Gegen eine Kultur des Wegschauens

Erstellt am 27.08.2020

 

Von Julie Riede

SOEST- Zusammen mit der „Fachstelle für den Umgang bei Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung“ der Diakonie hat der Evangelische Kirchenkreis Soest-Arnsberg eine Broschüre mit dem aussagekräftigen Titel „Was tun… bei Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung?“ erstellt, um Situationen von Grenzverletzungen, Übergriffen oder Missbrauch möglichst rasch erkennen, einordnen und ein schnelles Handeln bewirken zu können.

Kirche und Diakonie sind Orte, denen sich Menschen vertrauensvoll zuwenden. Kommt es im kirchlich-diakonischen Feld zu sexueller Gewalt, dann ist dieses Vertrauensverhältnis zerstört. Kirche und Diakonie sollen sichere Orte für alle Menschen sein. Hier gilt das Credo: Sprich darüber! Hinschauen, helfen und handeln!

„Seit März haben wir an der Erstellung der Broschüre gearbeitet, und sind froh, unseren seelsorgerisch Tätigen nun endlich eine kompakte Broschüre als Hilfestellung bieten zu können“, so Annette Drebusch von der Diakonie Ruhr-Hellweg.

Pfarrer Peter Sinn fügt hinzu:„ Im Zuge einer verpflichtenden Fortbildung unter PfarrerInnen bzw. seelsorgerisch Tätigen werden diese Broschüren ausgeteilt. Gleichzeitig liegen sie in den Gemeindehäusern aus und sind in der Zentralstelle des Evangelischen Kirchenkreises Soest Arnsberg in Soest jederzeit abholbar.“ Bereits seit Februar werden Evangelische PfarrerInnen in einem speziellen mehrstündigen Seminar zum Thema geschult und sensibilisiert, in 2020 werden es bereits 100 sein, 2021 geht es weiter.

Zentrale Anlaufstelle für Betroffene

Seit rund 15 Jahren gibt es die direkten Ansprechpartner für dieses Thema nun. Klare Verfahrensweisen und verlässliche Strukturen sollen die Betroffenen ermutigen, ihr Schweigen zu brechen und sich gegenüber Vertrauenspersonen mit der Gewissheit öffnen zu können, dass ihnen schnell und in professioneller Weise geholfen wird.

In der Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) gibt es genau dafür die Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung (FUVSS) Das Vorgehen bei aktuellen Verdachtsfällen erfordert von allen Beteiligten ein hohes Maß an Umsicht, Empathie und Professionalität.

Die Fachstelle bietet fachliche Unterstützung für Leitungsverantwortliche an, die sich in ihrer Arbeit mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung auseinander setzen – im konkreten Einzelfall sowie präventiv.  Die Diakonie sieht sich in einer Lotsenfunktion für Betroffene, Beschuldigte und weitere Involvierte.

Die Broschüre bietet eine Schritt für Schritt-Anweisung sowie einen Überblick verschiedener Grade einer möglichen Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung. Ebenso finden sich ein Interventionsdiagramm für das Auftreten eines Verdachtsfalls sowie ein Erfassungsbogen darin.

„Sprich darüber!“ dies ist keine leere Phrase. Die Landeskirche von Westfalen arbeitet stetig an neuen Gesetzen für mehr Schutz und Hilfe für Betroffene. „Niemand ist allein“, so Pfarrer Sinn „wir möchten die Menschen ermutigen, sich zu öffnen, zu reden, auch und gerade über Dinge, die ihnen schwer fallen; wir sind für sie da, das ist unser Auftrag und unserer tiefster innerer Wunsch. Die Öffentlichmachung ist der beste Weg zur Prävention und zur Schulung des Blickes auf Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung.“

Diakonie und Evangelische Kirche seien gegen eine Kultur des Wegschauens, für eine Kultur der Achtsamkeit und des Reflektierens. Seit vielen Jahren setze man sich in der Seelsorge, der Frauenhilfe und anderen Gebieten für das Thema der sexuellen Selbstbestimmung ein.

Innerkirchliche Ansprechpersonen des Ev. Kirchenkreises Soest-Arnsberg sind Diakoniepfarrer Peter Sinn sowie Annette Drebusch, Uwe Madeia und Ellen Mendelin-Plauth von der Diakonie Ruhr-Hellweg e.V. Weitere Informationen und Ansprechpartner finden Betroffene, Fürsorgeverantwortliche und Helfer in der Broschüre sowie auf der Webseite des Evangelischen Kirchenkreises, www.evkirche-so-ar.de, unter dem Arbeitsbereich Seelsorge und der Seite der Diakonie www.diakonie-ruhr-hellweg.de.

Infokasten:

Innerkirchliche Ansprechpartner des Ev. Kirchenkreises Soest-Arnsberg

Peter Sinn
Diakoniepfarrer
Tel. 02921-952982-27
Mail: Peter-sinndontospamme@gowaway.web.de

Annette Drebusch
Diakonie Ruhr-Hellweg e.V.
Tel. 02921-3620-150
Mail: adrebusch@diakonie-ruhr-hellweg.de

Ellen Mendelin-Plauth
Diakonie Ruhr-Hellweg e.V.
Tel. 02961-793967
Mail: emendelin-plauth@diakonie-ruhr-hellweg.de

Uwe Madeia
Diakonie Ruhr-Hellweg e.V.
Tel. 02931-78633-77
Mail: emendelin-plauth@diakonie-ruhr-hellweg.de

Fachstelle für den Umgang mit der sexuellen Selbstbestimmung der Diakonie RWL
Birgit Pfeifer
Diakonie RWL
Tel. 0211-6398342 oder 0151-11344290
Mail: b.pfeiferdontospamme@gowaway.diakonie-rwl.de

Gemeinsam haben Evangelischer Kirchenkreis und Diakonie eine Broschüre entwickelt, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Kirchenkreis Handlungsempfehlungen beim Verdacht auf Verstöße gegen die Sexuelle Selbstbestimmung geben. Superintendent Dr. Manuel Schilling, Annette Drebusch und Peter Sinn präsentieren das Druckwerk. Foto: Julie Riede