Vor 75 Jahren konfirmiert

Erstellt am 23.06.2023

Alle Jubilarinnen und Jubilare auf einen Blick. Fotos: Dorothea Richter

Von Dorothea Richter

 

Warstein. „Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“: Unter diesem Wort aus Psalm 103  stand der Fest-Gottesdienst zur Feier der Konfirmationsjubiläen in der Martin-Luther-Kirche in Warstein. Für Regionalpfarrerin Rebecca Basse war es pure Freude, zahlreiche Jubelkonfirmandinnen und Jubelkonfirmanden begrüßen zu dürfen, die zu den Orgelklängen von Helmut Schulte in das Kirchenschiff einzogen.

„Solch eine große Gruppe aufgeregter Menschen in Zweierreihen aufzustellen, das ist schon nicht so einfach, aber es hat ja gut geklappt“, lobte die Pfarrerin und zeigte sich sehr beeindruckt von den hohen Jubiläumszahlen mit 50, 60, 65, 70 und 75 Jahren. „Diese Zahlen muss man erst mal auf sich wirken lassen.“ Vor ihrer Predigt richtete Pfarrerin Basse ein herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden, dem Singkreis, dem Posaunenchor und Organisten, sowie an alle Gottesdienstbesucher- und Besucherinnen.

Das Jubiläum sei ein ganz besonderer Tag, den man nicht nur für sich feiere, sondern zusammen mit den Angehörigen und der ganzen Gemeinde. „Wir jubeln und freuen uns heute alle miteinander. Heute ist auch ein Tag des Zurückschauens und Erinnern an Erlebnisse und Momente, die voll von Glück waren.“

Manchmal seien das nur kleine Dinge, oder gute Begegnungen mit Menschen und häufig sei es  allzu selbstverständlich, was Gott geschenkt hätte. Es ginge aber nicht nur um das Gute, bemerkte Rebecca Basse, auch dunkle Zeiten wie Einsamkeit, Kranksein, Streit und Verzweiflung gehörten zum Leben, das nicht nur „auf rosa Wolken“ stattfände. Aber in allem und jeder Situation sei Gott mit seiner Liebe für jeden Einzelnen immer da

Im Anschluss an den Festgottesdienst wartete im Philipp-Melanchton-Haus auf die geladenen Gäste ein kleiner Mittagsimbiss und Kaffee und Kuchen. Da bot sich für viele die Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen oder zum Austausch an vergangene Tage in der Jugendzeit.

Erinnerungen an 1948

So konnte sich zum Beispiel Kronjuwelenjubilarin Hildegard Thiemann aus Belecke noch sehr gut an ihre Konfirmation vor 75 Jahren erinnern: „Das war 1948 in Eutin, dort bin ich mit meinen Eltern nach der Flucht angekommen. Es war kurz vor der Währungsreform, mein Vater und ich wollten damals Schuhe für die Konfirmation kaufen und mussten uns anstellen für Bezugsscheine. Als wir dann endlich drankamen, gab es keine Scheine mehr, aber ich brauchte doch Schuhe.“ Schließlich habe der spätere Schwager, so Hildegard Thiemann, der jungen Dame ein paar Schuhe besorgt. „Größe 37, ich hatte aber 35“, lachte die Jubilarin im Nachhinein. „Wir haben dann eine Sohle in die Schuhe gelegt und die Spitze habe ich mit Zeitungspapier  ausgestopft.“

Zusammen mit 200 Mädchen und Jungen sei sie dann in der Eutiner Kirche konfirmiert worden.

„Das ging nur gruppenweise, erst kamen die aus dem Umfeld dran, dann der Stadtkern.“ Als die 89-Jährige berichtete, dass sie und ihr Mann 1958 in Nette bei Dortmund von einem Pastor Stork getraut und auch ihre Kinder dort getauft wurden, wurde Tischnachbar Manfred Baczyinski hellhörig. „Den Pastor kenne ich und Nette auch, dort bin 1953 konfirmiert worden. Das ist ja interessant, dass wir uns hier in Warstein treffen, ich sage ja, man sieht sich im Leben immer wieder.“

Der Pastor sei sehr, sehr gut gewesen, aber auch streng, erinnerte sich Manfred Baczynski, „wir mussten viel auswendig lernen“. Zum kirchlichen Unterricht habe er von seinem Wohnort aus fünf Kilometer entweder zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen müssen. Das Wandern hatte sich der Jubilar vielleicht auch dadurch schon früh auf seine Fahnen geschrieben: Seit 1980 leben er und seine Frau  Heidrun im Hirschberger Langenbruch. Das Ehepaar nimmt auch gern an den Veranstaltungen der Lebendigen Gemeinde-Diakonie der Evangelischen Kirche teil. Lange noch tauschten die Jubilarinnen und Jubilare  im Gemeindehaus ihre erlebten Geschichten untereinander aus und erinnerten sich dabei gern an die zurückliegende Zeit ihrer Konfirmation. 

 

Kronjuwelenkonfirmation, 75 Jahre: Otto Nelken, Gerhard Schloms und Hildegard Thiemann. Gnadenkonfirmation, 70 Jahre: Manfred Baczynski, Bärbel Ciernioch, Karl-Heinz Geisler, Fritz Lachmann, Ernst Poganski. Eiserne Konfirmation, 65 Jahre: Ilse Glatz, Gisela Heße, Heinrich-Wilhelm Hillefeld, Renate Struff, Hannelore Vogelgesang, Monika Würfel. Diamantene Konfirmation, 60 Jahre: Brigitte Böhm, Helma Dostal, Friedhelm Dostal, Gertrud Hillefeld, Adelheid Kaspari, Ingeborg Rosenke. Goldene Konfirmation, 50 Jahre:  Uwe Bauch, Susanne Hautzer, Margit Michels, Barbara Müller, Rudolf Peter, Katharina Spindeldreher, Sigrid Schloms, Andrea Wolf

 

Die Kronjuwelenjubilare Otto Nelken, Gerhard Schloms und Hildegard Thiemann mit Pfarrerin Rebecca Bause.