Kirchturm wohl nicht mehr zu retten

Erstellt am 14.10.2022

Poröses Mauerwerk und loser Putz machen Christuskirche in Bredelar zum Problemfall

Keine Dauerlösung: Mit solchen provisorischen Sicherungsmaßnahmen werden lose Steine am Herunterfallen gehindert.

Von Hans-Albert Limbrock

Bredelar. In der Theorie sind Kirchen für die Ewigkeit gebaut. Nur funktioniert das leider nicht in der Praxis. Davon wissen die Verantwortlichen im Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg ein   trauriges Lied mit vielen Strophen zu singen; hat man doch hier gleich eine ganze Reihe von Gotteshäusern im Portfolio, die schon viele Jahrhunderte auf dem steinernen Buckel haben. Aber nicht nur die deutlich älteren Kirchen in der Soester Börde erfordern einen immensen Unterhaltungs- und Renovierungsaufwand. Nein, auch die vergleichsweise jüngeren Gebäude im Hochsauerland machen Sorgen.

Neben der Stadtkirche in Brilon, deren Turm schadhaft ist und abgerissen werden muss, rückt nun auch die Christuskirche in Bredelar in den Fokus der Fachleute des Kirchenkreises und der Evangelischen Gemeinde. Pikant: Der 1901 errichtete Kirchturm in Bredelar ist aus dem gleichen Material gebaut – ein Sauerländer Kalkstein - wie der in Brilon und stammt auch in etwa aus der gleichen Bauzeit.

„Ich bin jetzt seit vierzehn Jahren  hier“, sagt Pfarrer Markus Pape. „In dieser Zeit war der Kirchturm immer ein Thema.“ Aber eben ein Thema, das nicht mit der höchsten Priorität behandelt werden musste. Pape: „Das Dach in Marsberg war uns in den vergangenen Jahren wichtiger.“ Das ist inzwischen fertiggestellt, wodurch Bredelar wieder ein wenig mehr in den Mittelpunkt rückte und die Notwendigkeit, dass auch hier was getan werden muss, mehr als deutlich wurde.

Nach den Wintermonaten hatte ein Dachdecker nach einem der Frühjahrsstürme ein Gerüst aufgebaut, weil es ins Kirchenschiff tropfte. Die Untersuchung war ernüchternd, wie Pape beschreibt: „Das war für uns alle das große Erwachen. Wir haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.“

Allen Beteiligten war rasch klar: Hier ist ganz erheblich Gefahr in Verzug. Pape: „Der Wind hat den Mörtel aus den Fugen geblasen, dadurch hat der Mörtel seine Bindungskraft an ganz vielen Stellen komplett verloren.“ Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, dass sich einzelne Steine oder auch ganze Stücke des Mauerwerks lösen und in die Tiefe donnern.

Seit Ende März ist die Kirche nun gesperrt. Die Evangelischen Christen haben für ihre Gottesdienste in der benachbarten, katholischen Kirche Christkönig vorerst „Asyl“ gefunden. „Das“, so Pape, „klappt ganz hervorragend.“

Wie es mit der Kirche nun weitergehen soll, ist noch völlig offen. Fachleute sind dabei, Mörtel und Steinproben zu analysieren, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie das gesamte Ausmaß der Schäden ist. Pape: „Dieser Kalkstein ist zwar typisch für das Sauerland, aber eigentlich für den Bau von Kirchen ungeeignet. Er ist hart und spröde und neigt zur Rissbildung.“

Bereits vor Jahren hat es eine Kostenschätzung zur Turmsanierung gegeben: 280.000 Euro. Aber das ist lange her, sodass man mit Sicherheit fast den gleichen Betrag dazu addieren kann. Pfarrer Markus Pape ist daher mehr als skeptisch, dass der Turm noch zu retten ist: „Wir müssen schauen, wie weit er abgetragen werden muss und was noch stehen bleiben kann. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass er wieder komplett aufgebaut  werden wird.“  

Markus Pape ist seit vierzehn Jahren Pfarrer in Bredelar; seitdem ist die Sanierung der Christuskirche ein Thema. Foto: Hans-Albert Limbrock

Da muss man kein Fachmann sein: Mit dem bloßen Auge lässt sich erkennen, wie porös Putz und Mörtel sind. Fotos: Kirchengemeinde