Weichen für Telenotarzt werden gestellt

Erstellt am 07.09.2023

Kreistag stimmt für gemeinsames System der südwestfälischen Kreise

Die Nachfrage ist groß. Die Einführung des Telenotarztes soll die Versorgung der Bevölkerung verbessern.

 

Kreis Soest (kso.2023.06.21.198.bika). Immer öfter wird die 112 gerufen, um den Rettungsdienst zu alarmieren. Dabei ist auch der Kreis Soest keine Ausnahme: Verzeichnete die Kreisverwaltung 2019 noch knapp 50.000 Einsätze im Rettungsdienst, waren es 2022 schon mehr als 60.000. Gleichzeitig wird es gerade im ländlichen Raum immer schwieriger, Notärzte für den Rettungsdienst zu gewinnen. Deshalb plant das Land die flächendeckende Einführung eines Telenotarzt-Systems. Für die Umsetzung vor Ort stellte der Kreistag jetzt die Weichen.

Einstimmig beschloss die Politik, eine Kooperationsvereinbarung für ein gemeinsames Telenotarzt-System für Südwestfalen auf den Weg zu bringen. Starten soll der Telenotarzt Ende 2024. Die fünf südwestfälischen Kreise und der benachbarte Oberbergische Kreis werden das Projekt gemeinsam tragen. Geplant ist, dass jeder der beteiligten Kreise eine Telenotarzt-Zentrale in der Leitstelle einrichtet, die dann alternierend besetzt wird. Dafür wird eine Trägergemeinschaft gegründet. Der Kreis Soest soll die Kernträgerschaft für die administrativen Aufgaben übernehmen.

Die Einführung des Telenotarztes soll die Versorgung der Bevölkerung verbessern. Denn nicht zu jedem Notfall, der über die 112 gemeldet wird, fährt automatisch ein Notarzt mit. Je nach Art und Schwere entscheidet die Rettungsleitstelle, ob ein Mediziner mitgeschickt wird, oder ob der Notfallsanitäter zusammen mit dem Fahrer des Rettungswagens - meistens handelt es sich um einen Rettungssanitäter - ausreicht.

Wenn sich der Zustand eines Patienten verschlechtert oder sich die Lage vor Ort als komplizierter erweist als gedacht, kann der Telenotarzt schnell und unkompliziert helfen. Es handelt sich um ausgebildete Notärzte, die in der Leitstelle sitzen und sich von dort in einen Rettungswagen am Einsatzort zuschalten können. Die "Live-Schaltung" erfolgt per Ton, zusätzlich können telemetrisch auch medizinische Daten des Patienten wie Blutdruck, Puls oder Atmung in Echtzeit übertragen werden. Telenotärzte können die Rettungsdienst-Mitarbeiter anleiten und unterstützen. Sie können den Transport vom Unfallort in ein Krankenhaus fernmündlich begleiten und bestimmte medizinische Maßnahmen oder Medikamentengaben anordnen.

"Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rettungsdienst, die sonst in etlichen Fällen ohne notärztliche Begleitung rausfahren, ist der Telenotarzt eine hilfreiche Unterstützung", betont Gesundheits-Dezernentin Ricarda Oberreuter. "Und für die Patientinnen und Patienten können wir das therapiefreie Intervall bis zu einer Weiterbehandlung im Krankenhaus verkürzen."

 

Zum Start soll jeder Kreis mindestens einen Rettungswagen mit den technischen Voraussetzungen zur Nutzung des Telenotarzt-Systems ausstatten. Ziel ist es, die bedarfsgerechte Ausrüstung aller Rettungswagen auf das Telenotarzt-System Zug um Zug zu erreichen. "Wir reagieren mit zahlreichen Maßnahmen auf die so stark angestiegenen Einsatzzahlen, und der Telenotarzt ist für uns ein passender Baustein", unterstreicht Hans-Peter Trilling, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Beim Kreis Soest. "Durch den Einsatz der Telenotärzte erhöht sich die Verfügbarkeit der konventionellen Notärzte, die dann zu den Einsätzen fahren, bei denen ihre Fertigkeiten vor Ort erforderlich sind."

Hintergrund:

Interkommunale Zusammenarbeit. Die südwestfälischen Kreise arbeiten seit vielen Jahren gut und vertrauensvoll zusammen. Für den Bereich des Rettungsdienstes wurde vor rund neun Jahren ein Arbeitskreis gegründet, der sich etwa zweimal im Jahr mit grundsätzlichen Fragen der rettungsdienstlichen und notärztlichen Versorgung beschäftigt. Der Arbeitskreis wurde 2016 um den Oberbergischen Kreis erweitert. Gemeinsam haben die südwestfälischen Kreise im Oktober 2021 ihr Interesse an der Einführung eines Telenotarzt-Systems gegenüber dem Land NRW signalisiert. Diesem Vorhaben hat das Land Ende 2021 zugestimmt.