Gemeinde feiert 50. Geburtstag

Erstellt am 25.08.2023

Buntes treiben rund um die Kirche lockt viele Besucher an

An zahlreichen Ständen konnten die Besucher Infos sammeln - etwa bei Brot für die Welt. Fotos: Ilka Platze

Von Ilka Platzek

Bad Sassendorf. Es war 1973 nicht einfach, die Gemeindemitglieder der beiden Kirchen Sst. Judas und Simon Thaddäus in Bad Sassendorf sowie St. Pantelon in Lohne zusammenzuführen. Nach 50 Jahren, so scheint es im Rückblick, ist die Fusion geglückt. Anlässlich des Geburtstages war das Gotteshaus im Kurort jüngst komplett besetzt - und die Gläubigen kamen nicht nur aus Bad Sassendorf, wie Pfarrerin Stefanie Pensing zufrieden feststellen konnte.

Sie hatte sich in ihrer Predigt ausgiebig dem Fusionsthema gewidmet, verpackt in die Jahreslosung der Evangelischen Kirche von 2022: „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Was Menschen in der Pandemie aus der Isolation helfen sollte, hat die Pfarrerin aufgegriffen, um den Gläubigen klarzumachen: „Wir können nur die Tür aufhalten und die Menschen einladen, aber wir dürfen nicht über die Köpfe der Menschen hinweg entscheiden.“

So war es aber bekanntlich 1973, als die beiden Gemeinden zusammengelegt und dabei auch Bezirksgrenzen neu gezogen wurden. So kam es, dass Lohner Gläubige plötzlich Bad Sassendorf zugeteilt waren oder umgekehrt, was für einigen Unmut sorgte.

„Selbst nach 25 Jahren war der Rückblick ernüchternd, waren die Gemeinden noch nicht wirklich zusammengewachsen, denn man hatte über ihre Köpfe und Herzen hinweg entschieden“, sagte die Pfarrerin in ihrer Predigt. Es brauchte also fünfundzwanzig weitere Jahre und engagierte Gemeindemitglieder, die dafür sorgten, dass man sich näher kam.

Einige dieser Menschen lobte die Pfarrerin in diesem Jubiläumsgottesdienst ausdrücklich, darunter Martin Anemüller und seine Frau Reinhild. Beide haben sich vielfach für die Gemeinde eingesetzt: als Presbyter, er als Gemeindehistoriker, im Chor, bei der Planung der Kirchturmsanierung und vieles mehr.

Der Jubiläums-Gottesdienst wurde aber auch genutzt, um der Gemeinde die neue Kindercoacherin Carina Höfer vorzustellen und sie zu segnen. Höfer arbeitet zwar schon seit bald einem Jahr für die Gemeinde, das aber als Freiberuflerin nur einmal im Monat: „Ich organisiere die Kinderkirche an jedem ersten Samstagvormittag im Monat von 9 bis 11 Uhr.“ Das Angebot richtet sich an 5- bis 11-Jährige, mit denen eine biblische Geschichte gelesen und erörtert wird. „Es wird ganz viel gebastelt, gespielt, gemalt und immer auch gegessen. Mal Spaghetti mit Tomatensauce, mal Kuchen“, erzählte die gelernte Grundschullehrerin mit vielen weiteren Qualifikationen. Auch Evangelische Theologie hat sie studiert.

Die Kinderkirche kommt bei allen gut an – auch über Gemeindegrenzen hinaus. „Es gibt eine Kerngruppe von Kindern, die weitere Freunde mitbringen. Es sind immer plus/minus 15“, berichtete die Pädagogin.

 

Veranstaltungen wie das Kirchenjubiläum wären nur halb so schön, wenn es nach der Predigt nicht auch leckeres Essen, kalte und warme Getränke, Spiele für die Kinder und Infostände für die Erwachsenen geben würde. Beim Gemeindefest gab es davon reichlich: Ruth Tide und Jürgen Meis haben 2019 das Repaircafé von Bad Sassendorf gegründet und der Laden brummt. An ihrem Infostand wurden sie nicht müde, dafür zu werben: „Einmal im Monat sind wir im Mehrgenerationenhaus. Dort reparieren wir defekte Geräte und kaputte Kleidung“, sagte Tide.  Etwa zwanzig ehrenamtliche Helfer gibt es bereits, die beinahe alles reparieren können, erklärte Meis einer interessierten Dame.

Am Stand von Brot für die Welt gab es Samentütchen „für graue Orte“ – so stand es auf der Verpackung. Die Hilfsorganisation vertrieb afrikanische Volkskunst, bot bunte Zöpfe zum Einflechten an und – per Glücksrad – Wissen über den Klimawandel. „Die Leute müssen eine Frage beantworten, sind oft verblüfft über die richtige Antwort und schon sind wir im Gespräch“, sagte Pfarrerin i.R. Margot Bell.

Die Diakonie Ruhr-Hellweg war vor Ort und erklärte Interessierten, wie sie zum Beispiel günstig an Unterstützung im Haushalt kommen können. „Reisen und Netwerker, also Haushaltshilfen, interessiert die Leute gerade am meisten“, hatte Diakonie-Mitarbeiterin Sarah Vedder festgestellt. Sie beriet die Leute mit viel Engagement.

Die Fördervereine in der Kirchengemeinde stellten ihre Arbeit vor und die Gemeinde selbst ist Thema einer Ausstellung  mit Texten und Bildern, darunter  der Austausch der beiden Kirchtürme der mittelalterlichen Kirchen in Lohne und Bad Sassendorf. Es gab einen Bücherflohmarkt, an dem beinahe jeder Besucher für kleines Geld etwas Passendes fand und natürlich diverse Spielmöglichkeiten für die Kinder. So bot das Kinder-Kirchenteam Malgelegenheiten und eine Rallye rund um die Kirche an, bei der die Kinder Aufgaben lösten und kleine Preise gewinnen konnten.

Wer nach all der geistigen Nahrung Hunger verspürte, hatte die Wahl zwischen deftigen Speisen vom Grill, süßen Waffeln, Kuchen oder konnte gefüllte Teigtaschen und anderes Gebäck am Stand der Ukrainerinnen probieren. Hergestellt hatten es die Frauen aus dem Flüchtlingstreff.

Pfarrerin Stefanie Pensing freute sich am späten Nachmittag über ein gelungenes Gemeindefest, das  mit der musikalischen Schlussandacht und einem offenen Singen endete.

 

Die Kirche war beim Jubiläums-Gottesdienst komplett besetzt.

Ukrainische Teigtaschen und Gebäck wurden von vielen Gemeindemitgliedern probiert.

Die Fördervereine der beiden Kirchen haben ihre Arbeit vorgestellt und zum Beispiel Kirchenmodelle verkauft.

Kinder wie Marie konnten malen und spielen