Kreuz der Wut und Hoffnung

Erstellt am 12.03.2021

Hoffen auf eine möglichst große Resonanz (von links): Dirk Skowronski, Leonie Falkenstein (beide von Profiprax Design) und Pfarrer Dr. Roland Hosselmann. Foto: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

LIPPSTADT – Wut und Zorn, Trauer und Angst, Mutlosigkeit und Verzweiflung – Corona hat in den letzten zwölf Monaten ungefragt die komplette Klaviatur unserer Gefühle bespielt. Immer wieder. Und tut es weiterhin. Viele wissen nicht, wie sie diese Gefühle kompensieren und kanalisieren sollen; wie sie ausdrücken können, was Corona mit ihnen macht.

Ein ambitioniertes Projekt der Evangelischen Kirchengemeinde Lippstadt bietet jetzt  wirkungsvolle Hilfestellung; zumindest für alle, die sich darauf einlassen. ER-LEBT ist der Titel dieser Idee, bei der Kirche und Kunst eine gelungene Symbiose eingehen.

Gemeinsam mit Studenten von  „Profiprax Design“  (Lippstadt) ist unter Federführung von Pfarrer Dr. Roland Hosselmann und Designer Dirk Skowronski  ein Kreuz entwickelt worden, dem man seine Gefühle, die zuvor auf eine bunte Postkarrte geschrieben, gemalt, geklebt worden sind, anvertrauen kann.

„Das ist ein glücklicher Zufall, dass hier die Schnittstelle Kunst und Kultur zueinander gefunden hat“, beschreibt Pfarrer Dr. Roland Hosselmann, von dem die Initiative zu dieser vorösterlichen Aktion ausgegangen ist.

Die Geschichte für das Projekt – und damit die eigentliche Basis – liefert das Lukas-Evangelium. Darin wird über zwei Männer berichtet, die auf ihrem Weg nach Emmaus zunächst ihrer Enttäuschung, ihrem Frust, ihrer Angst Raum gegeben haben. Nach der Begegnung mit Jesus Christus sind sie dann voller Freude und mit gespannter Erwartung wieder in den Alltag zurückgekehrt.

Hosselmann: „Auf dieser Linie ist ein Kreuz ausgearbeitet worden, das beides in sich birgt: Sorgen, Ängste, sogar Verzweiflung einerseits, aber auch Zukunftsperspektive, Neubeginn, ja Auferstehungshoffnung. Alles ist deshalb bei der Gestaltung der Karten erlaubt, sogar gewünscht. Erlebtes oder Gedanken, was zum Beispiel in der Herausforderung durch Corona schwergefallen ist, aber auch Mut gemacht hat, können in Malerei, Zeichnungen, Gedichten, einzelnen Stichwörtern, in Texten und vielem mehr umgesetzt werden. ER-LEBT! Und Erlebt! sind durchaus doppeldeutig gemeint.“

Das Kreuz ist knapp zwei Meter hoch, 80 Zentimeter breit und besteht aus Multiplex-Platten. Skowronski: „Es ist solide und trotzdem leicht zu transportieren.“ In die Platten sind feine Schlitze eingearbeitet, in die die Karten gesteckt werden können; bis zu 160 von ihnen können Platz finden.

„Die Botschaft“, so Pfarrer Hosselmann, „die das Kreuz vermitteln soll, soll plakativ sein.“ Deshalb haben die Designer großen Wert auf eine gewisse Transparenz gelegt.  Skowronski: „Wichtig war uns auch die Nachhaltigkeit des Kreuzes. Nach diesem Projekt kann es für weitere Aktionen – zum Beispiel mit Konfirmanden genutzt werden.“

Ostersonntag wird das Kreuz in der Stiftskirche aufgestellt und kann dann während der Öffnungszeiten (täglich von 11 bis 17 Uhr) besichtigt werden.  Nach der ersten Woche wird es dann in weiteren Lippstädter Kirchen und des gesamten Kirchenkreises ausgestellt.

Die bunten Karten – die fünf Farben sollen den Frühling symbolisieren – können kostenlos im Gemeindebüro in der Brüderstraße 15 abgeholt und dort bis zum Palmsonntag (28. März) auch wieder abgegeben werden.

So sieht das Kreuz im Entwurf aus.