Stark in der Liebe, aufrecht im Glauben

Erstellt am 07.09.2023

Westfälische Genossenschaft des Johanniterordens hält Rittertag ab/ Festgottesdienst in der Wiesenkirche

Sie leiteten den Festgottesdienst und Johanniter-Zeremoniell: (von links) Pfarrer Friedemann Kölling, evangelische Emmaus-Gemeinde Soest, Vicco von Bülow, Landeskirchenrat in Bielefeld, Ehrenritter und nur weitläufig mit Loriot verwandt, aus Berlin Ordensdekan Professor Dr. Dr. h.c. mult. Christoph Markschies von der Ordens-Regierung, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Wolf von Dallwitz, Kommendator der Westfälischen Genossenschaft des Johanniterordens, Dr. Manuel Schilling, Superintendent des Kirchenkreises Soest-Arnsberg. Fotos: Thomas Brüggestraße

 

Von Thomas Brüggestraße

Soest. Es gibt zu wenig aufrichtige Liebe in der Welt, wirkliche Hinwendung zum Mitmenschen. Die Mitglieder des Johanniter-Ordens wollen sich deshalb noch mehr ins Zeug legen, um Liebe in alle Ecken der Welt zu tragen, Beispiel zu geben für bedingungslose Hilfe – und auch für den christlichen Glauben: Hilfe für „die Herren Kranken“ und Verteidigung des Glaubens sind die beiden Aufgaben, denen sich der bald 925 Jahre alte und international tätige Ritterorden verpflichtet hat. Ritter ist kein Lehrberuf – man wird eingeladen, diese Würde zu tragen und man steigt auf in den Ritterrängen, je mehr man sich durch Engagement und selbstlose Hingabe bewährt. Auch wenn es eine Schwesternschaft der Johanniter gibt: Damen konnten bislang die Ritterwürde nicht erlangen. Es gibt Diskussionen in der Balley, die Bestimmungen neu zu fassen.  

Im Blauen Saal des Rathauses am Samstag und am Sonntag in der Wiesenkirche versammelten sich jetzt Ritter und Ordensschwestern im Rahmen des Rittertags der westfälischen Genossenschaft. Der dauerte vom Freitag, 1. September, bis zum Sonntag, 3. September. Die mehr als 100 Herren und eine Handvoll Damen aus Westfalen und von weiter her saßen gesellig zusammen im „Solista“ am Großen Teich, zur Ritterversammlung und zum Festvortrag im Alten Rathaus sowie zum Festgottesdienst in der Wiesenkirche.

Die Soester haben nicht viel mitbekommen von der stillen Prozession am Sonntagmorgen um kurz vor zehn Uhr, denn schon die Prozession ist ein Gebet in Bewegung: In Zweierreihen und gekleidet in schwarze Umhänge mit großem, weißen Johanniter-Achtspitzkreuz schritten Ritter und Ordensdamen vom Wiese-Gemeindehaus aus an der Baustelle vorbei zum Hauptportal der Wiesenkirche, begleitet von Superintendent Dr. Manuel Schilling, dem Leiter des evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg, dem Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow, Pfarrer Friedemann Kölling von der Soester Emmaus-Gemeinde und dem Ordensdekan Professor Dr. Dr. h.c. Christoph Markschies aus Berlin.

Superintendent Schilling dankte in seinem Grußwort den Rittern und Ordensdamen für ihre Hingabe und ihr Einstehen für den christlichen Glauben „in einer Zeit galoppierenden Bedeutungsverlustes  der Kirche und des Verbrauchs der Ressourcen der Erde“. Schilling lobte die aus seiner Sicht bedeutsame Ritterlichkeit und das diakonische Engagement der Ordensritter und -damen: „„Lasst euer Licht weiter leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. Wir als verfasste Kirche sind dankbar für Ihren Dienst, Ihr Gebet, Ihren Glauben.“ 

Professor Christoph Markschies sprach über aufrichtige Liebe und Zuwendung aus reiner Menschlichkeit. Immer weniger gebe es das in der Welt. Markschies: „Wir als Orden müssen noch mehr arbeiten.“

Ordensdekan Christoph Markschies ist Professor für Ältere Kirchengeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. „Wir müssen mehr arbeiten, wir müssen gegen die Kälte in der Welt die aufrichtige Liebe Gottes in ihre Ecken hinein tragen“, formulierte er als Dauer-Aufgabe, denn aufrichtige Liebe werde immer knapper.“

v.l.n.r. Wolf von Dallwitz, Kommendator der Westfälischen Genossenschaft des Johanniterordens (Ritterlicher Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem), Albert Simons von Bockum Dolffs, Ehrenkommendator der Westfälischen Genossenschaft des Johanniterordens, Wilderich Freiherr Droste zu Senden, Delegat für Westfalen des Souveränen Malteserorden (Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta), Rainer Graf Praschma, Ritter des Souveränen Malteserorden und Leiter des Malteser Hilfsdienstes in Bielefeld, Margot Müller, Mitglied im Presbyterium der evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde Soest

Der Johanniterorden geht zurück auf die Zeiten der Kreuzritter. 1099 entstand aus einer Laienbruderschaft in Jerusalem der kirchliche Ritter-Orden, der sich während der Reformation in den katholisch geprägten Malteser-Orden und den evangelischen Johanniter-Orden aufspaltete. In Deutschland spricht man als oberster Organisationsebene von der „Balley Brandenburg“, dem Orden in Deutschland steht Oskar Prinz von Preußen als so genannter Herrenmeister vor. Die Balley untergliedert sich in Genossenschaften, wie etwa die westfälische, zu der wiederum die Subkommende Soest gehört.  Die Westfälische Genossenschaft schreibt über sich im Netz: „In unserem Bereich befinden sich verschiedene Johanniter-Rehakliniken, die Johanniter-Akademie in Münster, zahlreiche Kindertagesstätten und Seniorenhäuser. Engen Kontakt halten wir zur Johanniter-Unfallhilfe. In Soest betreiben die Johanniter seit einigen Jahren zusammen mit der Perthes-Stiftung ein Hospiz. Zusammen mit den Johanniter-Hilfsgemeinschaften unterstützen wir unseren Nächsten, unabhängig von seinem Glauben oder Herkunft.“