Endlich wieder ganz tief Aufatmen

Erstellt am 19.11.2021

Die Frauengruppe in Rüthen ist froh, dass sie sich wieder treffen kann. Fotos: Dorothee Richter

von Dorothea Richter

Rüthen. „Weiter atmen“. Auf diese zwei Worte mit Symbolcharakter haben die Teilnehmerinnen der Frauen-Morgenrunde der Evangelischen Kirche in Rüthen fast anderthalb Jahre warten müssen. So lange hat es gedauert, bis sie den Fuß über die Schwelle in das Apostel-Gemeindehaus setzen durften, zu  ihrem geliebten wöchentlichen Donnerstagstreff. Der Grund dafür lässt sich unschwer erraten: Corona.

Natürlich haben die betroffenen Damen nicht die ganze Zeit die Luft angehalten, aber im übertragenen Sinn schon. „Man glaubt ja gar nicht, als wir Anfang September wieder gestartet sind, was das für eine Freude war. Alle waren so locker und entspannt“, berichten die beiden Leiterinnen Renate Grüttner und Wilma Wollnik. Eine große Welle der Dankbarkeit sei ihnen entgegen geschwappt, „endlich geht es wieder los“.

Die Frauen-Morgenrunde  der Evangelischen Kirchengemeinde in Warstein-Rüthen wurde vor etwa zweieinhalb Jahren von Renate Grüttner ins Leben gerufen mit dem Ziel, Bewegung und Austausch anzubieten. So entstanden die beiden Gruppen „Stuhlgymnastik“ und „Gespräch“, die jeden Donnerstag im Wechsel von 10 bis 11 Uhr im Apostel-Gemeindehaus am Schlangenpfad stattfinden.

Wilma Wollnik war von Anfang an mit von der Partie. Sie hat aufgrund ihres Berufes als Hebamme, das ihr vertraute Terrain der Bewegung übernommen und fördert damit den gesundheitlichen Aspekt. Regelmäßig Beckenbodengymnastik gehört ebenso zu ihrem Fitness-Programm, wie auch Ballspiele, Atem-und Dehnübungen.

Die lange Unterbrechung durch die Coronapandemie hätten die Frauen nicht nur körperlich wahrgenommen, sondern auch die damit fehlende Gemeinschaft schmerzlich vermisst.  Dass man sich auch im fortgeschrittenen Alter zwischen 70 und 80 Jahren durchaus gern bewegt, beweist die hohe Teilnehmerinnen-Qoute: Wenn alle kommen, ist der Saal, in dem sonntags die Gottesdienste gefeiert werden, mit 15 bis 18 Frauen gut gefüllt. „Bei uns braucht sich auch niemand abzumelden“, lacht Wilma Wollnik und bringt es auf einen kurzen Nenner: „Wer da ist, ist da“.

Dabei sein und endlich wieder an der Gemeinschaft teilhaben, das lassen sich die Frauen nicht zweimal sagen. Diese Erfahrung macht auch Renate Grüttner mit ihrer „Gesprächs-Gruppe“, die genau das Gegenstück zur Stuhlgymnastik  darstellt. Eine eher ruhige Stunde bei einer Tasse Tee. Dabei liegt der Fokus auf einem Thema, das Renate Grüttner in die Runde hineingibt und bei dem sich jede mit ihren eigenen Gedanken einbringen kann.

„Das setzt natürlich Vertrauen voraus“, macht die Leiterin deutlich und betont gleichzeitig: „Wir haben eine Übereinstimmung, dass alles, was hier gesprochen wird, im Raum bleibt.“ Die gelernte Friseurin ist seit 1972 aktiv in der Evangelischen Kirche tätig und hat  sich in der Kinderkirche, im Abendkreis und auch beim  Besuchsdienste im Krankenhaus engagiert. Das sind alles Dienste, welche eine unbedingte Basis des Vertrauens erfordern, bis hin zur Schweigepflicht.

Die Ideen für die Gesprächsgruppe findet sie oft im Alltag, manchmal fallen sie ihr direkt vor die Füße. „Diese fünf Steine zum Beispiel habe ich bei einem Einkauf gesehen und sofort gedacht, da kannste  was draus machen.“ Anhand der beschrifteten Steine mit den Begriffen „Mut“, Glaube“, „Liebe“, „Hoffnung“ und  „Kraft“, konnte Renate Grüttner eine anschauliche Stunde für die Frauen gestalten. In eine der nächsten Gesprächsrunden geht es auf gemeinsame Suche mit dem einzigartigen Gedicht von Margaret Fishback Powers „Spuren im Sand“. Jederzeit können übrigens auch  Gäste, die gern mal schnuppern möchten, hinzukommen.

Schon jetzt freuen sich beide Leiterinnen auf die kommenden Vorbereitungen:  Am 9. Dezember ist nämlich  eine  Adventsfeier mit beiden Gruppen geplant, mit gemeinsamen Singen, Tee und Plätzchen bei Kerzenschein.

Bei soviel Vorfreude kann die Frauen-Morgenrunde im Apostel-Gemeindehaus von ganzem Herzen und mit ganzer Seele nur noch eines: „Aufatmen...“

Wer rastet, der rostet. Getreu diesem Motto steht Bewegung bei der Frauenrunde im Mittelpunkt.