Damit alles wieder so wird wie vorher

Erstellt am 05.03.2021

 

Von Eike Ströbel

ARNSBERG – Eike Ströbel ist pädagogische Fachberaterin für die Evangelischen Kindergärten im Kirchenkreis Soest-Arnsberg. Sie hat sich eine kleine Geschichte ausgedacht, wie zwei Kinder in einer Kita die Corona-Pandemie erleben:

"Ich bin Linus und drei Jahre alt. Eigentlich gehe ich ja schon seit August in die Kita, aber eigentlich im Moment manchmal auch nicht. Komische Sache ist das mit der Annemie. Wer ist das überhaupt, wohnt die in unserer Straße?  

Mein Freund Ben, der ist schon fast 6, hat mir erzählt, wie Kita eigentlich geht, also vor dieser komischen Krankheit. Das hört sich toll an.  

Ich kenne nur meinen Raum, den Flur, das Klöchen und draußen. Draußen auch nur halb, weil das andere halb gehört den anderen Kindern. Die kenne ich gar nicht, Ben schon.  

Außerdem sagt meine Mama, dass ich Abstand halten soll. Ben und ich haben da mal Abstand gespielt, aber das macht keinen Spaß.  

Mit Mama und Papa habe ich das auch mal probiert, die dachten ich würde krank werden, weil ich nicht wollte, dass sie mich in den Arm nehmen. Mama hat vorsichtshalber schon mal diesen blöden Gesundheitstee für mich gekocht, da hab ich ihr schnell einen Kuss gegeben und Papa in den Arm genommen.

Alle sagen immer, daran ist nur Corona schuld. Papa findet Corona lecker und trinkt am Abend gern mal eine Flasche davon. Dann kann es ja nicht so schlimm sein. Leider darf ich Corona nicht probieren, weil ich noch kein Bier trinken darf. Schade.  

Alle Großen, auch in der Kita, haben jetzt eine neue Mode entdeckt und tragen lustige Gesichtsmasken. Ben sagt, dann können sie heimlich lachen, wenn wir Kinder was Komisches machen. Meine Mama sagt, damit würde man die Falten in ihrem Gesicht nicht so sehen und hat sich ganz viele von den Masken gekauft. Zum Glück muss ich sowas nicht tragen, so kann ich der blöden Pia kurz die Zunge rausstecken, damit sie es auch sieht.

Was ich jetzt besonders gut kann, ist Hände waschen. Das machen wir in der Kita immerzu.  Dabei sollen wir solange ein Geburtstagslied singen, aber so viele Kinder haben gar nicht jeden Tag Geburtstag und Kuchen gibt es nachher auch nicht.  

Ben sagt, vor Corona konnten alle Kinder sich am Frühstücks-und Mittagsbuet bedienen. Ist das cool, da kann man sicher nur das essen, was wirklich schmeckt – zum Beispiel Pommes oder Nudeln mit Ketchup. Besser als zu Hause, da wird nämlich nicht verhandelt. Ich muss essen was Mama oder Papa gekocht haben, nicht immer wirklich lecker, aber ich glaube die üben auch noch Kochen.

Singen dürfen wir in der Kita wegen Corona auch nicht. Ben und ich singen deshalb mmer heimlich im Kinderklo. Er kennt viele tolle Spiellieder, die er damals mal in der Kita gelernt hat. Dann kommen die anderen Kinder dazu, weil sie das toll finden und mitsingen wollen. Da ist im Klo was los, bis unsere Erzieherin das hört und uns ermahnt. Sie sagt, das hat mit mit den Sohlen in der Luft zu tun, deshalb dürfen wir nicht singen, damit uns die Sohlen nicht mit Corona krank machen. Dabei haben wir doch saubere Hausschuhe an und nur wenn wir auf dem Klo sitzen, dann baumeln die Sohlen in der Luft.

Toll ist allerdings, dass unsere Eltern uns schon an der Tür der Kita abgeben und abholen müssen. Ben sagt, früher haben seine Mutter und seine Erzieherin endlos über ihn geredet und zu Hause wussten dann alle über seine Streiche Bescheid. Jetzt vergisst die Erzieherin schon mal was zu erzählen, weil es an der Tür immer so kalt ist. Das kann so bleiben, hoentlich ist das im Sommer auch noch so.

Ben sagt, das es damals auch Feste gegeben hat. So mit einer Laterne spazieren gehen und Brezeln zusammen im Garten essen, oder sich lustig verkleiden und durch die ganze Kita tanzen. Aber das ist auch wieder das mit den Sohlen in der Luft - das darf man jetzt nicht. Ich finde Corona deshalb blöd, sogar noch viel blöder als Pia von der Enten-Gruppe.

Wir haben auch neue Alltagsfrauen in unsere Kita, die laufen immer mit Flaschen rum und sind nur fürs Sprühen zuständig. Das riecht dann eklig und daher müssen wir auch ständig neue Luft reinlassen. Ben sagt, das ist für die Infektion.

Montags und freitags darf ich nicht in die Kita, weil meine Eltern mich minimieren wollen, damit ich mich nicht anstecken soll. Das ist noch schlimmer als Abstand, da ich dann gar keinen zum Spielen habe. Immer muss ich „psssst“ sein, weil meine Eltern Homeoce arbeiten. Ich will später nie Homeoce werden, lieber Feuerwehrmann oder das Auto der Müllabfuhr fahren.

Meine Eltern sind neidisch auf mich, weil ich dienstags, mittwochs und donnerstags in der Kita 19 Kontakte mit Kindern und 4 Kontakte mit Großen haben darf, sie aber nur einen weiteren Erwachsene treen dürfen.

Ben sagt, bald sind alle geimpft, dann wird es besser und wieder wie damals. Ich glaube das nicht, weil mein Papa hat mächtig Angst vor Spritzen. Der wird sich nicht impfen lassen und daher kann es ja nicht besser werden.

Ich hab keine Angst vor Spritzen, die gibt mir dauernd mein Kinderarzt gegen Masern und so. Ich glaube da nehme ich Papa mal mit, damit er bald keine Angst mehr hat und alles wird wie früher. Das wäre echt cool.”

 

Eike Ströbel ist Kita-Fachberaterin und hat sich die kleine Geschichte über Linus und Ben ausgedacht.