Unsere Kitas brennen aus

Erstellt am 20.10.2023

Landesweiter Protesttag fordert bessere finanzielle Ausstattung

Ein Bild mit Symbolkraft. Zwei Ballone befeuerten die Luft auf dem Petrikirchplatz und sandten die Botschaft: „Wir brennen aus!“ Auch Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer und Superintendent Dr. Manuel Schilling nahmen am Protest teil.

Über den Kita-Protesttag berichten in Wort und Bild Thomas Brüggestraße, Julie Riede und Hans-Albert Limbrock

Soest/Arnsberg/Düsseldorf. Erst im August 2024 werden die Pauschalen pro Kind steigen, bis dahin müssen die Träger von Kindertagesstätten sich nach der Decke strecken. Ausbaden müssen die Unterfinanzierung letztlich die Kinder und Familien. Das kritisierten jetzt auch viele Kindertageseinrichtungen im Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg. Mit Aktionen in Soest, Bad Sassendorf, Welver sowie an vielen anderen Standorten machten Erzieher:Innen sowie Eltern und natürlich auch die Kinder ihren Unmut Luft. Zusätzlich fuhren zwei Sonderbusse, damit die Erieher:Innen am Protesttag in Düsseldorf teilnehmen konnten. Über achtzig von ihnen machten sich auf den Weg in die Landeshauptstadt.

„Uns reicht es jetzt, wir sind stinkesauer, wir werden jetzt so was von laut, dass man uns bis Düsseldorf hört, wo die Entscheider sitzen", so begründeten die Leiterinnen Christiane Sussyk-Tusch und Cornelia Grützbach vom Evangelischen Johanna-Volke-Familienzentrum an der Lohner Höhe am Protesttag. Beide beklagen die Personalknappheit in den Kitas überall im Land. An der Lohner Höhe ist der Evangelischen Kirchenkreis Träger.

Weil auch er zu wenig Geld vom Land bekommt, können ihre 29 Kitas des Verbundes nicht genügend Personal einstellen. Das hat in der Konsequenz zur Folge, dass Kitas tageweise schließen müssen, wenn Kräfte Urlaub haben oder von jetzt auf gleich ausfallen – der ständige Druck, der Frust im Haus und bei den Eltern macht krank. Christiane Sussyk-Tusch: „Die Probleme sind bekannt, die Situation wird immer schlimmer. Aber wir Kitas haben keine Lobby. Cornelia Grützbach: „Wir werden einfach nicht gehört, wir sind total frustriert und sehen kein Licht am Ende des Tunnels." Für beide stand fest: „Jetzt wird Rabbatz gemacht.“

Mittels selbst gestaltete Protestkarten wurden gebeten, ihren Protest zu formulieren. Heinrich Frieling, der Landtagsabgeordnete der CDU aus dem Kreis wird in den nächsten Tagen reichlich Post auf seinem Schreibtisch finden.

Die Erzieher:Innen fordern, dass sie wieder mehr Zeit für pädagogische Arbeiten bekommen. Wegen der angespannten Personalsituation verkomme man zu einem reinen Abfertigungsbetrieb: Kinder annehmen, abfüttern, Windeln wechseln, schlafen legen, abends wieder abliefern. Von montags bis freitags von morgens halb sieben bis abends halb fünf. Ohne Perspektive auf Besserung der allgemein angespannten. Grützbach: „Wir sind total frustriert. Wir brauchen Gehör. Wir brauchen Veränderungen, grundlegende Veränderungen."

Eine Forderung: Die Finanzierung muss dauerhaft und grundlegend passen, damit das System Kita funktioniert, genügend Personal hat. Der ständige Druck und der Stress machen Berufe rund um Kinderbetreuung unattraktiv, und so fehlen dann auch Auszubildende.