Finanzieller Spielraum wird enger

Erstellt am 20.11.2023

Evangelische Kirchengemeinden werden auf eine angespannte Finanzlage vorbereitet

Trotz Kritik an der Verwaltung wegen fehlender Jahresabschlüsse wurde der von Verwaltungsleiter Bernd Göbert (rechts) vorgelegte Haushaltsentwurf mit breiter Mehrheit angenommen. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

Soest-Arnsberg. Die Evangelischen Kirchengemeinden im Kirchenkreis Soest-Arnsberg müssen den Gürtel in Zukunft noch enger schnallen. Darauf hat Verwaltungsleiter Bernd Göbert die über hundert Synodalen, die an der Herbstsynode in der Fachhochschule Meschede teilgenommen haben, vorbereitet. Schon zu Beginn der sechsstündigen Sitzung hatte Superintendent Dr. Manuel Schilling darauf hingewiesen, dass die Herbstsynoden, bei denen traditionell die Haushaltspläne verabschiedet werden, in der Vergangenheit in der Regel „wenig spannend“ gewesen seien: „In früheren Zeiten wurden dann meist bessere Ergebnisse bekannt gegeben, als zuvor prognostiziert. Doch dieses Spiel ist nun vorbei. Die Zahlen sind besorgniserregend.“

Eine Einschätzung, der sich Bernd Göbert in seinen Ausführungen anschloss. In allen Bereichen werde man in Zukunft sparen müssen; daran führe kein Weg vorbei: „Es gibt ganz sicher schönere Aufgaben, als die Finanzplanung für 2024 vorzustellen.“ So wird in der Finanzausgleichskasse, deren Erträge sich auf 15,6 Millionen Euro belaufen, ein Fehlbetrag von 146.000 Euro ausgewiesen. Nicht viel besser sieht es in der Kreissynodalkasse aus. Hier werden Erträge in Höhe von 4,8 Millionen Euro erwartet, bei Ausgaben in Höhe von 5,3 Millionen Euro; also ein Fehlbetrag  von annähernd 500.000 Euro. In beiden Fällen werden die Defizite durch Entnahmen aus dem Eigenkapital ausgeglichen. „Aber“, so Göbert, „ das kann man natürlich nicht unendlich oft machen.“

Für die Gemeinden bedeutet das, dass sie im kommenden Jahr mit etwa insgesamt 380.000 Euro weniger auskommen müssen. Der Verwaltungschef  sprach daher die Empfehlung aus, den Gebäudebestand, über den jede Gemeinde verfüge, kritisch zu überprüfen, um hier Einsparpotenziale zu finden: „Unser aller Auftrag sind in erster Linie Seelsorge und Verkündigung. Gebäude zu erhalten ist nicht unser Hauptauftrag, denn Immobilien sollten immer nur Mittel zum Zweck sein.“

Weil das so ist, haben sich die Gemeinden zwischen Olsberg und Lippetal, Werl und Geseke im laufenden Jahr bereits von einigen Kirchen und Versammlungsstätten getrennt. So zum Beispiel in Warstein-Sichtigvor, Meschede, Kallenhardt, Brilon-Gudenhagen oder zuletzt in Lippetal-Lippborg. Und dieser Prozess wird weitergehen: Allein in der Kirchengemeinde Lippstadt steht in den ersten Wochen des neuen Jahres die Entwidmung von vier Kirchen auf der Agenda. Und auch in Soest, wo es sechs historische Kirchen gibt, ist dieser Prozess mit dem Verkauf der Brunsteinkapelle an einen Soester Unternehmer längst angeschoben und wird weiter Fahrt aufnehmen. „Das alles schmerzt uns sehr“, fasste Schilling die Gemütslage im Kirchenkreis zusammen.

Kritik an der Verwaltung  gab es von Seiten der Kirchengemeinden, weil die Jahresabschlüsse aus den Vorjahren immer noch nicht vorliegen würden. So sei eine seriöse und verlässliche Haushaltsführung für die Gemeinden nicht machbar. Arnsberg mit Pfarrer Johannes Böhnke hatte gar eine Missbilligung gegenüber der Verwaltung formuliert. Abgestimmt wurde hierüber allerdings nicht, weil Superintendent Schilling den Beschluss der Kirchengemeinde Arnsberg nicht als Antrag aufgefasst hatte: „Das war ein Fehler von uns“, gab er zu. Die Abstimmung wird möglicherweise bei der nächsten Synode im Juni 2024 nachgeholt. Göbert zeigte Verständnis für den Unmut, der vor allem bei den Finanzverantwortlichen in den Gemeinden herrscht. Gleichzeitig betonte er, dass man mit Hochdruck an den Jahresabschlüssen arbeite und schon bald zu einem Abschluss kommen werde.

Auf Ebene der Landeskirche steht der Kirchenkreis bei den Kirchenkreisen mit seinen inzwischen 95.000 Gemeindegliedern – bei der Fusion vor vier Jahren waren es noch deutlich über 100.000 - noch vergleichsweise gut dar. Allerdings verliert man im Dezember auf einen Schlag gleich 1327 Mitglieder. Das liegt daran, dass die Kirchengemeinde Medebach mit Winterberg fusioniert und damit künftig zum Kirchenkreis Wittgenstein gehören wird.

Superintendent Dr. Manuel Schilling schmerzt die Aufgabe von Kirchen und Versammlungsstätten.

Verwaltungsleiter Bernd Göbert: „Es gibt ganz sicher schönere Aufgaben, als die Finanzplanung für 2024 vorzustellen.“