Kita als Dorf-Mittelpunkt

Erstellt am 29.01.2021

Von Julie Riede

MÜLLINGSEN -  Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Dieser Gedanke kommt dem Besucher unwillkürlich, wenn er die Kindertagesstätte Müllingsen besucht. Hinaus aus der Stadt und zu einem verträumten kleinen Vorort von Soest fährt man durch die Börde. Am Rande des Dorfes, kurz vor einer Kurve,  liegt der Evangelische Kindergarten.

Folgt man der langen Auffahrt, fällt sofort der große Außenbereich auf, in dem die Kinder viel Platz zum Spielen und Toben haben. Direkt daneben liegt der Sportplatz des Dorfes: ideal für Sommerfeste, wie die Kindergartenleitung Irina Emm im Gespräch erzählt.

Die Kita hat eine lange Tradition: schon seit über vierzig Jahren besuchen ihn Kinder aus Müllingsen und Umgebung. Gegründet wurde er durch die Initiative einiger Eltern, weshalb er auch heute noch ein von Eltern getragener Verein ist, der dem  Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg  angegliedert ist. Zwei Gruppen sind Kern des Kindergartenbetriebes: die Kobold- und die Wichtelgruppe.

Die Koboldgruppe besuchen Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, die Wichtelgruppe besteht aus Kindern im Alter von zwei bis drei Jahren. Um das Wohlergehen der Kinder kümmern sich sechs Erzieherinnen, die sich neben den Schwerpunkten des Kindergartens – Bewegung, gesunde Ernährung sowie Natur & Umwelt – mit dem Selbstbildungsprozess jedes Kindes beschäftigen und diesen fördern.

Für die über Mittag anwesenden Kinder wird täglich ein ausgewogenes und abwechslungsreiches Mittagsessen von einem regionalen Caterer frisch angeliefert. Nachmittags werden die Kinder auf Wunsch weiter betreut und gefördert.

In den letzten Jahren hat sich im Kindergarten Müllingsen einiges getan: So war im Dezember 2020 Schlüsselübergabe  für den neuen Anbau, der den vom Kindergarten so lange ersehnten und  dringend benötigten Aufzug beinhaltet.

Emm: „Die Elterninitiative arbeitet hier sehr gut zusammen, Großeltern, Eltern und Kinder haben alle zusammengearbeitet am Bauprojekt. Hier ist die Welt noch in Ordnung, der Kindergarten ist wie eine große Familie.“ Am Ende wurde es ein Bauvolumen von 300.000 Euro, realisierbar gemacht durch Förderpakete. „Nun erfüllen wir alle Inklusionsforderungen  mit  einer durch und durch behindertengerechte Einrichtung“ so Kindergartenleitung Irina Emm stolz.

Doch nicht nur die Barrierefreiheit ist endlich vorhanden – auch der Keller, der wegen Feuchtigkeit dringend saniert werden musste, ist zu einem wichtigen Zentrum im Kindergarten geworden. Hier ist ein moderner Turnraum entstanden, der auch für das Turnen der Müllingser Frauen genutzt wird. Der Löschzug  der Feuerwehr hat den Therapiebalken für den Turnraum gespendet, an dem Kletterseile und Schaukeln befestigt werden können. Das Förderprogramm Lippe Leader sponserte Matten und weiteres Equipment, wie Elternrat-Vorsitzende Carina Berkhoff berichtet. 

Die Freude über die neu renovierten Räumlichkeiten ist spürbar. „Die Kinder hatten was zu gucken während des Umbaus, und das Bauprojekt hat uns alle noch mehr zusammengeschweißt“, so Emm.

Der Kindergarten Müllingsen ist ein schönes Beispiel dafür,  dass das Wohlfühlverhalten der Menschen auch außerhalb der Stadt erhalten bleiben kann, wenn klug investiert wird. Kleine, ländliche Kindergärten haben eine besondere Daseinsberechtigung und  spielen eine wichtige Rolle im Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg und für die Region. Sie sind ein wichtiges Beispiel dafür, dass auch auf dem Land moderne Strukturen mit alten Traditionen und Werten verschmelzen können, um etwas Neues, Zeitgemäßes und in höchstem Maße Kindgerechtes  zu erschaffen.

 

Im Dezember vergangenen Jahres war Schlüsselübergabe für den neuen Anbau, der auch den vom Kindergarten so lange ersehnten und dringend benötigten Aufzug beinhaltet. Foto: Julie Riede

Das gehört auch zum Kindergarten-Alltag – sich Zeit nehmen, um mit den Kleinen mal in Ruhe ein Buch anzuschauen

Gerüstet für die nächsten Jahre: 300.000 Euro habe Renovierung und Erweiterung gekostet. Geld, das gut angelegt ist. Foto: Julie Riede