Der Ziegenkäse und der liebe Gott

Erstellt am 22.03.2023

George Martinis berichtete in der Kirchengemeinde von seinem Weg zum Glauben

Pfarrer Dr. Christian Klein (links) und die Besucherinnen und Besucher hörten einen interessanten Vortrag zum Thema Glaube. Fotos: Toni Nitsche

Von Toni Nitsche

Wickede. Während der Corona-Pandemie war es für den Griechen George Martinis aus Wickede ein Bedürfnis und Verlangen, über seinen Weg zum Glauben zu Gott ein Buch mit dem Titel „Salziger Ziegenkäse vor Omas Kamin“ zu schreiben. Als staatlich geprüfter Tennislehrer ist er bei Vereinen in Menden, Fröndenberg und Halingen im Einsatz. Er hatte bei der langen Corona-Zwangspause den inneren Drang verspürt, über Gott zu schreiben und zu erzählen. „Ich hatte viel Leerlauf und dann kamen viele Erinnerungen hoch, die mich veranlassten, ein Buch zu schreiben“, erzählt der 48-Jährige, der seit zehn Jahren in Wickede wohnt und in Menden geboren und aufgewachsen ist.

Mit dem Buch öffnet George Martinis, der der griechisch-orthodoxen Kirche angehört, die Tür zu seinem eigenen Lebens- und Glaubensweg. Er lässt seine Leser daran teilhaben, wie er seine Lebensgeschichte vom Glauben her begreifen und gestalten konnte. Mehrere Begegnungen besonders in der Kindheit haben dabei seinen Weg zu Gott geprägt. 

Da ist das erste Treffen mit der älteren Dame Irene aus Menden-Lendringsen, die der freien Kirche angehört zu Beginn der 80er Jahre, als der Autor gerade mal fünf Jahre alt war. „Die hat uns damals zum Singen eingeladen“, berichtet der 48-Jährige. Viele Kinder aus der Nachbarschaft kamen und beteiligten sich am Singkreis bei der älteren Dame Irene. „Sie hat uns mit ihrer Leidenschaft begeistert“, erinnert er sich. Irene habe damals so interessante Geschichten von Jesus erzählt, dass die bei den Kindern und besonders bei  George Martinis hängengeblieben sind. Auf einer Ikone konnten die Kinder Jesus sehen, über den sie die ganze Zeit vorher gesungen haben.

Fast zeitgleich  musste er mit seiner ein Jahr älteren Schwester Marie für neun Monate zu seiner Tante nach Griechenland. „Meine Eltern hatten finanzielle Probleme und dann haben sie uns zur strengen Tante in ihr Heimatland geschickt“, denkt er zurück. Das war eine harte Zeit für die Geschwister, da sie lange getrennt von den Eltern leben mussten. Aber da war ja noch die Oma, die George und Marie häufig bei der Tante besuchte. Sie hat ihre Enkelkindern immer wieder von Gott erzählt und gab ihnen Halt in der schwierigen Zeit.

Besonders schlimm war es für die beiden Geschwister, als ein Erdbeben die Region in Griechenland aufsuchte. „Das war die Zeit, als wir unsere Eltern besonders vermisst haben“, denkt er zurück. Häufig mussten sie draußen übernachten, wenn die Erde mal wieder wackelte. Auch zu dieser Zeit hat die Oma die Kinder wieder aufgefangen. Die Besucher der Großmutter waren ein Highlight. „Sie hat uns Freude und Geborgenheit gegeben.“ Die Großmutter hat den Enkelkindern ein Gefühl von Liebe gegeben, wie man es nur von den Eltern kennt. Doch schlimm war es immer, wenn die Oma wieder nach Hause fuhr. „Man hat uns später nicht mehr gesagt, wenn die Abreise von Oma anstand“, so der 48-Jährige.

Die Geschichten, die sie von Gott erzählt hat, haben George Martinis geprägt. „Oma hat von Wundern erzählt, die ich in meinem späteren Leben selber erlebt habe“. Sie berichtete von der Tochter die im Koma lag und später wieder ins normale Leben zurückgekehrt ist. „Ihre Gebete sind erhört worden und diese Erfahrungen habe ich auch gemacht“, so der Wickeder.

Wenn er an die Begegnungen mit Tante Irene und seiner Oma zurückdenket, waren dies die ersten Berührungspunkte mit Jesus. „Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nichts von Jesus. Aber ich wollte mehr darüber erfahren, weil ich Jesus schon in mir spürte“. Auch als seine Eltern einmal Fotos seiner Taufe zeigten und er dabei an die kirchlichen Schmuckgeschenke der Paten erinnert wurde, war die Zuneigung zum Glauben in ihm drin.

Der Titel des Buches führt auf Besuche bei der Oma in Griechenland zurück, die Ziegenkäse selber herstellte. Diesen hat die Familie abends am Kamin gegessen. Obwohl seine Oma ihren Glauben und die Liebe weitergab, hat sich das Rezept des Ziegenkäses nur ihrer Tochter vererbt. Aber den Glauben hat sie in George Martinis verinnerlicht.

Berichtete über seinen Weg zu Gott: George Martins, hier mit seiner Ehefrau Amelie, die in Wickede zum Team Kindergottesdienst gehört.