. Die Vorsitzende Anke Zoellner konnte dazu 130 Gäste begrüßen. 

Bei einem Podiumsgespräch, das vom kreiskirchlichen Diakoniepfarrer Peter Sinn moderiert wurde, tauschten sich die Teilnehmenden über die Bedeutung der TelefonSeelsorge für die Region aus. Johannes Schäfer, früherer Diakonie-Vorstand und Mitbegründer des Angebots, erinnerte an die nicht immer leichte Anfangszeit. Damals habe es Zweifel daran gegeben, dass es im Sauerland Bedarf für diese Form der Hilfe geben könnte. Schnell habe sich jedoch gezeigt, dass Einsamkeit auch im ländlichen Raum vorhanden ist.

Stellvertretender Landrat Ferdi Lenze überbrachte die Grüße des Hochsauerlandkreises, der Schirmherr der TelefonSeelsorge ist. Die sogenannte „heile Welt“ habe es in dem Sinne noch nie gegeben, stimmte er zu. Auch im ländlichen Raum könne die Welt trist und dunkel sein. Deshalb sei es von großer Bedeutung, dass Betroffene die TelefonSeelsorge anrufen und anonym ihre Sorgen schildern könnten.

Als einen „Schatz“ bezeichnete Diakonie-Vorstand Christian Korte das diakonische Angebot. „Wenn es einem nicht gut geht, braucht man jemanden, der einfach nur zuhört und einen nicht bewertet.“ Er habe großen Respekt vor der hohen Fachlichkeit der Mitarbeitenden, von denen fast alle ehrenamtlich tätig sind. Aktuell sind es 35 Freiwillige, die in einer 15-monatigen Ausbildung auf den besonderen Dienst am Nächsten vorbereitet wurden. Auf dem Podium schilderten Ehrenamtliche und eine ehemalige Mitarbeiterin, dass sie die Arbeit am Telefon als wertvoll und bereichernd empfänden.

Im Festvortrag erläuterte die Referentin Dr. Beate Maria Weingardt, dass Wertschätzung nicht nur eine wichtige Voraussetzung für gelingende zwischenmenschliche Beziehungen sei, sondern der Schlüssel zum Lebensglück. „Der Wunsch nach Anerkennung und Gesehen werden ist ein starker Antrieb. Wertschätzung hat Auswirkungen auf den Körper und die Seele und gibt Energie.“

In ihrem Vortrag erläuterte die Theologin und Psychologin aus Tübingen, was mit Wertschätzung gemeint ist und wie diese konkret ausgeübt werden kann. Respekt, Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit, Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit sind demnach wichtige Begriffe für den Umgang mit anderen – sowohl im Berufsleben als auch in privaten Beziehungen. Voraussetzung für ein gelingendes Miteinander sei es zudem, Menschen, Situationen oder Leistungen bei der Arbeit richtig einzuschätzen. „Ohne Einschätzung keine Wertschätzung, und ohne Wertschätzung keine Lebensqualität“, so Weingardt.

Zum Vortrag passende Musikbeiträge von Daniel Romberg und Pia Saatmann rundeten das stimmungsvolle Programm des Festaktes ab. Im Anschluss nutzten die Gäste gern die Gelegenheit, bei einem kleinen Imbiss miteinander ins Gespräch zu kommen und sich über die Arbeit der TelefonSeelsorge Hochsauerland zu informieren.

(von rechts) Diakoniepfarrer Peter Sinn, Stellvertretender Landrat Ferdi Lenze, Fördervereinsvorsitzende Anke Zoellner, Polyxena von Fürstenberg (ehemalige Mitarbeiterin) sowie Unternehmer und Fördervereinsmitglied Dr. Marc Zoellner. Fotos: drh

Mitbegründer Johannes Schäfer (links) und Diakonie-Vorstand Christian Korte im Dialog. Hinten hören die beiden Musiker Daniel Romberg und Pia Saatmann zu.

Die Referentin Dr. Beate Maria Weingardt