Weniger Fürsorge, mehr Selbstbestimmung

Erstellt am 30.10.2019

ARNSBERG/SOEST.  Wie werden Veränderungsprozesse bei der Diakonie Ruhr-Hellweg gestaltet? Wie stellt sich der soziale Arbeitgeber für die Zukunft auf? Um diese und weitere Fragen ist es jetzt bei einem Treffen mit dem Arbeitskreis Kirche/Wirtschaft gegangen. Dessen Mitglieder besuchten das „Haus der Diakonie“ in Soest, um sich vor Ort über die Aufgaben und Strukturen des Wohlfahrtsverbandes zu informieren. Der Arbeitskreis setzt sich zusammen aus Unternehmern aus Hamm, Unna und Arnsberg sowie aus Vertretern der Kirchenkreise Soest-Arnsberg und Hamm.

Diakonie-Vorstand Christian Korte und Irene Düring, Fachbereichsleiterin „Bildung und Erziehung“, stellten die Diakonie vor, die mit etwa 1000 Mitarbeitenden an 55 Standorten in der Region tätig ist. Das Werk der Kirchengemeinden begleitet und unterstützt Menschen auf ihrem Weg zu einem gelingenden, zufriedenen und selbstbestimmten Leben.

Die vielfältigen Angebote sind auf die Bedürfnisse und Anliegen der jeweiligen Zielgruppe abgestimmt. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf ambulante Hilfen wie Ambulant Betreutes Wohnen, Flexible Erziehungshilfen oder Pflege.

Korte machte deutlich, wie wichtig es auch für ein Unternehmen wie die Diakonie ist, sich fortwährend weiterzuentwickeln. „Unsere Gesellschaft verändert sich. Das sehen wir in den Familien, in der Arbeitswelt, an einer älter werdenden Bevölkerung, an weltweiten Krisen, die uns durch geflüchtete Menschen näher kommen, und vieles mehr. Diese Veränderungen nehmen wir wahr und passen unsere Angebote an oder entwickeln ganz neue Hilfen.“

Korte ging in seinen Ausführungen auch auf den diakonischen Auftrag und das Selbstverständnis der Diakonie ein, das im Erscheinungsbild und dem Claim „Wir gehen mit.“ zum Ausdruck komme: „Wir bringen damit einen Paradigmenwechsel in der sozialen Arbeit zum Ausdruck – weg von der Fürsorge hin zu mehr Selbstbestimmung. Es geht um die Begegnung auf Augenhöhe, die Orientierung an den Fähigkeiten und Wünschen der Hilfesuchenden und den grundsätzlichen Respekt vor den individuellen Wegen, die Menschen wählen. Und wir gehen hin zu den Menschen in Not. Wir nehmen verstärkt Sozialräume in den Blick und sehen hier auch Kirchengemeinden als wichtigen Partner für unsere Hilfen.“

Die Runde nahm die Ausführungen interessiert zur Kenntnis und stellte viele Fragen. Überrascht zeigten sich die Unternehmensvertreter von der Tatsache, dass bei der evangelischen Diakonie Menschen unterschiedlicher Konfessionen arbeiten.

„Unsere Angebote sprechen eine große Vielfalt an Menschen an. Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Glaubens und kultureller Prägung. Deshalb ist es wertvoll, wenn sich das auch bei unseren Mitarbeitenden widerspiegelt. Und umso bedeutender ist es für uns, uns immer wieder unserer christlichen Identität als Unternehmen zu vergewissern. Das Wissen um unsere Wurzeln, eine lebendige Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben und die tragende Kraft der christlichen Botschaft sind uns wichtig. Dazu laden wir ein, und davon erzählen wir.“ 

Das rund zweistündige Treffen im „Haus der Diakonie“ wurde von Peter Sinn, Diakoniepfarrer im Kirchenkreis Soest-Arnsberg, und Matthias Everding vom Unternehmensverband geleitet. Den Arbeitskreis Kirche/Wirtschaft Hamm, Unna, Arnsberg gibt es seit dem Jahr 2007. Das Gremium trifft sich dreimal pro Jahr, um sich über aktuelle Entwicklungen in der Region zu informieren. Dabei besuchen die Mitglieder auch regelmäßig Betriebe.

Der Arbeitskreis Kirche/Wirtschaft hat die Diakonie in Soest besucht: Diakoniepfarrer Peter Sinn (4. von links), Diakonie-Vorstand Christian Korte (4. von rechts), Fachbereichsleiterin Irene Düring (3. von rechts) und Unternehmer Matthias Everding (rechts) mit den weiteren Teilnehmenden. Foto