Kann man den Tod malen?

Erstellt am 14.08.2020

Von Thomas Brüggestraße

SOEST - Was kann man für den Hospiz-Gottesdienst malen über Tod und Sterben, welche Gefühle kommen da auf? Emily (14) aus Lippetal hat schon die ersten Pinselstriche mit Wasserfarbe gemacht: „Fröhlich, neugierig, wundervoll, spannend, abenteuerlich, sehr verrückt…“.

Kristin (17) aus Nateln sitzt am Tisch nebenan, auf Abstand wegen Corona. Sie malt eine Hand, die von oben herab nach einer Uhr ohne Zeit greift. „L’infinité“ steht darunter: Unendlichkeit. Mit Pfarrer Woesthoff habe sie darüber gesprochen am Tag zuvor: „Etwas endet nicht, sondern es ist einfach“, sagt sie. „Ich versuche den Gedanken als Skizze umzusetzen. Das wird dann später weiter ausgemalt – oben hell, unten dunkel…“

Lena (15) aus Völlinghausen will mit Wasserfarbe Hintergrund und grobe Formen schaffen, später dann mit feinem Filzer arbeiten. Was es werden soll? „Ich bin noch unschlüssig“, sagt sie. Timon (20) aus Welver hat dagegen schon eine Vorstellung: Einen Knoten aus vier verschiedenen Seilen will er malen, miteinander verwoben, mit Lichteinflüssen, wie man sie zu verschiedenen Tageszeiten wahrnimmt. „Eher fröhlich, zuversichtlich soll es werden“, sagt Timon und ist gespannt auf seine Begegnungen mit Wasserfarbe. „Zeichnen und sprayen, das ist schon eher meins“, sagt er.

Was kann man falsch machen mit Wasserfarbe? „Nix, es gibt kein falsch, höchstens ein anders“, glucksen Katrin Kerstin und Ulrike Winkler von der Soester Malschule – sie sind mit dabei bei diesem gemeinsamen Projekt für das Soester Sterbehaus, leiten die Teilnehmer an in den Räumen der Jugendkirche am Ostenhellweg.

Die beiden sind sich einig: „Es geht ums Licht. Wir haben keine Angst vor dem Tod, eher vor einem Leiden – danach kann’s eigentlich nur schön sein…“ Am Tag zuvor haben alle zur Gesprächsrunde zusammengesessen mit Diakonin Petra Englert und Pfarrer Dietrich Woesthoff: Was ist ein Hospiz? Wie ist es dort, welche Gefühle kommen auf? Ist Sterben schlimm, muss ich Angst haben, darf ich gespannt sein?

„Der Gottesdienst ist für Oktober geplant, es soll ihn dann regelmäßig im Hospiz geben – immer für alle, die innerhalb des zurückliegenden Jahres einen Menschen im Sterbehaus verabschiedet haben“, erklärt Petra Englert von der Jugendkirche zum Projekt: „Das Hospiz ist auf uns zugekommen, wir haben die Malschule angefragt. Die fertigen Bilder sollen den Gottesdienst ausschmücken und vorher schon ausgestellt werden – ich finde es ist ein spannendes Projekt, und ich freue mich auf die Ergebnisse….“

Was sie selbst zum Sterben sagt? Petra Englert ist gedanklich irgendwo in der Offenbarung: „Die Bibel verheißt nur Gutes, und bei Gott sind viele Wohnungen…“ Dass das Sterben nicht ausgeklammert wird als Thema, das findet sie wichtig, ebenso, dass Jugendliche den Mut finden, mit zu einer Beerdigung zu gehen. Englert: „Abschied gehört mit zum Leben…“

Intensiv haben sich die Jugendlichen mit den Themen Tod und Sterben auseinandergesetzt und beeindruckende Bilder gemalt. Foto: Thomas Brüggestraße

Wie in der Schule – mit Wasserfarben wurden die Ideen buchstäblich ins Bild gesetzt,

Was kommt nach dem Leben? Die Bilder der Jugendlichen deuten vor allem eins an: Man muss vor dem Tod keine Angst haben. Fotos: Petra Englert