Gemeinde Lippetal kauft Kirche

Erstellt am 05.10.2023

Evangelische Kirchengemeinde Niederbörde trennt sich von St. Jakobi in Lippborg

577 evangelische Christen gibt es in Lippborg und Umgebung, nur ein Bruchteil kam zur Versammlung, in der über den Verkauf der St. Jakobi-Kirche berichtet wurde.

Von Hans-Albert Limbrock

Lippborg. Als die St. Jakobi-Kirche in Lippborg vor über sechzig Jahren eingeweiht wurde, zählte Lippborg knapp 1500 Einwohner. Und die Evangelische Kirche war jeden Sonntag voll. Heute hat Lippborg fast 3100 Einwohner. Und sonntags bleibt die Kirche leer. Verlieren sich dort zum Gottesdienst ausnahmsweise mal mehr als ein Dutzend Gläubige, kann man schon von einem guten Besuch sprechen.

Der schwache Zuspruch zu den Gottesdienstangeboten ist in der nördlichsten Gemeinde des Kirchenkreises aber nur ein Grund und bei weitem nicht der wichtigste, dass sich das Presbyterium der Kirchengemeinde Niederbörde, zu der Lippborg mit seinen 577 evangelischen Christen gehört, zum Verkauf entschlossen hat.

In einer Gemeindeversammlung hat Friedrich Schulze zur Wiesch jetzt die Entscheidung, „die uns sehr schwergefallen ist“, begründet: „Wir haben achtzehn Gebäude in der Kirchengemeinde, die hohe Kosten verursachen und einen hohen Verwaltungsaufwand erzeugen. Deshalb prüfen wir, verschiedene Gebäude einer anderen Nutzung zuzuführen oder uns auch ganz von ihnen zu trennen.“

Bereits in der Vergangenheit habe man gemeinsam mit der Gemeinde Lippetal überlegt, ob es eine alternative, vielleicht zusätzliche Nutzung für den Kirchraum geben könne. So sei geprüft worden, ob etwa die Grundschule, die Offene Ganztagsschule oder eine Kita-Gruppe hier unterkommen könnten. Das habe sich aber aus verschiedenen Gründen nicht realisieren lassen. In den Gesprächen mit der Gemeinde sei dann aber auch erörtert worden, ob auch ein Verkauf infrage komme.

Schulze zur Wiesch: „Es war uns wichtig, dass Grundstück und Gebäude in guten Händen bleiben. Wir sind daher dankbar, mit der Gemeinde Lippetal dieses sensible Projekt in guter, partnerschaftlicher Weise zum Abschluss bringen zu können.“ Inzwischen haben die zuständigen Gremien – Presbyterium und Gemeinderat – grünes Licht zu den Plänen gegeben. Auch die Landeskirche hat bereits im Vorfeld Zustimmung signalisiert. Die endgültige Genehmigung aus Bielefeld steht allerdings noch aus; ist aber wohl nur noch Formsache. Läuft alles nach Plan, kann der Entwidmungs-Gottesdienst vermutlich schon im Januar stattfinden.

Lippetals Bürgermeister Matthias Lürbke freut sich darüber, dass der Gemeinderat den Beschluss einstimmig gefasst hat: „Die Gemeinde Lippetal sieht in dem Erwerb vor allem eine Entscheidung für die Zukunft. Gebäude und Grundstück liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Feuerwehrgerätehaus Lippborg und damit langfristig grundsätzlich strategisch günstig. Aktuell gibt es allerdings noch keine konkreten Pläne, die Kirche und das Grundstück anderweitig zu nutzen.“

Während der Gemeindeversammlung, an der knapp zwei Dutzend Gläubige teilnahmen, gab es nur wenig Kritik an dem Verkauf. Allerdings schien die Mehrheit der Anwesenden auch ein wenig sprachlos zu sein. „Das muss man jetzt erst einmal sacken lassen“, hieß es aus den Reihen der Anwesenden.

„Das ist kein schöner Tag.“ Friedrich Schulze zur Wiesch hatte als Vorsitzender des Presbyteriums die undankbare Aufgabe, über den Verkauf des Gotteshauses zu informieren. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Vor 65 Jahren wurde die Jakobi-Kirche eingeweiht; jetzt wird sie an die Gemeinde Lippetal verkauft,