In der Reihe der politischen Gespräche, die Superintendent Dr. Manuel Schilling (links) aktuell mit den heimischen Bundestagsabgeordneten von SPD, FDP und CDU führt, stand beim Besuch von Hans-Jürgen Thies der Ukraine-Konflikt im Mittelpunkt. Foto: Hans-Albert Limbrock
Von Hans-Albert Limbrock
Soest-Arnsberg. Superintendent Dr. Manuel Schilling und der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Thies haben den Einmarsch Russlands in die Ukraine scharf verurteilt. „Mich“, so Thies, „erinnert das an die Situation 1938, kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs. Das Vorgehen Russlands ist durch nichts legitimiert und auch durch nicht zu entschuldigen.“ Der Politiker aus Lippetal wollte sich auf Einladung des Superintendenten gestern eigentlich zu Themen austauschen, die den Kirchenkreis Soest-Arnsberg direkt betreffen und bewegen. Im Mittelpunkt des knapp zweistündigen Gesprächs im Kreiskirchenamt stand dann jedoch der Ukraine-Konflikt.
Bereits in den vergangenen Wochen sei der drohende Krieg zentrales Thema der Gespräche in Berlin gewesen: „Die Gefahr eines Flächenbrandes ist jetzt da und erfüllt mich und sicherlich viele Bürgerinnen und Bürger in diesem Land mit großer Sorge“, sagte Thies. „Diese ganze Entwicklung ist einfach nur traurig und schrecklich.“ Auch Superintendent Dr. Schilling sieht „die Gefahr einer unkalkulierbaren Eskalation. Deshalb müssen alle Reaktionen sorgsam abgewogen werden. Gleichzeitig aber darf man dem Aggressor Putin nicht das Gefühl geben, dass er mit diesen Angriffen auf Frieden und Freiheit durchkommt. Sonst wird er immer so weitermachen.“
Aktuell glaubt Thies nicht an ein militärisches Eingreifen der Nato. Dazu werde es wohl erst im Bündnisfall kommen, wenn Russland also Staaten, die zur Nato gehören – wie zum Beispiel die baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen – direkt angreift. Thies: „Dann haben wir eine vollkommen neue Situation; dann haben wir einen Verteidigungsfall.“
Im Vorhof des Krieges
Einig waren sich der Bundespolitiker und der Mann der Kirche darin, dass die brutale Eskalation dieses schon seit vielen Jahren bestehenden Konfliktes noch vor wenigen Wochen so nicht vorstellbar war. Dr. Schilling: „Wir haben uns in Europa jahrzehntelang in einer Komfortzone eingerichtet und geglaubt, dass Kriege immer weit weg sind. Vielleicht haben wir den Frieden auch zu sehr als selbstverständlich angenommen. Wir als Kirche müssen sicher auch lernen, den Wert einer Armee, die in einer Demokratie den Frieden sichert, höher zu schätzen, als wir das bisher getan haben.“
Im Moment, so Thies, befinde sich Europa im „Vorhof des Krieges“. Es müsse nun alles getan werden, um ein Übergreifen auf Westeuropa zu verhindern und für ein Ende der kriegerischen Handlungen zu sorgen. Dazu müsse der Westen alle zur Verfügung stehenden Sanktionen und Mittel ausschöpfen, auch wenn das vielleicht weh tue und von den Menschen Opfer wie weiter steigende Energiepreise verlange. Waffenlieferungen an die Ukraine lehnte der Christdemokrat in diesem Zusammenhang ab: „Ich glaube nicht, dass das Sinn macht. Die Russen werden das Land vermutlich innerhalb weniger Wochen komplett überrollen. Das werden auch Waffenlieferungen wohl nicht verhindern können.“
Für den Superintendenten ist nun auch die Kirche gefordert: „Ich rechne mit großen Migrationsströmen. Es ist unsere Christenpflicht, diese Menschen aufzunehmen, ihnen Schutz und vorübergehend auch Heimat zu bieten.“ Auch für die Menschen in Deutschland, die nun voller Angst und Sorge seien, müsse die Kirche da sind: „Da sind wir sicher auch vor Ort gefordert, den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Sorgen und Ängste vor Gott zu bringen, um so Trost, Kraft und Hoffnung zu finden. Es ist daher - ganz fromm gesprochen – unsere Aufgabe, Gott mit unserer Bitte um Frieden beständig in den Ohren zu liegen.“
Für den kommenden Sonntag, 27. Februar, planen die Evangelische und Katholische Kirche ein gemeinsames Friedensgebet in Soest. Einzelheiten werden derzeit noch abgestimmt und rechtzeitig bekanntgegeben.
Bereits heute Abend (24. Februar) findet um 18 Uhr in der St. Othmar-Kirche in Dinker eine Friedens-Andacht statt.